Warner Music Group geht All-In

So krönt man eine Cloud-Transformation

26.11.2021
Von 
Paula Rooney schreibt für unsere US-Schwesterpublikation cio.com.
Mehr als ein Jahrzehnt lang hat sich die Warner Music Group voll und ganz ihrer umfänglichen Cloud-Transformation verschrieben. Den Schlusspunkt der Initiative soll nun Networking as a Service setzen.
Die Warner Music Group ist eines der ersten großen Unternehmen, das in Sachen Cloud wirklich aufs Ganze geht.
Die Warner Music Group ist eines der ersten großen Unternehmen, das in Sachen Cloud wirklich aufs Ganze geht.
Foto: Chrispictures - shutterstock.com

Die Warner Music Group ist der Inbegriff eines Cloud-Veteranen. Die fortschrittliche Cloud-Architektur des Mediengiganten läuft auf Amazon Web Services und Microsoft Azure und besteht seit fast zwölf Jahren. Damit ist Warner Music eines der ersten Unternehmen, das nahezu alle seine Ressourcen in die Cloud verlagert hat. "Es geht um das gesamte Unternehmen - um alles, was wir tun", erklärt Ralph Munsen, CIO der Warner Music Group, die reine Cloud-Architektur des Unternehmens. Im November 2021 kann das Unternehmen einen weiteren Meilenstein in seinem mehrjährigen Cloud-Projekt feiern: Die Cloud-Migration seiner Netzwerkdienste.

Der Einsatz von Networking as a Service (NaaS) biete zahlreiche Vorteile, die von Kosteneinsparungen über erhöhte Sicherheit bis hin zu einer verbesserten Orchestrierung von Netzwerkdiensten in einer sich ständig wandelnden Umgebung reichten, so Munsen. Durch die Verlagerung von Verbindungen und mehreren Netzwerkschichten in die Cloud könnten Unternehmen eine agile Plattform einrichten, in der Netzwerkdienste und virtuelle Schaltkreise dank der Orchestrierungsfunktion der Plattform dynamisch - und ohne Ausfallzeiten - ein- und ausgeschaltet werden können, erklärt der CIO. "Wenn Sie etwas hinzufügen oder im Netzwerk ändern wollen, ist das viel einfacher. Man nimmt die Änderung vor und sie wird sofort wirksam", fügt Munsen hinzu. NaaS soll Warner jedoch auch dabei helfen, neue Unternehmen an Bord zu holen: "Wenn man ein Unternehmen im Rahmen einer Übernahme eingliedern muss, hat es entweder seine eigene Cloud-Instanz oder es kommt in unsere Cloud-Instanz. NaaS macht den gesamten Prozess der Eingliederung deutlich einfacher."

Natürlich werden die Kronjuwelen von Warner Music für die Disaster Recovery immer noch On-Premises aufbewahrt - "in einer blinkenden Kiste im Schrank", scherzt der CIO. Zweifellos sorge die Cloud-Migration für Einsparungen und Gewinne. Erstere würden vor allem dadurch entstehen, dass das eigene Rechenzentrum nicht ständig erweitert werden muss. Letztere ergäben sich aus dem angekurbelten Cloud-Geschäft - dem Schlüssel für Warner, das sich nach Ansicht von Munsen im Jahr 2021 auf der Zielgeraden seiner digitalen Transformation befindet.

Gartner-Analyst David Smith stimmt zu, dass nur sehr wenige Unternehmen heute zu 100 Prozent in der Cloud arbeiten: "Das ist ziemlich selten für ein großes Unternehmen", sagt Smith und weist darauf hin, dass ein Medienunternehmen - etwa im Vergleich zu einem Finanzdienstleister - wesentlich besser positioniert ist, um voll und ganz in die Cloud einzusteigen.

Eine Dekade voller Cloud-Challenges

In den nächsten Monaten will Warner seine gesamte Cloud-Infrastruktur ausgiebig testen und analysieren. CIO Munsen ist jedoch zuversichtlich, dass am Ende ein gutes Ergebnis stehen wird, da die Unternehmenskultur sich in den letzten zehn Jahren gut entwickelt und Erfahrung in Sachen Cloud gesammelt habe: "Musik war der erste große Use Case für Big Data in der Cloud", so Munsen - mit Servicepartnern wie iTunes und Spotify habe man im Zeitraum von 2008 bis 2010 ein riesiges, wachsendes Publikum von Consumern erreicht. Diese seien geradezu erpicht darauf gewesen, direkt von ihren damaligen iPods in Mobiltelefongröße auf Musik zuzugreifen.

"Etwa zur gleichen Zeit kamen auch Musikabonnements auf, die Hörerzahlen stiegen und über Streaming wurden mehr Informationen verbreitet als je zuvor. Der Reifeprozess der Cloud war in Gang gesetzt. Besonders gut war die Technologie darin, große Workloads zu bewältigen. Also beschafften wir bei Warner Hardware im Millionenwert und machten uns auf eine Cloud-Reise, deren Ende zunächst nicht abzusehen war. Es machte einfach Sinn, in die Cloud zu gehen - es war die richtige Technologie zur richtigen Zeit", erinnert sich Munsen.

