Geschätzte zwei Millionen Freiberufler arbeiten in Deutschland für wechselnde Auftraggeber, Tendenz steigend. Wie kommen sie mit der unsicheren beruflichen Situation zurecht? Wie gehen sie mit den Belastungen um? Was motiviert sie? Über "Solo-Selbständige im Spannungsfeld von Flexibilisierung und Stabilisierung" forscht das Lehrgebiet "Psychologie des Erwachsenenalters" an der Fernuniversität in Hagen. Im Zentrum der Untersuchung stehen Freiberufler in Medien und IT.
Bislang haben die Forscher um Professorin Ingrid Josephs und Andrea Kettenbach herausgefunden, dass IT-Freiberufler dem Typ der "unaufgeregt Rationalen" entsprechen: Häufig haben sie aus "der Not eine Tugend" gemacht und sind so aus verschiedenen Gründen (Krisen, Mobbing, Insolvenz) zu ihrer freiberuflichen Tätigkeit gekommen. Sie sind es gewohnt, dass ihre Tätigkeit nach außen nur schwer erkennbar ist, was ihnen jedoch egal ist. Sie verfolgen unternehmerische Ziele wie die Erweiterung des Kundenkreises, sind mit ihrem Einkommen sehr zufrieden und empfinden die Flexibilitätsanforderungen eher als Herausforderung denn als Belastung. Die Akquirierung von Aufträgen erfolgt mehrheitlich über Vermittler, wobei ihnen die Akquise selbst leicht fällt. Sie schätzen die Relevanz der Selbstvermarktung als hoch ein.
Mit dem Klischee des einsamen Freelancers haben sie nichts gemeinsam. Sie identifizieren sich häufig mit der Organisation, für die sie arbeiten, und sehen die Mitarbeiter als Kollegen an. Großen Wert legen sie auf soziale Kompetenzen. Unter den untersuchten Gruppen trennen IT-Freiberufler am deutlichsten zwischen Berufs- und Privatleben.
IT-Profis mit gesundem Selbstbewusstsein
Zwei weitere Online-Umfragen unter 103 beziehungsweise 290 Berufstätigen zeigten die Unterschiede zwischen Freiberuflern und Angestellten auf. Freiberufler motiviert die Möglichkeit, sich die eigene Zeit einteilen und sich die Aufträge selbst aussuchen zu können. Festangestellte schätzen Berufserfolg und Zufriedenheit dann hoch ein, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre fachlichen Stärken im Unternehmen zum Einsatz kommen. Im Vergleich zu Angestellten schätzen sich Freelancer als zufriedener, offener für neue Erfahrungen, leistungsmotivierter und selbstbestimmter ein. Bei Problemen suchen sie weniger soziale Unterstützung als Festangestellte.
Die Untersuchung zeigte aber auch, dass IT-Profis, unabhängig von ihrem Beschäftigungsverhältnis, ein gesundes Selbstbewusstein besitzen. Sie sind subjektiv erfolgreicher, leistungsmotivierter und gleichzeitig weniger offen für neue Erfahrungen als Angehörige der Medienbranche. Mehr Informationen zur Studie gibt es unter www.flink-projekt.de.
- 10. Luft- und Raumfahrt
In welchen Branchen erhalten selbständige IT-Profis die meisten und längsten Aufträge? Wo sind die meisten IT-Freiberufler aktiv? Das Projektportal Gulp ermittelte die zehn wichtigsten Branchen. Die Luft- und Raumfahrt landete auf Platz zehn. Bildquelle: Fotolia, Y. Loukkal - 9. Handel
Im Handel gibt es zahlreiche Firmen, die Freelancer einsetzen. Die Projekteeinsätze sind aber kurz. Bildquelle: Pixelio/onkel jo - 8. Industrie
Viele Industrieunternehmen setzen auf Freiberufler. Bildquelle: Kuka - 7. In der Chemie- und Pharmabranche
...sind noch etliche Freiberufler im Einsatz, seit 2007 nimmt ihre Zahl aber ab. Bildquelle: Altana Pharma - 6. Automotive
Die Automobilindustrie setzte im Krisenjahr 2009 weniger auf Freiberufler, mittlerweile gehts hier aber wieder aufwärts. Bildquelle: Fotolia, C. Hoffmann - 5. Die Telekommunikation
... beschäftigt 18 Prozent aller eingesetzten Freiberufler, nur im Jahr 2008 liefen die geschäfts für Freiberufler in dieser Branche schlechter. Bildquelle: Fotolia/ R.-A-Klein - 4. Versicherungen
setzen seit 2007 weniger auf Freiberufler. Bildquelle: Bilderbox/Fotolia.com - 1. Banken...
und Finanzinstitute sind die Projektmacher. Hier finden Freiberufler mit Abstand die meisten Aufträge. Bildquelle: Fotolia/ Mundi