Business-Netzwerke erfolgreich nutzen

So knacken Sie den LinkedIn-Code

05.04.2022
Von 
Viviane Ehret-Kleinau ist Geschäftsführerin der LinkedIn-Marketingagentur ReachIn Network GmbH.
Eine optimale Business-Netzwerk-Präsenz öffnet viele Türen. Doch wie sieht der ideale LinkedIn-Auftritt aus und was bringt er mittelständischen Unternehmen?
Eine Präsenz auf dem Business-Netzwerk Linkedin dient nicht nur der Selbstdarstellung, sondern birgt auch zahlreiche Vorteile.
Eine Präsenz auf dem Business-Netzwerk Linkedin dient nicht nur der Selbstdarstellung, sondern birgt auch zahlreiche Vorteile.
Foto: kovop58 - shutterstock.com

790 Millionen Nutzer aus knapp 200 Nationen - die Zahlen sprechen für sich. LinkedIn gehört zu den meistfrequentierten Business Networks der Welt. Darüber hinaus ist es global das einzige soziale Medium, auf dem reger Austausch zu geschäftlichen Themen herrscht. Speziell im deutschsprachigen Raum wuchs LinkedIn in gerade einmal drei Jahren um 30 Prozent auf derzeit 17 Millionen Mitglieder.

Davon nutzen einer aktuellen Umfrage unter Kommunikationsverantwortlichen zufolge knapp zwei Drittel der Teilnehmenden das Netzwerk intensiv oder sehr intensiv. Nur knapp ein Viertel bewegt sich noch aktiv auf Xing, und lediglich ein Fünftel der Befragten hat überhaupt keinen LinkedIn-Account. Somit steht fest: Die Zugkraft einer durchdachten LinkedIn-Darstellung steht nicht zur Debatte.

Erfolgreich auf LinkedIn

Doch warum die kostbare Zeit in vermeintlich oberflächliches Netz-Getändel auf LinkedIn stecken? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil Ihre Produkte dadurch ein Gesicht bekommen. Wer sich als Mensch zeigt, erreicht andere Menschen. So machen Sie gute Programmierer auf sich aufmerksam, finden technisch versierte, engagierte Vertriebskräfte und gewinnen Leads. Diese Chancen überwiegen den Aufwand, den ein gepflegter LinkedIn-Account verlangt, um ein Vielfaches.

Reine Unternehmensseiten bauen allerdings kaum Reichweite auf. Microsoft lehrt seinen Algorithmus, nur personenbezogenen Content der Mitglieder zu belohnen. Für Werbung erzielt der Tech-Riese lieber Werbeumsätze - im Jahr 2020 waren dies bereits über drei Milliarden Dollar. Ein Firmen-Account im Corporate Design dient somit nur als erste Anlaufstelle auf LinkedIn. Er vermittelt Geschäftsgegenstand, Firmenphilosophie, veröffentlicht aktuelle Jobangebote und teilt News mit. Daneben braucht es für ein erfolgreiches LinkedIn-Marketing noch ein aktiv geführtes, erkennbares, couragiertes und sprachfreudiges persönliches Profil.

Personenprofil: Der erste Eindruck zählt

Aufgabe des persönlichen LinkedIn-Profils ist es, transparent Informationen zu Lebenslauf und Fähigkeiten zu liefern. Dabei heißt ein freundliches, professionelles Profilfoto zufällig Besuchende ebenso willkommen wie zielgerichtet Suchende. Verschränkte Arme machen dicht; ein gezwungen wirkendes Lächeln oder gewollt hippe Kleidung schrecken ab. Und nicht vergessen: Natürlichkeit und Ausdruck der eigenen Persönlichkeit entscheiden im Bruchteil einer Sekunde über Annehmen oder Wegklicken einer Kontaktanfrage. Vom persönlichen Profil gehen alle Aktivitäten aus, die eine Personenmarke etablieren - Authentizität genießt hier absolute Priorität. Keine Werbung für Produkte, sondern Werben um Menschen lautet der Antrieb.

