Von wegen uneffizient

So senkt die IT die Energiekosten

15.05.2009
Von 
Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.
Zwar ist die IT für die weltweiten CO2-Emissionen mit verantwortlich. Doch andererseits kann die Informationstechnik auch maßgeblich helfen, Energie zu sparen. Die Experton Group rät, Geschäftsprozesse so zu optimieren, dass durch den IT-Einsatz der Energieverbrauch gesenkt wird.
Wolfgang Schwab, Senior Advisor der Experton Group, lenkt den Blickwinkel auf die Frage, wie viel Energie sich in Geschäftsprozessen durch den richtigen IT-Einsatz einsparen lässt.
Wolfgang Schwab, Senior Advisor der Experton Group, lenkt den Blickwinkel auf die Frage, wie viel Energie sich in Geschäftsprozessen durch den richtigen IT-Einsatz einsparen lässt.

Ist von Green IT die Rede, wird immer wieder die Einschätzung des Analystenhauses Gartner zitiert. Danach zeichnet die Informationstechnik für rund zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich - und damit für ungefähr ebenso viel wie die Luftfahrtbranche. Green-IT-Spezialist Wolfgang Schwab von der Experton Group lenkt den auf einen etwas anderen Aspekt. Der Analyst rät, darauf zu achten, welchen nützlichen Beitrag die IT für das Energiebudget und die Umwelt durch die Optimierung von Geschäftsprozessen leisten kann.

Zukunftsweisender als der reine Fokus auf energiesparendes IT-Equipment ist laut Wolfgang Schwab, Senior Advisor der Experton Group, die Frage, wie viel Energie in den Geschäftsprozessen durch den richtigen Einsatz von IT gespart werden kann. So optimierten Fluggesellschaften ihre Flugpläne seit Jahren IT-gestützt, um möglichst wenige Leerflüge durchführen zu müssen. Ähnliches gelte für Transportunternehmen im LKW-Bereich.

"Sinnvollerweise sollten sich CIOs mit den einzelnen Fachabteilungen auseinandersetzen und versuchen, die Business-Prozesse dahingehend zu optimieren, dass durch den optimalen Einsatz von IT-Lösungen in den einzelnen Geschäftsprozessen möglichst wenig Energie verbraucht wird", fordert der Analyst und Green-IT-Spezialist.

Die drei Schritte zum Energiesparen

Schwab rät, die folgenden Schritte für jeden Geschäftsprozess und jede Fachabteilung durchzuführen:

1. Assessment der Geschäftsprozesse: Die Prozesse im Logistik- und Fertigungsbereich dürften zwar bei den meisten Unternehmen schon weitgehend optimiert sein, so Schwab, dennoch sollten sie ebenso erneut auf den Prüfstand gestellt werden wie "Nebenprozesse", beispielsweise interne Dienstreisen und Abstimmungs-Meetings. Interessant sind laut dem Experten alle Prozessschritte, in denen Energie verbraucht wird, also Waren oder Dokumente erstellt oder Personen bewegt werden.

2. Assessment der IT-Unterstützung und GAP-Analyse: In diesem zweiten Schritt müsse untersucht werden, ob und gegebenenfalls wie die beim Assessment der Geschäftsprozesse identifizierten Teilschritte durch IT dahingehend unterstützt werden können, dass weniger Energie verschwendet wird. In diesem Schritt sei auch zu planen, welche zusätzlichen Lösungen zum Einsatz kommen sollen, und zu prüfen, ob dies wirtschaftlich sinnvoll ist.

3. Optimierung des IT-Supports für die Geschäftsprozesse: In diesem Schritt werden die Projekte detailliert geplant, priorisiert und letztlich durchgeführt.

Gefragt: Ganzheitlicher Ansatz

Wolfgang Schwabs Fazit zum Themenkomplex Green IT: "Unternehmen, die Green IT ernst nehmen, kommen nicht an einem ganzheitlichen Ansatz vorbei." Dieser umfasse neben den Bereichen Rechenzentrum und Office-IT auch den Bereich IT-Unterstützung der Geschäftsprozesse.

"Derartige Projekte werden dabei nicht primär aus ökologischen Gesichtpunkten getrieben, sondern aus ökonomischen", so der Experton-Analyst. Insbesondere in Krisenzeiten komme daher Green IT eine besondere Stellung zu. Denn aktuelle Untersuchungen zeigten, dass Green-IT-Projekte teils massive nachhaltige Einsparungen ermöglichen, darunter bis zu 35 Prozent der Energie- und bis zu 20 Prozent der Hardware-Administrationskosten im RZ sowie bis zu 50 Prozent der Energiekosten für die IT in Büros.