John McAfee ist tot

So reagiert die Security-Branche

28.06.2021
Von 
Michael Hill schreibt für unsere US-Schwesterpublikation CSO Online.
John McAfees Tod in einer spanischen Gefängniszelle sorgte für Schlagzeilen. Das sagen Security-Experten zu Schicksal und Vermächtnis des Enfant Terrible der Cybersecurity.
John McAfee (hier während eines Vortrags auf der DEFCON 2014) ist tot. So reagiert die Cybersecurity-Branche.
John McAfee (hier während eines Vortrags auf der DEFCON 2014) ist tot. So reagiert die Cybersecurity-Branche.
Foto: Flickr.com / NullSession / CC BY SA 2.0

Antivius-Pionier John McAfee wurde am Mittwoch, den 24. Juni 2021, tot in einer spanischen Gefängniszelle aufgefunden. Laut der spanischen Behörden hat der 75-jährige Selbstmord begangen.

Der in Großbritannien geborene McAfee wurde auf Betreiben der US-Justiz im Oktober 2020 wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung verhaftet. Im März 2021 folgte die Anklage des US-Justizministeriums, unter anderem wegen Wertpapier- und Kryptowährungsbetrug sowie Geldwäsche. Stunden vor dem Tod McAfees hatte ein spanisches Gericht dem Antrag auf Auslieferung in die USA stattgegeben.

"Die Branche wird sich noch lange an John McAfee erinnern"

John McAfee galt als Urvater der Cybersecurity-Branche: Er gründete im Jahr 1987 einen der ersten Antivirus-Anbieter auf dem Markt, McAfee Associates. Seitdem gehört das Unternehmen zu den führenden Anbietern von Cybersicherheitslösungen. McAfee trennte sich bereits 1994 vom Unternehmen, das bis heute seinen Namen trägt und über das er regelmäßig mit Abneigung sprach. Fortan sorgte er vor allem mit seinem höchst umstrittenen Lebensstil für Furore, der von zahlreichen Vorwürfen wegen unmoralischer und/oder illegaler Handlungen geprägt war. Die Kollegen unserer US-Schwesterpublikation CSO Online haben mit mehreren Cybersecurity-Experten über den Tod von John McAfee sowie sein Vermächtnis inner- und außerhalb der IT-Sicherheitsbranche gesprochen.

"Er war ein polarisierender Charakter, der sowohl Bewunderung als auch Abneigung hervorrufen konnte", sagt IT-Profi Quentyn Taylor. "Er gehörte zu den Pionieren der Branche, aber sein Lebensweg war bis zuletzt von Kontroversen sowie rechtlichen und regulatorischen Dramen geprägt. Die Branche wird sich noch lange an John McAfee erinnern, aber vielleicht nicht unbedingt so, wie er es sich gewünscht hat."

"Ich habe John nur kurz getroffen, aber er war sehr charmant und nett zu mir", sagt Javvad Malik, Security-Awareness-Spezialist bei KnowBe4. "Er war definitiv polarisierend, aber er war ein Pionier und wird eine Lücke hinterlassen."

John McAfee war sicherlich eine kontroverse Figur innerhalb der Cybersicherheitsbranche, fügt Brian Honan, Gründer von BH Consulting, hinzu. "Er und sein Unternehmen haben dabei geholfen, Millionen von Computern weltweit abzusichern. Allerdings gab es in seinem Privatleben viele ernsthafte Kontroversen, die von Mordvorwürfen über Vergewaltigung bis hin zu Steuerhinterziehung und Drogenkonsum reichten. Während wir also einem Vorreiter unserer Branche gedenken, sollten wir nicht die potenziellen Opfer und ihre Familien vergessen, die zurückbleiben und für die die kommenden Tage schwer sein werden."

"Er war sicherlich ein Visionär, wenn es darum ging, lukrative Tech-Möglichkeiten vorherzusehen", meint Cybersecurity-Berater und -Autor Raef Meeuwisse. "Er schien sehr exzentrisch und fehlerbehaftet zu sein. Ich vermute, dass man sich eher wegen seiner Schwächen als wegen seiner Leistungen an ihn erinnern wird." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CSO Online.