HR und Talent Management

So geht Personalpolitik in der digitalen Transformation

04.01.2016
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Dr. Carsten Busch ist seit 2012 für die Lumesse GmbH tätig und bekleidet dort seit 2015 die Position des CEO Business Unit ETWeb. Zuvor war er als Geschäftsführer für Zentral- und Osteuropa verantwortlich. Zu seinen Kernkompetenzen zählen alle Bereiche des Talent Management sowie Business Process Engineering mit webbasierten Technologien. An der Universität Essen und der Universität St. Gallen in der Schweiz studierte Dr. Carsten Busch Betriebswirtschaftslehre.
Die Digitalisierung stellt die Verantwortlichen für Human Resources in den Unternehmen vor neue Aufgaben. Sie müssen Talente finden und IT-Spezialisten binden. Enterprise Social Network, Predictive Analysis und Gamification können dabei für Personalmanager Erfolgsschlüssel sein. Wieso lesen Sie hier.
  • Die digitale Transformation erfordert eine andere Unternehmenskultur.
  • Führungskräfte müssen in Sachen Talent Management neue Wege einschlagen.
  • Die Talentfindung ist ein strategischer und wirtschafltlicher Faktor.

Traditionelle Geschäftsmodelle und verkrustete Arbeitsstrukturen werden heute im Zeitalter der Digitalisierung in Frage gestellt. Ganze Branchen müssen sich neu ausrichten oder verschwinden vom Markt, während durch innovative Technologien neue Industrien und Berufsgruppen entstehen. Die Digitalisierung nimmt weiter Fahrt auf und hat alle Lebensbereiche erreicht, natürlich auch die Arbeitswelt und den Arbeitsmarkt. Die digitale Transformation ist Realität und kann nicht ignoriert werden. Keiner kommt daran vorbei. Die Devise heißt: "Go digital or die". Doch damit verwandelt sich auch die Rolle der Abteilungen für Human Resources und stellen sich folgende Fragen: Welche Herausforderungen und neuen Managementaufgaben sind damit verbunden? Wie sieht ein zukunftssicheres Talent Management aus?

Talent Management ist für Personaler in Zeiten des Fachkräftemangels und der Digitalisierung das Gebot der Stunde.
Talent Management ist für Personaler in Zeiten des Fachkräftemangels und der Digitalisierung das Gebot der Stunde.
Foto: Gustavo Frazao - Shutterstock.com

Erfolgreiche Unternehmen haben die tiefgreifenden Konsequenzen, die mit der Digitalisierung einhergehen, für die Arbeitsweise im Betrieb sowie den Umgang mit Mitarbeitern verstanden - sie handeln strategisch. Sie haben erkannt, dass auch HR-Aufgaben anders organisiert werden müssen. Hier sollte jeder Mitarbeiter ebenso im Zentrum der Planungen stehen wie die Anforderungen der Personalabteilung und des gesamten Unternehmens. Um die Geschäftsziele zu erreichen, müssen erfahrene Mitarbeiter der Firma länger erhalten bleiben und zusätzlich neue Talente entwickelt werden.

Digitale Transformation erfordert neue Denkweise

Die digitale Transformation mit ihrer "schöpferischen Zerstörung" bietet Personalverantwortlichen die große Chance, dem Unternehmen strategische und wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile zu sichern. Innovative Lösungen für das Talent Management können helfen, effektiv die bestmöglichen Fach- und Führungskräfte zu gewinnen, sie langfristig zu binden und beruflich weiter zu qualifizieren. Auf die Veränderungen des Marktes zu reagieren, ist übrigens nicht primär eine Frage des Budgets oder der Manpower. Beide sind größtenteils in den Betrieben vorhanden. Die digitale Transformation im HR-Bereich fängt vielmehr mit einer Veränderung der Sicht- und Denkweisen sowie der Unternehmenskultur an.

