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So rekrutiert KI die besten Talente

29.03.2019
Anzeige  Beim Finden der besten Talente unterstützen heute Chatbots. Wie Firmen Künstliche Intelligenz (KI) für das Recruiting nutzen, zeigt ein Webcast der Computerwoche.
Kollege Roboter erkennt, wer am besten in das Unternehmen passt.
Kollege Roboter erkennt, wer am besten in das Unternehmen passt.
Foto: Aleutie - shutterstock.com

Auch der Faktor Mensch erhält heute Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI). So finden Chatbots im Recruiting-Prozess die besten Mitarbeiter. Das ist das Thema eines Webcasts der Computerwoche.

Sven Semet, IBM Thought Leader Watson Talent bei IBM Deutschland, und Henning Köhler, Global Head of HR Operations & Transformation bei Siemens, zeigen auf, wie KI das gesamte Recruiting unterstützen kann und wie sich die Arbeitswelt durch KI verändert. Business Coach Aniko Willems ergänzt die Runde. Die Moderation übernimmt Fachjournalist Oliver Janzen (Computerwoche).

2011 hat IBM Watson auf den Markt gebracht, umd die Interaktion von Mensch und Maschine zu ermöglichen. Heute will Semet KI als Erweiterung der Digitalisierung verstanden wissen, als zusätzliche Möglichkeiten. Doch für Köhler geht es nicht nur darum, was möglich ist, sondern vor allem, was sinnvoll ist. Eben das ist in Teilen des Mittelstands noch nicht angekommen, beobachtet Willems. Gerade die HR steht oft hinten an, und dass die IT Teil des Kerngeschäftes ist, hat sich noch nicht überall durchgesetzt.

"Doch wenn das Geschäft unter Druck steht, braucht man anpassungsfähige Organisationen und anpassungsfähige Mitarbeiter", sagt Köhler, "hier muss HR gestalterisch eingreifen." Wie HR gestaltet wird, das werde sich komplett verändern, ist der Siemens-Manager überzeugt. Die IT spielt eine wichtige Rolle, denn weil Unternehmen immer mehr mit standardisierten Produkten arbeiten, braucht man kein IT-Spezialist mehr zu sein, um Lösungen zu konfigurieren.

Drei Kerneigenschaften von KI-Systemen

Was aber unterscheidet nun KI-Systeme von traditionellen Computer-Systemen, hakt der Moderator nach. Semet nennt drei Kerneigenschaften: KI-Systeme verstehen unstrukturierte Daten, denken logisch und Lernen.

Das ist jedoch nur die funktionale Seite und die deckt nicht das ganze Thema ab. Denn es geht auch um Fragen von Bauchgefühl und Ethik. Schließlich müssen KI-Systeme Entscheidungen im Recruitment begründen können, und hier sind die Systeme "noch am Wachsen", wie Köhler sagt. Willems ergänzt: "Ich stelle ja keinen Lebenslauf ein, ich stelle einen Menschen ein." Dazu passt das Ergebnis einer spontanen Umfrage unter den Webcast-Zuschauern: Rund acht von zehn sehen Bedarf an einer HR-Transformation, weil sie eine neue Kultur schaffen wollen und neue Skills brauchen.

"Digitalisierung und viele übergeordnete Entwicklungen führen dazu, dass wir viele Sachen nicht mehr vorhersehen können" überlegt Köhler. "Die Art wie wir Leistungen beurteilen, die Art, wie wir lernen, wird sich massiv verändern." Gerade hier kann die Digitalisierung den Personalern Freiräume schaffen, sagt Willems. Sie kennt viele aus der HR, die sich gern mehr mit dem Menschen beschäftigen würden.

Bei Siemens fragt man "Carl"

Einer der Webcast-Zuschauer klinkt sich ein und fragt, inwieweit für den Einsatz von KI in HR die Unternehmensgröße wichtig ist. Willems nennt als Hausnummer eine Größe von etwa 1.000 Mitarbeitern. "Kleinere Firmen werden vielleicht auf Plattformen zugreifen", sagt sie. Auch Semet denkt, dass insbesondere große Unternehmen davon profitieren, lästige Arbeiten wie das Durchsehen von Bewerbungen und Treffen einer Vorauswahl an das KI-System abgeben zu können. Köhler bringt es auf die Formel: "KI ist eine Unterstützung, um Masse handhabbar zu machen!"

Ganz praktisch zeigt sich das bei Siemens an "Carl". Carl ist ein kognitiver digitaler HR-Advisor, den die Mitarbeiter fragen können. "Carl, ich bin neu bei euch, was heißt Performance Management bei Siemens?" oder "Carl, ich bin krank, was muss ich tun?" Hier hilft das KI-System weiter. Pro Monat bekommt Carl fünf- bis sechshunderttausend Anfragen dieser Art, sagt Köhler. Er betrachtet die Anwendung als eine Art "HR-Smartphone".

Ethik für Developer

Den Entscheidern bei Siemens war klar, dass sie ein Betriebssystem für die gesamte HR-Leistung brauchen. "Wir haben uns für Workday entschieden", so Köhler. Über dieser Plattformebene liegt eine Ebene mit besonderen Applikationen für besondere Anfragen, und darüber liegt eine Analytics-Ebene. Vorausgegangen ist Carl ein dreitägiger Design-Workshop mit IBM, sagt der Siemens-Manager weiter. Sein bisheriges Fazit: "Wir wissen, dass Carl nicht perfekt ist, aber er lernt. Er lernt aus den Interaktionen immer weiter."

Köhler betont, dass der Datenschutz dabei immer gewahrt sein muss. Denn alle Experten sind sich darin einig, dass die Ethik vor dem Hintergrund von KI und HR neue Fragen aufwirft. Wo liegen mitarbeiterbezogene Daten, wem gehören diese Daten, wie geht man mit diesen Daten um? Klar ist jedenfalls eines: Ethik heißt immer Transparenz und Nachvollziehbarkeit. IBM-Manager Semet fügt an: "Es gibt ja mittlerweile auch eine Ethik für Developer. Hier geht es darum, wie Code zu implementieren ist." Dass passt zu Willems Schlusswort: "Der Mensch bleibt im Mittelpunkt!"

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