Programmieren, schrauben, putzen

So verdienten IT-Chefs ihr erstes Geld

15.08.2012

11. Bert Bloß: Ein Großrechner für den Ostblock

Bert Bloß leitet heute die IT der Heinrich Böll Stiftung. Schon zu Beginn seiner Technikerkarriere in der damaligen DDR hat er gelernt, was es heißt, findig im Nachbauen zu sein. 1986 war Bloß als Inbetriebnahme-Ingenieur verantwortlich für einen Großrechner der Firma Robotron, der im ganzen Ostblock zu Einsatz kam: Dieses Einheitliche System Elektronischer Rechentechnik (ESER) war tatsächlich zum IBM System/390 weitgehend baugleich. So wirkte Bloß an einem Projekt mit, das von höchster
Eegierungsstelle geplant und umgesetzt worden war - damals in der UdSSR und Bulgarien. Bloß hat dabei viel gelernt, was ihm heute noch nützt: " Ziele in kurzer Zeit unter schwierigen Bedingungen zu erreichen und sorgfältige Vorbereitung schätzen zu lernen: Was man in Bulgarien oder der UdSSR nicht
mithatte, konnte man nicht einfach über Internet nachbestellen."

Bert Bloß, Heinrich Böll Stiftung.
Bert Bloß, Heinrich Böll Stiftung.

Er lernte schätzen, wie wichtig Teamarbeit und persönliche Kontakte sind. Zudem entwickelte er die Fähigkeit, "schnell und vor allem richtig auf
unvermittelt eintretende Probleme zu reagieren". Da er die kopierte Technik, war er nach der Wende "sofort in der IBM-Welt zuhause". Statt mit der DDR unterzugehen schlug er Brücken für Firmen in die neue Zeit. "Das wusste Siemens sehr zu schätzen."

12. Sebastian Saxe: Auch Norddeutsche lieben Skifahren

Sebastian Saxe verantwortet heute als CIO die IT der Hamburg Port Authority (HPA), die für die behördlichen Belange des Hamburger Hafens zuständig ist. Während seines Mathematikstudiums trieb Saxe viel Sport und verband das Angenehme mit dem Nützlichen: "Über den Hamburger Skiverband habe ich ein Alpin-Skilehrer-Patent beim DSV erworben. Dadurch konnte ich Jugend- und Studentenreisen als norddeutscher Skilehrer begleiten und mir so ein Zubrot verdienen.

Sebastian Saxe, Hamburg Port Authority.
Sebastian Saxe, Hamburg Port Authority.
Foto: Hamburg Port Authority

In Hamburg gibt es unheimlich viele Skifahrer, so dass ich in den Semesterferien regelmäßig die Gelegenheit hatte, Urlaub und Arbeit auf sehr angenehme Weise miteinander zu verknüpfen. Heute unterrichte ich zwar nicht mehr, aber ich fahre immer noch sehr gerne Ski und zwar mit den klassischen, geraden Brettern, die eine gute Technik erfordern. "

14. Horst Westerfeld: Mittagspause um Mitternacht

Horst Westerfeld ist als CIO des Landes Hessen im hessischen Kabinett vertreten. Vor seinem Studium absolvierte der heutige Staatssekretär eine Lehre als Maschinenschlosser bei Mercedes-Benz: " Als Student habe ich dort in der Motorenventil-Fertigung gejobbt, in den Sommersemesterferien, alternierend jeweils 50 Stunden wöchentlich in der Tag- und Nachtschicht. Weil ich mich dort auskannte, wurde ich als Springer eingesetzt und konnte so den gesamten Produktionszyklus kennen lernen.

Horst Westerfeld, CIo des Landes Hessen.
Horst Westerfeld, CIo des Landes Hessen.
Foto: Westerfeld,Horst

Besonders die Nachtschicht habe als sehr schön in Erinnerung. Mittagspause war nachts um zwölf Uhr. Während der Schicht an der Schmiede oder den Drehautomaten war es sehr laut, doch in den 45 Minuten Pause wurden alle Maschinen ausgeschaltet. Oft saß ich dann mit den Kollegen draußen vor den Fertigungshallen. Es hatte etwas Friedvolles, sich eine kurze Auszeit von der körperlichen Arbeit zu nehmen und bei Bildzeitung, Brötchen und Fleischwurst die meist warme und dunkle Sommernacht zu genießen. "

15. Frank Mang, Der Aufstieg in die Bettwäscheabteilung

Accenture-Manager Frank Mang jobbte einst als Schuhverkäufer.
Accenture-Manager Frank Mang jobbte einst als Schuhverkäufer.
Foto: Accenture


Frank Mang ist seit über 20 Jahren bei Accenture und inzwischen als Executive Partner unter anderem für SAP-Projekte verantwortlich. Schon während seines Informatikstudiums in den 80er Jahren blickte Mang über den Tellerrand und ging im Rahmen eines Austauschprogramms in die USA. In San Fernando Valley in Canoga Park arbeitete er zwei Monate lang in einem Marshals Department Store - für 3,45 Dollar in der Stunde in der Schuhabteilung.

Mang erinnert sich heute noch gern an diesen Studentenjob: "Theoretisch sollte ich Schuhe verkaufen, praktisch habe ich aber nur Waren eingeräumt, anprobierte Schuhe wieder in die Regale gestellt und Preise ermittelt. Die Kunden haben oft die Preistags abgerissen und dann gehofft, die Schuhe billiger zu bekommen. Das hat aufgrund einer ausgeklügelten Codierung nicht geklappt, mir aber Arbeit gemacht." Mang machte seinen Job aber so gut, dass er schon nach fünf Wochen aufstieg und als Urlaubsvertretung in der Bettwäscheabteilung landete: "Seitdem weiß ich, dass King und Queen Bettgrößen sind."

16. Frank Nittka, der Nachhilfelehrer

Frank Nittka ist CIO des Wasserfilterherstellers Brita GmbH. Schon als
Schüler war Frank Nittka finanziell "recht unabhängig", schließlich gab er zahlreiche Nachhilfestunden und engagierte sich als Mit-Herausgeber einer naturwissenschaftlichen Schülerzeitung.

Frank Nittka, Brita.
Frank Nittka, Brita.
Foto: Nittka, Dr. Frank

Als er sich nach der Bundeswehr entschloss, Maschinenbau zu studieren, fand er bald einen passenden Nebenjob. Von 1984 bis 1985 arbeitete er als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Mechanik der Universität Dortmund tätig. Für etwa 300 Mark im Monat korrigierte er fünf Stunden die Woche Übungsaufgaben und beriet andere Studenten in Sprechstunden fachlich.