Oracle Senior IT

Kleine Schritte

SOA - ein Konzept ist noch nicht begraben

07.09.2011
Von Dr. Peter Mandl

Lessons learned

Die kurzfristigen Erwartungen an SOA wurden, wie so oft bei Hype-Themen, viel zu hoch gesteckt. Einige SOA-Projekte sind gescheitert oder dauern länger als erwartet, aber es gibt auch Fortschritte zu verzeichnen. Das SOA-Konzept fasst grundsätzlich wichtige Ansätze zur Entwicklung guter Softwarearchitekturen zusammen (Kapselung, Information Hiding etc.). Das ist zwar nichts Neues, aber ein geeigneteres Konzept zum Beherrschen komplexer IT-Landschaften ist derzeit nicht in Sicht.

Während bei übertriebenen und radikalen Ansätzen der Umgestaltung großer Anwendungslandschaften ein Misserfolg droht, scheint der Weg über eine partielle und gut portionierte SOA-Einführung gangbar zu sein. Bewusst in Kauf genommene Redundanz in den Anwendungssystemen könnte die Weiterentwicklung einer Anwendungslandschaft machbarer gestalten. Eventuell sollten nur Services zentralisiert werden, bei denen eine Kernfunktionalität des Unternehmens unbedingt an einer Stelle implementiert sein muss, weil sie so komplex oder wichtig ist, dass sie überall exakt gleich ablaufen muss (etwa Preisberechnungen). Die Komplexität könnte auch durch die Konzeption möglichst kontextfreier, beispielsweise nur lesender Services reduziert werden. Services sollten also robust und zustandslos sein.

Eine sinnvolle Unternehmensorganisation müsste die bisher für die bestehenden Anwendungssysteme Verantwortlichen eng in die Servicegestaltung einbeziehen, so dass der Servicegedanke nicht zu Kompetenzverlusten führt. Denkbar wäre eine zentrale Servicegruppe im Unternehmen, die zum Beispiel der CIO selbst als verantwortlicher Architekt leitet und in die auch Vertreter der einzelnen Anwendungsteams rekrutiert werden. Sie wiederum könnten die SOA-Konzepte in die einzelnen Entwicklungsteams einbringen. (ue)