Videoconferencing im Staatsdienst

So wollen die Bürokraten sparen

23.08.2010
Von Stefan Mutschler

Visuelle Kommunikation im Alltag angekommen

Sehen bedeutet (und vermittelt) mehr als Hören. Mimik, Gestik, der erste Eindruck - all das sind Beispiele für "wichtige Zusatzinformationen", die im Rahmen eines Telefongesprächs außen vor bleiben. 75 Prozent der Menschen - Männer noch mehr als Frauen - sind visuell geprägt. Dabei erlaubt die visuelle Kommunikation etwa im Rahmen einer Telepresence-, oder Videokonferenz-Sitzung das gleichzeitige Zuspielen etwa von Präsentationen, Projektplänen und Kalkulationen. HD-Technik ermöglicht dabei lebensechte, authentische Besprechungen.

Dank moderner Technik lassen sich VC-Systeme problemlos ins Office integrieren.
Dank moderner Technik lassen sich VC-Systeme problemlos ins Office integrieren.
Foto: Polycom

Maßgeblich zur Akzeptanz beigetragen haben die Fortschritte in der Kommunikationsqualität und -stabilität sowie bei der Vereinfachung der Bedienung. Ersteres geht nicht zuletzt auf das Konto des Videokomprimierungsstandards H.264 "High Profile". Diese Technik reduziert durch eine effizientere Codierung die Bandbreitenanforderungen für Telepresence- und Videokonferenz-Anwendungen um bis zu 50 Prozent. Für Anwender bedeutet dies erhebliche Einsparungen bei der Netzbandbreite. So sollen jetzt für Full-Motion-Video in HD-Qualität bereits 512 Kbit/s genügen. Bei Videoverbindungen in SD-Qualität (normale DVD-Qualität) reichen nach Herstellerangaben schon 128 Kbit/s.

Ein entscheidender Schritt für die Stabilisierung von Videokommunikationsverbindungen war die Verabschiedung des Anhangs G der H.264-Protokolle Ende 2007. Was unspektakulär nach Anhängsel klingt, ist in Wirklichkeit revolutionär: Die Übermittlung von Videodaten geschieht nämlich bislang in Form eines singulären Streams, was bei voll zur Verfügung stehender Bandbreite zwar zu einem perfekten Bild führt, jedoch schon bei vergleichsweise geringen Schwankungen zu Totalaussetzern führen kann. Hersteller haben mit intelligenten Packet-Loss-Recovery-Techniken reagiert, um die Videokommunikation bei schwankenden Bandbreiten - und die sind bei Strecken über das öffentliche Internet keine Seltenheit - zu stabilisieren. Die Single-Stream-Methode bot hier jedoch nur sehr eingeschränkten Spielraum. Anhang G oder H.264 SVC (Scalable Video Codec), wie das neue Verfahren auch genannt wird, definiert nun erstmals eine mehrschichtige Übertragung. Abhängig von der in Echtzeit gemessenen Bandbreite wird eine entsprechende Zahl von Layern übertragen, wobei die Schärfe und Detailtreue von Layer zu Layer zunimmt. Selbst bei wirklich schlechten Verbindungen muss so die Kommunikation nicht mehr abreißen - im schlimmsten Fall nimmt für die Dauer des schlechten Verbindungszustands lediglich die Detailtiefe ab. Wächst die Bandbreite wieder, werden entsprechend mehr Layer übertragen, die das Bild nach und nach perfektionieren.