Ratgeber Software

So wehren Sie Hacker-Angriffe besser ab

27.01.2011
Von Thorsten Eggeling
Kaum ist eine Sicherheitslücke im PC gestopft, wird schon die nächste bekannt. Hilfe kommt von Microsoft: Das kostenlose Programm Emet 2.0 soll vielen Gefahren den Schrecken nehmen. Unsere Kollegen der PC-WELT zeigen, wie’s geht.
Hacker greifen PCs immer öfter über PDF- oder Flash-Dateien an.
Hacker greifen PCs immer öfter über PDF- oder Flash-Dateien an.

Sicherheitslücken werden immer wieder in Programmen entdeckt, die sich bis zur Reaktion des Herstellers nur schwer stopfen lassen. Antiviren-Software verhindert zwar, dass bekannte Schädlinge auf den PC gelangen. Bei bisher unbekannten Bedrohungen sind sie aber oft machtlos. Besonders gefährlich sind scheinbar harmlose, aber von Hackern besonders präparierte Dateien, die Sicherheitslücken ausnutzen. Das neue Sicherheitsprogramm Emet 2.0 von Microsoft verspricht, den PC vor diesen Gefahren besser zu schützen. Emet steht für "Enhanced Mitigation Experience Toolkit". Das englischsprachige Programm ist kostenlos, eignet sich für Windows XP SP 3, Vista SP 1 und Windows 7.

So greifen Hacker Ihren PC an
Angreifer setzen auf immer dieselben Methoden, um Kontrolle über den PC zu erlangen. Die simpelste Masche: Sie hängen an eine E-Mail eine ausführbare Datei und wollen den Benutzer mit Versprechungen oder Warnungen dazu bringen, diese zu starten. Wegen des gestiegenen Sicherheitsbewusstseins führt das jedoch immer seltener zum Erfolg. Daher haben sich viele Internetkriminelle auf die weit verbreiteten PDF- oder Flash-Dateien verlegt, um Schädlinge zu verteilen. Sie nutzen dabei Sicherheitslücken etwa im Adobe Reader oder Adobe Flash-Player aus, die den Start beliebigen Programmcodes aus der gerade geöffneten Datei erlauben. Darüber lassen sich dann vom Benutzer unbemerkt über das Internet Programme installieren, die Kennwörter ausspionieren, PIN-Eingaben aufzeichnen oder Werbemüll versenden.

Der beste Schutz vor diesen Angriffen ist, alle Programme regelmäßig zu aktualisieren. Die Hacker sind den Software-Herstellern jedoch oft eine Nasenlänge voraus und finden ständig neue Einfallstore. Es ist daher meist reine Glückssache, wenn der PC im Zeitraum zwischen dem Bekanntwerden einer Bedrohung und dem Schließen der Sicherheitslücke nicht infiziert wird.

So schützen Sie den PC mit Emet
Windows bietet von Haus aus bereits einige Schutzfunktionen, etwa die "Data Execution Prevention (DEP)". Diese verhindert, dass Code aus bestimmten Speicherbereichen ausgeführt wird. Die "Structure Exception Handler Overwrite Protection (SEHOP)" soll Angriffe per Puffer-Überlauf vereiteln. Und die "Address space layout randomization (ASLR)" sorgt für wechselnde Speicheradressen von Programmen, um Angreifern den Zugriff auf bestimmte Funktionen zu erschweren.

Aber nicht alle Programme verwenden diese Funktionen. Microsoft hat darum mit Emet eine Software entwickelt, über die sich einzelne Sicherheitsfunktionen auch dann aktivieren lassen, wenn ein Programm diese nicht selbst mitbringt. Das kann die Sicherheit vor allem bei den üblichen Verdächtigen verbessern, die zu den Lieblingszielen von Hackerangriffen zählen: beispielsweise beim PDF-Anzeigeprogramm Adobe Reader und bei Internet-Browsern wie dem Internet Explorer oder Mozilla Firefox. Emet ist relativ übersichtlich und einfach zu bedienen. Sie müssen nur die Programme in eine Liste aufnehmen, die Sie durch Emet schützen lassen wollen.

Schritt 1:
Das Programm Emet benötigt mindestens das .NET Framework in Version 2.0. Wenn es auf Ihrem PC noch nicht vorhanden ist, installieren Sie am besten die .Net-Version 3.5 SP 1. Sie enthält auch alle vorherigen Versionen. Danach installieren Sie Emet.

Schritt 2: Nachdem Sie Emet gestartet haben, sehen Sie ein Fenster mit einer Liste der gerade laufenden Programme und Prozesse. In der Spalte "Running EMET" erscheint ein grünes Symbol, sobald Emet dieses Programm schützt. Da Emet noch nicht konfiguriert ist, ist hier noch nichts zu sehen. Schließen Sie das Programm, das Sie unter dem Schutz von Emet laufen lassen wollen. Klicken Sie auf die Schaltfläche "Configure Apps" und dann auf "Add". Beim Adobe Reader gehen Sie dann beispielsweise so vor: Geben Sie hinter "Dateiname" C:\Program Files\Adobe\Reader 9.0\Reader\AcroRd32.exe ein, und klicken Sie auf "Öffnen". Oder Sie suchen die EXE-Datei in der Explorer-Ansicht des Fensters. Klicken Sie dann auf die Schaltfläche "OK".

Schritt 3: Starten Sie das in Schritt 2 konfigurierte Programm. In Emet taucht jetzt in der Spalte "Running EMET" neben diesem Prozess ein grünes Symbol auf. Probieren Sie alle Funktionen des nun gesicherten Programms aus. Öffnen Sie beispielsweise im Adobe Reader unterschiedliche PDF-Dateien, und achten Sie auf Darstellungsprobleme und Fehlfunktionen.

Schritt 4:
Sollten beim Testen des Programms Probleme auftreten, klicken Sie in Emet erneut auf "Configure Apps". Deaktivieren Sie zuerst die Schutzfunktion "MandantoryASLR", und starten Sie den Adobe Reader neu. Wiederholen Sie diesen Schritt, bis kein Fehler mehr auftritt. Deaktivieren Sie dabei von rechts nach links nacheinander eine Schutzfunktion nach der anderen. Bei den Tests in der Redaktion traten zumindest beim Adobe Reader keine Fehlfunktionen auf. Es ist aber möglich, dass einige Emet-Einstellungen bei bestimmten Programmen unerwünschte Nebenwirkungen haben können. Vorher wissen kann man das nicht. Hier hilft nur ausprobieren.