"Magellan"-Projekt der Deutsche Bank

So kommt das Business zur IT

16.10.2012
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Acht Fragen an Deutsche-Bank-CIO Wolfgang Gaertner

CW: Wieso wurde der Lieferant der Kernbanksoftware, SAP, in der Presseinformation über den ersten Projektabschnitt überhaupt nicht erwähnt?

Wolfgang Gaertner, CIO Retail der Deutschen Bank.
Wolfgang Gaertner, CIO Retail der Deutschen Bank.
Foto: Deutsche Bank/Joachim Wendler

Gaertner: Diese Mitteilung kam vom Privatkundenvorstand. Es ging uns darum, darzustellen, dass die Bank einen wesentlichen Schritt zur Erneuerung des Geschäfts mit Privatkunden sowie kleinen und mittleren Unternehmen und gleichzeitig zur Integration mit der Postbank getan hatte. Die IT war nur ein Schritt auf diesem Weg."

CW: Aber die IT hat großen Anteil an der Umsetzung. Ist das dem Business nicht bewusst?

Gaertner: Doch sicher. Das Business sieht die IT als wesentlichen Treiber seiner Strategie.

CW: Gab es etwa Meinungsverschiedenheiten mit SAP, so dass man den Anbieter nicht erwähnen wollte?

Gaertner: Ganz im Gegenteil. Jeder weiß doch, dass wir das gemeinsam gemacht haben. Von beiden Seiten waren die besten Leute auf dem Projekt - und zwar auf allen Management-Ebenen. Neben SAP gab es aber noch einen wichtigen technischen Faktor, nämlich die für ein Core-Banking-System beinahe revolutionäre x/86-Hardware.

CW: Der Name des Projekts ist Magellan. Wie sind Sie denn darauf gekommen?

Gaertner: Wir haben ein Brainstorming gemacht, alle Möglichkeiten und Einschränkungen überdacht und uns schließlich dafür entschieden.

CW: Eine eigenartige Wahl: Ferdinand Magellan wollte die Erde umrunden, blieb aber letztlich erfolglos. Ist das ein gutes Vorbild?

Gaertner: Es ist eine Warnung. Denn Magellan scheiterte daran, dass er unterwegs die Einwohner auf den Philippinen missionieren wollte und im Zuge dieses Bemühens getötet wurde. Er persönlich hatte sein Ziel aus den Augen verloren, aber sein Team setzte die Reise erfolgreich fort.

CW: Die Postbank hatte zum Zeitpunkt der Akquisition bereits SAP Banking im Einsatz. Außerdem betreibt sie seit 2004 den Inlands-Zahlungsverkehr für die Deutsche Bank. Welche Rolle spielten diese Tatsachen bei der Übernahme?

Gaertner: Durch die Auslagerung des Inlands-Zahlungsverkehrs konnte man sich gegenseitig schon einmal kennenlernen. Aber eine Fusion geschieht aus anderen Gründen als wegen der IT. Es geht vielmehr darum, ob der künftige Zusammenschluss aus stretegischen und ökonomischen Gründen Sinn macht.

CW: Aber gerade da spielt die IT doch eine geschäftskritische Rolle. Oder ist das zu sehr durch die romantische Branchenbrille betrachtet?

Gaertner: Die IT hat auch in den Fusionsgesprächen immer mit am Tisch gesessen. Aber ihr die ausschlaggebende Rolle zuzuweisen ist zumindest "halbromantisch".

CW: Was ist eigentlich mit dem Investment-Banking? Ist es in irgendeiner Weise in das Projekt involviert?

Gaertner: Es wird dort ein paar Schnittstellen zu SAP geben. Aber ansonsten konzentrieren wir uns auf eine effiziente Plattform für das Retail-Geschäft. (qua)