Auch Legacy-Funktionen als Web-Services
Im Briefbereich der Deutschen Post legt Helbig eindeutig mehr Wert auf die Gesamtarchitektur. Er forciert vor allem die SOA-Konformität der neuen Anwendungen. Allerdings lässt er parallel dazu die Legacy-Anwendungen auf Funktionen untersuchen, die besonders häufig genutzt werden, um sie anschließend aus der Applikation herauszulösen und als Services bereitzustellen. Damit diese Funktionen bei Bedarf wieder auffindbar sind, müssen sie allerdings beschrieben und in einer Registry abgelegt werden. Die Deutsche Post gehört damit allem Anschein nach zu den wenigen Unternehmen, die das bereits tun.
Dem neuen Design-Prinzip entspricht auch das jüngste Vorzeigeprojekt der Post: ein Auftrags-Management-System für große Briefkunden. Es integriert die kundenorientierten Prozesse in Marketing, Vertrieb, Service und Filialbetrieb, ist also im Kern auch ein IT-Integrationsprojekt. Wie der zuständige Abteilungsleiter Erwin Lenz erläutert, nutzt das System, das derzeit im ersten Release produktiv läuft, diverse Services aus anderen Domänen.
Durch IT allein nicht zu rechtfertigen
Immer wieder gestellt - und keineswegs zufrieden stellend beantwortet - wurde die Frage nach dem "Business Case" für eine SOA. Letztendlich sei dies für ein Unternehmen von der Größe der Deutschen Post eine "Make-or-brake"-Entscheidung, sagte Helbig. Mit anderen Worten: Ohne eine SOA wäre die wachsende Komplexität der Systeme wohl kaum in den Griff zu bekommen. Auch aus diesem Grund ist die oft beschworene Rückendeckung durch das Topmanagement so wichtig. Nur wenn die Unternehmensspitze eindeutig hinter dem Vorhaben steht, kann es ohne hinderliche Erbsenzählerei durchgezogen werden.