Mythos vom sozial-engagierten Hacker

So viel verdienen Hacker

03.02.2016
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Reich werden mit Hacken? Mitnichten, das zeigt jetzt eine Studie des Ponemon Institute. Auch wenn das Gros der Angriffe finanziell motiviert ist, das große Geld verdienen die Cyber-Kriminellen damit nicht.
Geld treibt sehr viele Hacker an.
Geld treibt sehr viele Hacker an.
Foto: GlebStock - shutterstock.com

Was motiviert Hacker? Wie lange wird ein Ziel angegriffen? Welche Ziele werden bevorzugt angegriffen? Um diese und ähnliche Fragen zu beantworten zu können, beauftragte Palo Alto Networks das Ponemon Institute mit Studie "Flipping the Economics of Attacks". Den Report können Sie hier herunterladen. Im Rahmen der Studie befragte das Institut 304 Hacker in Deutschland, Großbritannien und den USA. Russland und China wurden nicht berücksichtigt, da Ponemon dort keinen Zugang zu den entsprechenden Kreis hatte.

Hacker sind Geringverdiener

Gut geschützte Unternehmen halten Angreifern 147 Stunden stand.
Gut geschützte Unternehmen halten Angreifern 147 Stunden stand.
Foto: Palo Alto Networks

Ein überraschendes Ergebnis der Studie war, dass sich die Antworten der Hacker aus USA, Deutschland und Großbritannien regional nicht unterschieden. Ferner sucht man den altruistischen Hacker mittlerweile vergebens - für 70 Prozent der Angreifer steht der schnöde Mammon im Vordergrund. Allerdings werden die Kriminellen mit ihrer Arbeit nicht reich. Sieht man von wenigen Supercracks ab, so liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen der Hacker bei rund 30.000 Dollar. Dies entspricht laut Ponemon knapp einem Viertel des durchschnittlichen Jahreslohns eines legal arbeitenden IT-Profis mit ähnlichen Fähigkeiten.

72 Prozent suchen leichte Beute

Die wirtschaftliche Orientierung der Hacker wirkt sich auch auf die Wahl ihrer Ziele aus: Die Angreifer agieren meist spontan und such sich zuerst einfache Ziele aus. So gaben 72 Prozent der Befragten an, dass sie keine Zeit für einen Angriff verschwenden würden, wenn sie nicht schnell an hochwertige Daten gelangen, die sie verwerten können. Letztlich ist die Mehrheit der Befragten (73 Prozent) auf der Jagd nach einfachen, "günstigen" Zielen.

Einbruchswerkzeug kostet 1387 Dollar

Hacker lieben leichte Ziele und den schnellen Zugrff.
Hacker lieben leichte Ziele und den schnellen Zugrff.
Foto: Palo Alto Networks

Allerdings bedeutet dies keine Entwarnung für Unternehmen. "Da die IT-Kosten gefallen sind, sind auch die Kosten für die Angreifer, um in ein Unternehmen einzudringen, gesunken", erklärt Davis Hake, Leiter Cybersicherheitsstrategie bei Palo Alto Networks, "dies trägt ebenso zum wachsenden Volumen an Bedrohungen und Datenmissbrauch bei." So nutzen etwa auch die Angreifer die Möglichkeit der billigen Computer-Power on demand aus der Cloud. Ihre Angriffe lassen sie dabei zu 68 Prozent automatisiert durchführen. Zudem steigt die Bedeutung der Toolkits bei den Angriffen. 63 Prozent nutzen entsprechende Tools mittlerweile, wobei im Schnitt pro Angriff für ein Toolkit 1387 Dollar bezahlt werden. 64 Prozent schätzen die Kits als hoch effizient ein.

Trotz Automatisierung und effizienter Toolkits bleibt die Zeit ein Feind der Cyber-Kriminellen. Gelingt ein Angriff auf ein Unternehmen nicht innerhalb von 40 Stunden, dann sucht sich das Gros der Hacker (69 Prozent) ein neues Ziel. Im Durchschnitt würde ein technisch versierter Angreifer einen Angriff beenden und sich einem anderen Ziel zuwenden, nachdem er etwa eine Woche (209 Stunden) ohne Erfolg investiert hat. Die Planung und Ausführung eines Angriffs auf ein Unternehmen mit einer "sehr guten" IT-Sicherheitsinfrastruktur dauert für einen technisch versierten Cyber-Angreifer mehr als doppelt so lange (147 Stunden) im Vergleich zu 70 Stunden, wenn ein "typisches" durchschnittliches Sicherheitsniveau vorliegt.