Ralph Munsen, CIO der Warner Music Group.
Ralph Munsen, CIO der Warner Music Group.
Foto: Warner Music Group

Dem CEO und dem Vorstand von Warner den All-In-Cloud-Plan zu verkaufen, war allerdings kein Kinderspiel, wie der CIO zugibt: "Das war natürlich nicht einfach. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten. Der Vorstand interessiert sich nicht so sehr für die Technologie an sich, sondern für die Künstler und Songwriter - das Geschäft von Warner."

Als traditionelles Microsoft-Unternehmen lag für Warner die Entscheidung nahe, seine Geschäftsanwendungen auf Azure zu migrieren. Lizenzschwierigkeiten mit einigen Anbietern zum Trotz war Warner in der Lage, viele Assets auf Open-Source-Datenbanken wie MySQL zu migrieren und diese Daten dann problemlos in die Cloud zu übertragen. Bis vor kurzem bestand der größte Teil der verbleibenden lokalen Infrastruktur von Warner aus Netzwerken, einschließlich Firewalls, Software für den Lastausgleich, Verbindungen zwischen verschiedenen Datenspeichern, Sicherheit, Überwachung von Schaltkreisen und dem Ausgleich von Netzwerken in der Cloud selbst - eine monumentale Aufgabe, die von etwa 20 IT-Experten der Warner Music Group überwacht wurde.

Aufgrund der enormen Komplexität der Migration mehrerer Schichten von Netzwerkdiensten musste Warner einen Teil seines NaaS-Projekts an die Spezialisten von Alkira auslagern. Das in Kalifornien ansässige Multicloud-NaaS-Unternehmen orchestriert die verschiedenen Verbindungen zwischen den Assets in den Cloud-Portfolios der Kunden. Damit ist es möglich, verschiedene Clouds über eine einzige Schnittstelle zu managen. CIO Munsen geht davon aus, dieses Projekt in den nächsten Monaten zum Abschluss zu bringen.

"Netzwerke und Netzwerk-Security sind für Unternehmen, die sich in einer Multi-Cloud- beziehungsweise heterogenen Umgebung befinden, herausfordernd. Schließlich gilt es, dabei SD-WANs und Firewalls einzubinden sowie die Sichtbarkeit unterschiedlicher Verwaltungsebenen und Richtlinienkonstrukte zu gewährleisten", merkt Gartner-Analyst Andrew Lerner an. Deswegen bedeute die vereinheitlichte Konsole von Alkira für Warner einen wesentlichen Schritt nach vorne.

Early-Adopter-Vorteile

Das IT-Team der Warner Music Group besteht aus etwa 120 Mitarbeitern und 400 Auftragnehmern, die in fünf Teams aufgeteilt sind:

  • Infrastruktur,

  • Cloud,

  • Desktop-Support,

  • Netzwerk und

  • Sicherheit.

Mit Stellenabbau rechnet CIO Munsen in Folge der Migration des Netzwerkbetriebs in die Cloud nicht. Stattdessen plant er damit, das bestehende Personal weiterzubilden und weitere Mitarbeiter mit Fachkenntnissen in Alkiras NaaS sowie in anderen aufkommenden Technologien wie NFT, künstliche Intelligenz, VR/AR sowie Kryptowährungen einzustellen.

Wie alle CIOs macht sich auch Munsen immer noch Sorgen über Ausfälle. Er ist aber zuversichtlich, dass die Verlagerung von Netzwerkdiensten in die Cloud die Zuverlässigkeit erhöht und die Lösungen sich im Einsatz weiterentwickeln werden. Die NaaS-Plattform bietet Warner auch die Möglichkeit, seine Multi-Cloud-Architektur über eine einzige Schnittstelle zu verwalten und erleichtert

  • die Netzwerkarbeit innerhalb der Cloud,

  • die Verbindung von lokalen und Cloud-Umgebungen sowie

  • die Gewährleistung der End-to-End-Sicherheit.

In punkto Kosten rechnen die Beteiligten damit, dass die Network-as-a-Service-Initiative die Netzwerkkosten von Warner um den Faktor 3 senkt - während gleichzeitig eine 70-prozentige Reduzierung der Netzwerklatenz zu verbuchen ist. Für den CIO schaffen die verringerte Komplexität, die geringeren Kosten und die verbesserte Flexibilität eine Win-Win-Situation - selbst, wenn er nur 50 Prozent der versprochenen Leistung erhält.

"Wir beschreiten bisher unbekannte Wege. Die eigentliche Herausforderung ist, dass alles wie versprochen funktioniert. Aber es gibt eigentlich keine echte Herausforderung, wenn man etwas zum ersten Mal macht und innovativ sein möchte", sagt Munsen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.