Wer seine Zielgruppe in Masse ansprechen will, setzt dabei von Anfang an auf eine eigene Content-Strategie, die tatsächlich zu ihm passt, denn sonst hält er oder sie langfristig keine stringente Profilführung aus. Berufliche Leidenschaften, Erfahrung und Interessen steuern als Key Issue die Themenwahl. Offenheit, Dialogbereitschaft, Werbefreiheit und Authentizität verleihen dem Profil Charakter.

Der Content-Kern beinhaltet:

  • Originale Insights aus dem eigenen Business-Umfeld

  • Benefits für potenzielle Kunden und Partner

  • Klare Haltungen

  • Individuelle Beiträge mit eigener Handschrift

  • Dialogische Herangehensweise

  • Courage bei Kontroversen

  • Verständliche Sprache, die den Lesenden fokussiert.

Die 8 Cs für den LinkedIn-Erfolg

Damit Profil und die Personal Brand wirtschaftliche Ergebnisse erzielen, folgen aktive LinkedIn-Nutzer einer Strategie, die das Knüpfen und Erweitern des Beziehungsnetzes ins Zentrum rückt. LinkedIn-Marketing, -Vertrieb und -Recruting ist ein kontinuierlicher, agiler Prozess, der acht Etappen - leicht zu merken durch acht Cs - durchläuft:

Er beginnt mit Compose, also der Definition bestimmter Kontakte aus der Zielgruppe oder eines ähnlichen Interessenfelds, der gewünschten Selbstdarstellung sowie expliziter, passender Schlagwörter. Darauf folgt Configure, die Erstellung eines vollständigen Profils inklusive aller relevanten Bilder, einem eigenen Claim, der Business-Vita sowie Referenzen, die von anderen Mitgliedern bestätigt werden können.

Via Comments, also der Reaktion auf Beiträge anderer, und Curate, dem eigenen Teilen relevanter Inhalte, die nicht aus eigener Feder stammen, erhöht sich die Reichweite und erste neue Kontakte werden aufmerksam. Erst dann folgt in der Create-Phase die Veröffentlichung eigener Inhalte laut vordefiniertem Themenplan, um genügend validen Mehrwert für eine Connect-Offensive zu liefern.

Im besten Fall kommen so die erhofften Kontakte von sich aus auf den neu entdeckten Experten zu. Dann nämlich nimmt man diesen losen Kommunikationsfaden direkt auf, um die Verbindung durch regen Austausch zu stärken (Communicate) und letzten Endes Gewinn mit Hilfe des Business-Kontakts zu erzielen. Die Capitalize-Stufe markiert neben dem endgültigen unternehmerischen Nutzen auch die Transformation von einem digitalen Kontakt zu einem tatsächlichen Geschäftspartner.

Rahmenwerk zum LinkedIn-Einsatz

Hier eine kurze Zusammenfassung der To-Dos, um LinkedIn im Business-Umfeld umfänglich zu nutzen. Halten sich Fachkräfte und Unternehmer an diese Punkte, steht einer erfolgreichen LinkedIn-Karriere nichts im Weg:

  • Strategie: Planung und Zielsetzung sind das A und O.

  • Personal Branding: Die eigene Marke zu definieren und zu kommunizieren, unterstützt die Expertise.

  • Text-Content: Know-How will erkannt und vermittelt werden, möglichst in Beiträgen oder Kommentaren.

  • Bild und Video: Auch abseits von Instagram erreichen Posts mit Bild viel mehr Aufmerksamkeit. Möglichst unterstützt die visuelle Darstellung den Textinhalt.

  • B2B-Influencer: Auch auf LinkedIn agieren Influencer. Profile aus ähnlichem Business-Umfeld mit starker Reichweite sind immer eine Vernetzung wert.

  • Advertising: Als Unterstützung zum eigenen Content können Anzeigen geschaltet werden.

  • Learnings: Digitale Trainings für diverse Skills halten die Fähigkeiten aktuell und können direkt auf dem Profil vermerkt werden.

  • Leadgenerierung: Eigeninitiative lohnt auch bei der Ansprache von möglichen Leads auf LinkedIn. (mb)