SOA eröffnet IT-Dienstleistern vielfältige Aufgaben

19.01.2007
Bedarf besteht vor allem nach Unterstützung in organisatorischer Fragen.

Die Service-orientierte Architektur (SOA) heizt die Wachstumsphantasien der IT-Berater und Systemintegratoren an. Die Flut an Informationen zu diesem Thema ist gewaltig. Allerdings beleuchtet die aktuelle SOA-Diskussion vornehmlich technische Details und visionäre Konzepte der Anbieter. Praktische Fragen, die bei der Umsetzung von SOA-Konzepten aufkommen, werden oft zweitrangig behandelt.

Wie die Marktforscher von Berlecon Research bei der Anaylse von acht SOA-Projekten herausfanden, sind die IT-Dienstleister aber vor allem bei der organisatorischen Umsetzung gefragt (siehe auch "Gute Beratung ist entscheidend"). Probleme gibt es beispielsweise bei der Modellierung von Prozessen: Idealerweise sollten die Fachabteilungen dies übernehmen - schließlich besteht ein wesentlicher Vorteil der Serviceorientierung der neuen Architektur darin, dass die Business-Aspekte bei der Abbildung von Prozessen durch die IT im Vordergrund stehen. Laut Berlecon sind die Fachbereiche von dieser Aufgabe jedoch häufig überfordert.

Wichtig sei zudem die Moderation zwischen den IT-Abteilungen und Fachbereichen. Quasi programmiert sind etwa Konflikte zwischen IT- und Fachabteilungen bei der Governance der Services: Auf der einen Seite stehen die Fachabteilungen, die eine schnelle, individuelle Lösung für ihre Probleme suchen. Auf der anderen Seite ist es die Aufgabe der IT-Administration, auf die Qualität und Wiederverwendbarkeit der Dienstleistungen zu achten, was wiederum mehr Arbeitsaufwand und längere Entwicklungszeiten zur Folge hat. Für externe IT-Berater bieten solche Szenarien ein enormes Geschäftspotenzial.

Auch der Entwicklungsbedarf steigt durch SOA. Um komplexe Prozesse, die viele Einzeldienste und Systeme oder Anwendungen umfassen, besser überwachen zu können, sind etwa Anwendungen gefragt, die die neue Architektur mit Aspekten von BPM (Business-Process-Management) verknüpfen. Zudem werden die IT-Landschaften trotz der voranschreitenden Konsolidierung künftig in den meisten Unternehmen heterogen bleiben. Auch viele Anbieter setzen neben der gewählten SOA-Plattform weitere Plattformen ein. Integration bleibt daher ebenfalls ein wichtiges Thema.

Ein weiteres Geschäftsfeld der IT-Dienstleister ist die Entwicklung der einzelnen SOA-Services. Nicht umsonst haben Accenture und IBM Millionen in den Aufbau von Offshore-Ressourcen investiert. Allerdings spielt die kostensenkende und zeitsparende Wiederverwendung von SOA-Diensten als Motiv für die Umsetzung bei den meisten befragten Unternehmen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Wie die Projektberichte zeigen, ist dieser von den Anbietern propagierte Vorteil (noch) nicht in allen Fällen relevant oder realisierbar. IT-Dienstleister, die SOA-Services für viele potenzielle Anwender von der Stange anbieten können, dürften daher mehr von solchen Vorteilen profitieren, folgern die Analysten.

Mehr Informationen zu Service-orientierten Architekturen finden Sie im SOA-Expertenrat der COMPUTERWOCHE. (sp)