Digitale Transformation

So schafft man eine wirklich digitale Organisation

25.10.2017
Von 
Daniel Klemm ist Senior Analyst bei Crisp Research mit Fokus auf Big Data, Machine Learning, Cloud Computing und Customer Journey. Er hat mehr als 12 Jahre Erfahrung im Bereich verteilter Systeme und dem Gewinnen von Erkenntnissen aus großen Datenmengen. Als Startup CTO konzentrierte sich seine Arbeit unter anderem auf die Bereiche Skalierbare Cloud Architekturen, Marketing Automation sowie Programmatic Advertising.
Der zunehmende Wettbewerbsdruck, Kundenorientierung, Digitalisierung und flexible Arbeitswelten sind zentrale Kernhandlungsfelder, die es auf dem Weg zur digitalen Organisation zu berücksichtigen gilt.
Entscheider müssen sich im Zuge der Digitalisierung mit zahlreichen Themen auseinandersetzen.
Entscheider müssen sich im Zuge der Digitalisierung mit zahlreichen Themen auseinandersetzen.
Foto: sdecoret - shutterstock.com

Dass die Welt sich im Wandel befindet, ist nicht Neues, die mit der Geschwindigkeit und inhärenten Komplexität einhergehenden Herausforderungen allerdings schon. Globalisierung, Digitalisierung und - nicht zu vergessen - der demografische Wandel konfrontieren Entscheider mit einer Vielzahl an Herausforderungen auf unterschiedlichen Ebenen. Während manch einer lediglich einen sanften Druck verspürt, in absehbarer Zeit mal die ein oder andere Kurskorrektur zu vollziehen oder gänzlich neue Wege zu beschreiten, fühlen sich andere mit dem Rücken an der Wand. Die großen Fragen nach der Nachhaltigkeit des eigenen Geschäftsmodells, dem Disruptions-Potential von neuen Technologien für die eigene Branche, der eigenen Innovationsfähigkeit und der zukunftsfähigen Gestaltung der eigenen digitalen Organisation beschäftigen die Entscheider.

Kerninitiativen von Unternehmen auf dem Weg zur digitalen Organisation
Kerninitiativen von Unternehmen auf dem Weg zur digitalen Organisation
Foto: Crisp Research AG

Ausgangslage

In vielen Bereichen wächst der Wettbewerbsdruck durch globale Konkurrenz, gesunkene Einstiegsbarrieren und geänderte Rahmenbedingungen. Hierbei spielen häufiger neue digitale Vertriebskanäle und technologischer Fortschritt eine Rolle. Geänderte Kundenanforderungen sorgen für einen Wandel der Märkte und zunehmenden Druck auf Unternehmen.

Diese Anforderungen betreffen sowohl die Produkte als auch die Art der Ansprache im Bereich der Kundenkommunikation. Der Ruf nach “smarten” Produkten, die sich leicht mit vorhandener Technik (IoT, Smart Home, Smartphone Apps) verbinden lassen, wird immer lauter. Die Toleranzschwelle für schlechte User Experience wird immer niedriger. Die Erwartungen des Kunden an seine Customer Journey steigen.

Dies fängt mit relevanter Werbung an. Relevanz bedeutet hierbei nicht nur zielgruppengerecht, sondern zunehmend auch zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und möglicherweise auch stark auf den Kunden zugeschnitten bis hin zu personalisiert. Der Kunde wünscht eine ganzheitliche Experience, möglichst an allen Touchpoints. Er interessiert sich höchstwahrscheinlich nicht für die interne Organisationsstruktur hinter der Marke, mit der er kommuniziert.

Mit Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge wird die Welt zunehmend vernetzter und es entstehen große Datenmengen, die nutzbar gemacht werden wollen. Die flexible Provisionierung von Rechenkapazitäten und Ressourcen in der Cloud ist im Mainstream angekommen. APIs sind zunehmend auf dem Vormarsch, sei es innerhalb eines Unternehmens, als Schnittstelle zu Partnern oder als Public-API. Neben den technischen Herausforderungen gibt es aber vor allem in diesen Bereichen häufig ein Kompetenzvakuum, das gefüllt werden will. Hierzu wird sich gerne auch am internationalen Arbeitsmarkt bedient und auf externe Dienstleister zurückgegriffen.

