E-Commerce

So helfen Sie Magento auf die Sprünge

29.05.2011
Von 
Ralf Lieser bringt mehrjährige Erfahrung in der Software-Entwicklung sowie der Architektur und Integration von E-Commerce-Plattformen auf Basis von Magento mit. Sein Aufgabenspektrum deckt dabei das operative Projektgeschäft ebenso ab wie die strategische Weiterentwicklung von Magento-spezifischen Geschäftspotenzialen. Als Leiter des Qualitätsmanagements bei der netz98 new media GmbH überwacht er die effiziente Umsetzung von E-Commerce-Projekten – im Zweifel bis hinab auf die Code-Ebene – und kennt die Bedürfnisse von KMUs und großen Unternehmen.
Das quelloffene Webshop-System Magento ist bekannt für seine Performance-Probleme. Wer die folgenden acht Tipps beherzigt, kann Abhilfe schaffen.
Tipps und Tricks für den Open-Source-Webshop Magento.
Tipps und Tricks für den Open-Source-Webshop Magento.
Foto: Magento Inc.

Eines der wichtigsten Themen im E-Commerce ist die Performance des gewählten Shop-Systems. Eine Binsenweisheit in der Branche besagt, dass Kunden nicht bereit sind, länger als fünf Sekunden auf eine Seite in einem Shop zu warten. Je länger die Ladezeit ist, desto mehr Abbrüche verzeichnet die Statistik. Nutzer sind sogar eher bereit, weitere fünf Minuten über Google und Co. nach dem gewünschten Produkt zu suchen, als auf der ersten Shop-Seite mehr als fünf Sekunden zu warten - da hilft auch eine besonders attraktive Landing Page nichts mehr. Was das Open-Source-Webshop-System Magento angeht, war die Performance eines der größten Probleme der letzten Monate - neben fehlenden offenen Unit- Tests und ebenfalls nicht vorhandenen Zertifizierungsmöglichkeiten für Extensions. Doch ein Shop-System auf Magento-Basis muss nicht unbedingt langsam sein. Für eine gute Performance sollten Shop-Betreiber allerdings die folgenden acht Punkte berücksichtigen:

1) Aktualität ist Trumpf

Beispiel eines Magento-Shops.
Beispiel eines Magento-Shops.
Foto: Magento Inc.

Seit dem 9. Februar 2011 steht die Version 1.5.1.0 der Community-Edition zum Download bereit. Kundenunternehmen können seit einiger Zeit auf die Enterprise-Version 1.10 zurückgreifen. Beide Versionen hat der Hersteller im Kern einem Refactoring unterzogen.

An vielen Stellen wurde bei der Implementierung unnötiger Code entfernt, einige Funktionen wurden neu und leistungsorientiert programmiert. Auch wenn ein Update auf die aktuelle Version keine einfache Angelegenheit ist, wird die inves-tierte Zeit und Mühe belohnt. Doch Vorsicht: Shop-Betreiber, die noch in Version 1.3.x oder Enterprise 1.6.x unterwegs sind, sollten etwas mehr Zeit für das Update einkalkulieren. Auch sollte geprüft werden, ob alle eingesetzten Extensions für die gewünschte aktuelle Magento-Version vorliegen.

2) Weniger ist mehr

Viele Shops haben über ihre Lebenszeit hinweg eine Art Installationswut erlebt. Weil es so verlockend einfach ist, mal eben eine Extension zu installieren und auszuprobieren, werden oft Module und Erweiterungen geladen, die gar nicht mehr im Einsatz sind. Auch weiß bei vielen Extensions im Shop keiner mehr, warum und wozu sie eigentlich da sind. Aufräumen kostet nicht viel Zeit, bringt den Shop aber in Sachen Performance deutlich weiter.

3) Noch weniger ist viel mehr

Shop-Betreiber sollten nicht nur bei Extensions und Shop-Modulen aufräumen. Auch die Shop-Seite selbst, das Frontend, birgt viel Optimierungspotenzial. Wurden die Grafiken des Webshops wirklich Web-optimiert erstellt und abgespeichert? Muss es eigentlich so viele Flash-Videos auf jeder Seite geben? Diese und weitere Fragen sollte sich jeder Shop-Betreiber stellen. Sehr beliebt ist hier das Vorgehen, die Firefox-Extension Firebug zu installieren und sich dort im Reiter "Netzwerk" alle geladenen Seitenelemente anzuschauen. Dort wird übersichtlich angezeigt, wie lange welches Element geladen wurde und wie groß die einzelnen Bilder und Skripte sind.

4) Bei Servern klotzen

Das Einzige, was besser ist als Hubraum, ist noch mehr Hubraum. Und so kann man es mit seinem Server auch halten. Ein Shop-System benötigt eine ausreichende Basis und den entsprechenden Anschluss. Wer 500 Kunden gleichzeitig bedienen und dabei keine Ladezeitverzögerungen spüren will, der braucht geeignete Server-Sys-teme im Hintergrund. Im Enterprise-Segment sind das in der Regel Cluster, wobei die Web-Server auf mindestens drei physische Server verteilt hinter einem Loadbalancer stehen sollten. Die Datenbank wird ebenfalls auf einen weiteren Server ausgelagert und im Idealfall in einem DB-Master/Slave-Verbund angeschlossen.

Ab Version MySQL 5.5 skaliert die Performance der Datenbank nochmals deutlich besser mit der eingesetzten Hardware, so dass 24 CPUs für einen DB- Master keine Seltenheit mehr sind. Auch wer sich fernab solcher Hosting-Dimensionen befindet und mit der Magento-Community-Edition arbeitet, sollte zumindest Web-Server und Datenbank-Server getrennt halten und jeweils auf Hardware-Server setzen. Der Einsatz von virtuellen Servern hat sich - auch wenn der Preis oft verlockend ist - bislang nicht oder nur in Ausnahmen bewährt.