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Unternehmen in der IE6-Falle

So klappt die Migration auf IE9

18.03.2011
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

IE 6 parallel installieren

Wie bereits erwähnt lässt sich der Internet Explorer 6 nicht als eigenständiges Programm parallel zu einem anderen Browser installieren. Aufgrund der tiefen Verankerung in das Betriebssystem wären DLL- und Registry-Konflikte vorprogrammiert. Einen Ausweg bieten Tools zur Anwendungsvirtualisierung, die eine isolierte Sandbox-Umgebung für Applikationen bieten. Virtualisierte Programme arbeiten wie jedes lokal installierte Programm, im Hintergrund werden jedoch Zugriffe auf Dateisystem und Registry umgeleitet, so dass keinerlei Beeinflussung auf das Betriebssystem erfolgt. Microsoft hat selbst mit App-V ein solches Werkzeug im Portfolio, weitere Vertreter sind Symantec Workspace Virtualization und VMware ThinApp. Sowohl Symantec als auch VMware stellen im Web Anleitungen zur Verfügung, die das Prozedere zu einer IE6-Bereitstellung detailliert erklären.

Allerdings betrachtet Microsoft diese Form der IE6-Bereitstellung mit Argusaugen und hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass dabei geltende Lizenzbestimmungen verletzt werden. Der Hersteller vertritt den Standpunkt, dass der Browser als integraler Bestandteil des Betriebssystems nicht einzeln lizensiert werden kann. Noch sind keine rechtlichen Schritte gegen Unternehmen erfolgt, allerdings rät Gartner dazu, im Falle der beschriebenen IE6-Virtualisierung eine Vereinbarung mit Microsoft zu treffen, um rechtliche Risiken zu vermeiden.

IE6 als IE8-Tab

Die wohl schlankste aller IE6-Virtualisierungen: Das Tool Unibrows implantiert dem IE8 eine IE6-Rendering-Engine, so dass IE6-Anwendungen in einem IE8-Tab angezeigt werden.
Die wohl schlankste aller IE6-Virtualisierungen: Das Tool Unibrows implantiert dem IE8 eine IE6-Rendering-Engine, so dass IE6-Anwendungen in einem IE8-Tab angezeigt werden.
Foto: Wolfgang Miedl

Einen völlig anderen als die bisher geschilderten Wege zur IE6-Virtualisierung beschreitet das junge US-Unternehmen Browsium mit der Software Unibrows. Das von einem ehemaligen Microsoft-Mitarbeiter gegründete Startup entwickelte eine Erweiterung für den Internet Explorer 8, die die Funktionen des IE6 innerhalb eines IE8-Browser-Tabs zur Verfügung stellt. Laut Browsium-CEO Matt Heller handelt es sich dabei nicht um eine Virtualisierung, stattdessen arbeitet eine komplette IE6-Rendering-Engine innerhalb des IE8. Der IE6-im-IE8 unterstützt alle bekannten Funktionen wie etwa die Active-X-Controls des IE6 oder dessen Java-Script-Rendering. Somit lassen sich auch alle existierenden IE6-Anwendungen ohne Einschränkung betreiben. Die vom Anbieter versprochene Kompatibilität erscheint angesichts der technischen Hintergründe plausibel: Unibrows basiert auf original Microsoft-Bibliotheken, für die der Toolanbieter die entsprechenden Lizenzen erworben hat. Als Tochterprozess des IE8 unterliegt Unibrows übrigens auch den Gruppenrichtlinien, die vom Administrator vergeben wurden. Der Browser-Zusatz läuft unter allen IE-8-kompatiblen Windows-Versionen - also XP, Vista und Windows 7. (wh)