Die Anforderungen an die Software-Tools mit denen gearbeitet wird, wandeln sich. Die Mitarbeiter sind im Alltag einen gewissen Komfort und eine nutzerfreundliche User Experience gewöhnt. Vor allem die jüngere Generation tut sich schwer damit, am Arbeitsplatz auf den gewohnten Komfort zu verzichten. Das haben einige Softwareanbieter verstanden und bieten entsprechende Lösungen an. Man spricht daher auch von einer stattfindenden Consumerization von Business Anwendungen. Aber auch die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern und Partnern verlangt nach zeitgemäßen Kollaborationslösungen.

Mitarbeiter sehen sich zunehmend damit konfrontiert, sich an die technologischen Veränderungen am Arbeitsplatz anzupassen. Lebenslanges Lernen ist das Stichwort. Dies ist aber nicht die einzige Herausforderung für Mitarbeiter. Neue Tools und mobile Geräte (Laptops, Smartphones etc.) ermöglichen eine oftmals eigenverantwortliche flexible Gestaltung der Arbeit hinsichtlich Zeit und Ort. Always-On ist das neue Normal. Bewusstes Abschalten ist allerdings auch immer häufiger zu beobachten.

Ausbau der Digital Skills in Unternehmen
Ausbau der Digital Skills in Unternehmen
Foto: Crisp Research AG

Handlungsfelder

Um den Anforderungen an diese zunehmend digitale sich verändernde Welt gerecht zu werden, gilt es verschiedene Überlegungen anzustellen und die passenden Lösungsansätze für den jeweiligen Kontext zu finden. Hierbei können die im folgenden aufgezeigten Handlungsfelder lediglich eine grobe Orientierung geben.

Technologie

Im Handlungsfeld Technologie geht es um die Bereiche Infrastruktur und Software und die möglichen Optionen sowie dem Verständnis welche Rolle (Kostenfaktor vs. Enabler) ihr beigemessen wird. Die Frage nach dem Betrieb von Anwendungen im eigenen Rechenzentrum in der Cloud und/oder einem Hybrid- oder Multi-Cloudansatz folgend, muss natürlich ebenso gestellt werden, wie die nach der Governance.

Mit wachsenden Datenbergen wächst auch die Verantwortung. Compliance & Security sicherzustellen ist wichtig, kann allerdings auch, wenn die Prozesse nicht stimmen, zu einem echten Hindernis werden und so die Agilität und Innovationsfähigkeit negativ beeinflussen. Entscheider stehen hier vor der Herausforderung, Prozesse aufzusetzen, die der Verantwortung gerecht werden und gleichzeitig effizient und schnell sind.

Für die Auswahl der richtigen technischen Lösungen ist, um eine produktive Zusammenarbeit sowohl intern als auch mit Externen zu ermöglichen, insbesondere der Aspekt der Benutzbarkeit zu berücksichtigen. Für Anwendersoftware liegt hierin ein wichtiger Anknüpfungspunkt um Schatten-IT zu begrenzen. Aber auch bei technischen Tools und Lösungen ist dies relevant. Mittlerweile hat sich der Begriff Developer-Experience herausgebildet, welcher insbesondere im Kontext von APIs der Notwendigkeit nach einer hohen Benutzbarkeit Ausdruck verleiht. Die Wahl der richtigen Technologien hat maßgeblichen Einfluss auf die Agilität und Produktivität innerhalb der Organisation und ist daher besonders wichtig.

Business Modell & Portfolio

Während einige Geschäftsmodelle einer Gefahr der Disruption unterliegen, bieten sich in vielen Bereichen auch große Chancen. So tun sich beispielsweise in den Bereichen Platformen, APIs und datengetriebene Geschäftsmodelle neue Möglichkeiten auf. Ratsam ist daher, einen realistischen Blick auf das eigene Unternehmen zu haben und aktiv nach neuen Wegen zu suchen, das eigene Portfolio zu erweitern bzw. anzupassen.