Die Zukunft der Softwareentwicklung

SOA - der Weg zur Lean IT?

29.10.2008
Von  und
Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Ontologien als gemeinsame Sprache

Um solche Mashups zu ermöglichen, brauchen Unternehmen Ontologien, erklärte Martin. Erst sie gäben Fachabteilungen und der IT eine gemeinsame Sprache. Eine Ontologie umfasse eine Taxonomie, eine Terminologie und eine Semantik. Die Verantwortlichen müssten dazu das Rad nicht jedes Mal neu erfinden; vielmehr existierten einige Ontologien bereits. So stelle etwa das SID-Framework des TM Forum eine breit akzeptierte Ontologie für die Telekommunikationsbranche zur Verfügung.

Während Ontologien das Modell für die industrialisierte IT liefern, sollen "Sevice-Delivery-Plattformen" (SDP) künftig die technische Umgebung für die Implementierung von Business Mashups bilden. "Eine SDP besteht aus von der IT vorgefertigten Komponenten", erläuterte Martin. Dazu zählten etwa Werkzeuge, Lösungsschablonen, Regeln und eine Methodik, wie sich die Komponenten verbinden lassen. Die Plattform sei insofern auch als "Service-orientierte Standardsoftware auf einer Metaebene" zu verstehen.

Alte SOA-Probleme noch ungelöst

All diese Veränderungen können Unternehmen nicht über Nacht stemmen, räumte der Analyst ein. Die Vision der schlanken IT lasse sich voraussichtlich erst in einem Zeitraum von fünf Jahren verwirklichen. Bis es soweit ist, müssen sich Unternehmen noch mit grundlegenden Problemen beim Aufbau einer SOA plagen. Eine Live-Umfrage unter den Besuchern der SOA-Konferenz brachte diesbezüglich ernüchternde Ergebnisse: Gut die Hälfte der Verantwortlichen erreichte demnach weniger als 50 bis 60 Prozent der mit SOA definierten Projektziele. Einen Zielerreichungsgrad von 80 bis 95 Prozent nannten lediglich 15 Prozent. Eines der vernachlässigten Probleme scheint nach wie vor die Governance von SOA-Vorhaben zu sein. So gaben nur 16 Prozent der Befragten an, bereits einen Prozess zur SOA-Governance als Teil der IT-Governance aufgesetzt zu haben. Knapp ein Drittel plant solche Mechanismen gar nicht. Dazu passt, dass rund 40 Prozent gänzlich auf den Einsatz von Service-Level-Agreements (SLAs) verzichten.

Nach wie vor sind SOA-Projekte stark technikgetrieben, wie ein weiteres Ergebnis der Ad-hoc-Umfrage offenbarte. Als Sponsor ihrer SOA nannten 37 Prozent der Teilnehmer den CIO oder IT/Orga-Leiter. Fachabteilungsleiter spielen nur in sechs Prozent der Fälle diese Rolle. Zu denken gibt ferner, dass für mehr als 30 Prozent der Befragten der Sponsor ihrer SOA nicht klar geregelt ist. Auch in Sachen Prozessorientierung und SOA scheint es in der Praxis noch nicht allzu weit her zu sein. Den oft geforderten Posten des Chief Process Officer (CPO) als Bindeglied zwischen Business und IT hat noch kein einziger der Umfrageteilnehmer geschaffen.

Mehr zum Thema im CW-Experten-Blog SOA meets BPM.