Meltdown & Spectre vs. Surface Book

So viel Leistung frisst das Sicherheitsupdate

17.01.2018
Von 


Gordon ist einer der Gründerväter des "Hardcore Tech Reporting" und befasst sich seit 1998 mit Rechnern und ihren Komponenten. Er schreibt für unsere US-Schwesterpublikation PC World.
Wir haben ein Surface Book mit Patches gegen die CPU-Exploits Meltdown und Spectre versorgt. Das kostet Leistung.

Viele Performance-Junkies empfinden die Sicherheitsrisiken, die von den CPU-Exploits Spectre und Meltdown ausgehen, wahrscheinlich als weniger schlimm. Schließlich gibt es bislang keine Erkenntnisse darüber, dass die Lücken schon einmal ausgenutzt wurden. Wesentlich schwerer dürften für leistungsbewusste User die in Aussicht gestellten Performance-Einbußen wiegen.

Wie viel Leistung kosten die Sicherheitsupdates, die Spectre und Meltdown verhindern sollen?
Wie viel Leistung kosten die Sicherheitsupdates, die Spectre und Meltdown verhindern sollen?
Foto: Photographee.eu - shutterstock.com

Security Patches vs. Systemleistung

Und um das gleich vorweg zu nehmen: Diese Ängste sind durchaus berechtigt. Das legt zumindest ein Test unserer US-Kollegen mit einem Surface Book der ersten Generation nahe. Hier die Hardware-Ausgangslage auf einen Blick:

  • Surface Book mit Intel Skylake Core i7-6700U

  • 16 GB LPDDR3 RAM

  • 512 GB Samsung 950 Pro NVMe SSD

  • Windows 10 Pro 64-bit mit Fall Creators Update

Einen ersten Anhaltspunkt für einen Performance-Abfall bot Steve Waltons Zusammenfassung bei TechSpot, der davon berichtet, dass bei den meisten Games und CPU-intensiven Anwendungen keine wesentlichen Veränderungen feststellbar sind. Wohl aber, wenn es um die Lese- und Schreibgeschwindigkeit geht. Deshalb war das auch der erste Punkt, den die Kollegen mit dem Surface Book überprüft haben.

Hier die Ergebnisse, die CrystalDiskMark 5.5.0 vor den Sicherheitsupdates für Spectre und Meltdown ausgespuckt hat:

Und hier die Ergebnisse nach dem Security Update:

Die Ergebnisse zeigen, dass nach den Sicherheits-Updates insbesondere die 4K-Performance leidet: Zwar ist das Surface Book beim Lesen ungefähr gleich schnell, beim Schreiben fällt die Leistung aber um satte 26 Prozent ab. Diese Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen von TechSpot.

Da die Storage Performance in synthetischen Read/Write-Tests abgefragt wird, sind diese Ergebnisse schwer einzuordnen. Um zu sehen, wie sich die Sicherheits-Patches gegen Meltdown und Spectre auf den alltäglichen Gebrauch auswirken, haben wir auch einen Test mit WebXPRT 2015 auf dem Surface Book mit der aktuellen Version von Microsoft Edge durchgeführt. Hierbei handelt es sich um einen Browser-basierten Benchmark-Test, der die Leistung des Geräts in verschiedenen HTML5- und JavaScript-Szenarien misst.

Die "ungepatchte Variante" des Surface Book brachte es hierbei auf einen Gesamt-Score von 450. Nach der Installation des Updates sank dieser Wert auf 433, was einem Leistungsverlust von vier Prozent entspricht. Intel selbst hatte beim gleichen Test noch circa 10 Prozent Performance-Abfall gemessen.

Meltdown & Spectre: Gar nicht so schlimm?

Ist die Situation also gar nicht so schlimm, wie der synthetische Storage-Benchmark glauben machen will? Ja und nein: Die Tests sind immer noch in einer frühen Phase, mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass der Leistungsabfall Ihres Systems stark von seinem Einsatzzweck abhängt. Wie auch die Kollegen von TechSpot herausgefunden haben, sind bei den meisten Aufgaben (zum Beispiel 3D-Rendering oder Gaming) keine Unterschiede feststellbar. Dennoch: Die Einbußen bei der Storage Performance werden sich bemerkbar machen.

Das zeigen beispielsweise die Tests von Intel mit SYSMark 2014 SE - einem der fortschrittlichsten Benchmarks überhaupt. SYSMark nutzt Applikationen wie Word und Photoshop, um die Performance unter realistischen Bedingungen zu testen. So gibt der Test Auskunft über die Dinge, die wirklich nerven können, wenn sie zu lange dauern. Etwa das Booten von Apps, die Durchführung einer Suche oder der Import von Fotos. Dabei spielt die "storage responsiveness" natürlich auch eine nicht unwesentliche Rolle.

Entsprechend ernüchternd fallen die Ergebnisse von Intel aus: Die "system responsiveness" sank dabei um 21 Prozent. (fm)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation PC World.