Mitarbeiterbedarf richtig antizipieren

Um mit den rasanten Veränderungen mithalten zu können, muss das Talent Management flexibel auf die bestehenden Anforderungen reagieren und auch zukünftige antizipieren können. Eine gemeinsame Studie der Marktforschungsgesellschaften Loudhouse und Lumesse zeigt jedoch, dass über zwei Drittel der befragten HR-Verantwortlichen einräumen, Probleme in der Vorhersage zu haben, welche Art von Mitarbeitern das Unternehmen in einem Jahr und später benötigen wird.

High Performer halten und Talente ködern

Die Einfachheit, Geschwindigkeit und Effektivität, mit der die HR-Abteilung auf geschäftliche Anforderungen reagieren kann, ist daher ausschlaggebend und verschafft dem gesamten Unternehmen Wettbewerbsvorteile. Die Herausforderung besteht zum einen darin, die High Performer im Unternehmen zu halten, zum anderen gilt es, Top-Talente für die Company zu gewinnen. Das Problem dabei ist aber, dass letztere Zielgruppe in Zeiten des Fachkräftemangels extrem gefragt ist. Personalmanager müssen solche Talente nicht nur schnell finden und einstellen, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie sich schon vor ihrem ersten Arbeitstag als Teil des neuen Teams fühlen. Dazu müssen Personaler die Wünsche ihrer hochqualifizierten Bewerber kennen und ihnen gerecht werden. Zu diesem Zweck sollten sie Talent-Management-Methoden anwenden, die helfen, Veränderungen schnell voranzutreiben und dazu beitragen, die Motivation derzeitiger und zukünftiger Mitarbeiter zu steigern. Ferner muss die HR-Abteilung erreichen, dass Führungskräfte in Sachen Talent Management neue Wege einschlagen.

Hilfsmittel Enterprise Social Network

Auf diese Weise eröffnet die Digitalisierung Personalverantwortlichen auch neue Potenziale. Stand bislang die Personalabteilung im Mittelpunkt der HR-Prozesse, wendet sich das Blatt nun in den Unternehmen. Das heißt: Neue Systeme und Tools werden Management und Fachkräften zur Verfügung gestellt - zum Beispiel über das Enterprise Social Network. Wenn Verantwortliche verstehen, was ihren Mitarbeitern Spaß bereitet und sie gleichzeitig motiviert, tragen etwa Gamification-Elemente entscheidend dazu bei, Motivation und Mitarbeiterbindung zu verbessern. Instant Recognition lautet hier die Formel der Stunde. Mitarbeiter und Führungskräfte erhalten unmittelbares Feedback zu bewältigten Aufgaben. Somit können Boni sofort vergeben oder ein nötiger Schulungsbedarf ermittelt werden. Mitarbeiter und Vorgesetzte brauchen keine Quartalsgespräche mehr abzuwarten, um Einblick in die Performance des Einzelnen zu bekommen.

Des Weiteren hilft Predictive Analytics Verantwortlichen, kritische Verhaltensweisen und Arbeitsweisen oder Probleme der Mitarbeiter frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig proaktiv gegensteuern zu können. Zum Beispiel wenn Angestellte ihr Profil in Xing "aufhübschen", um für Headhunter attraktiver zu sein, Arbeitszeiten massiv über- oder unterschreiten oder Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit nicht zufriedenstellend ausfallen, werden Verantwortliche alarmiert. Es können dann Modelle simuliert werden, so dass strategische Entscheidungen nicht mehr aus dem Bauch heraus getroffen werden müssen.

Fazit

Die erfolgreiche Digitalisierung der HR-Abteilung ist nicht in erster Linie eine Frage von Geld, Manpower, Software und digitalen Tools. Die Strategie darf außerdem nicht nur darauf ausgelegt sein, welche Systeme zukünftig integriert oder welche Kanäle bedient werden sollen. Sie muss neben diesen Faktoren auch berücksichtigen, wie sich die Sichtweisen des Managements und der Mitarbeiter, aber auch die gesamte Unternehmenskultur verändern. Damit gehen Verschiebungen von Verantwortungen und Veränderungen der Geschäftsprozesse einher, die aber auch dazu beitragen können, dass die Position der HR-Verantwortlichen im Unternehmen nachhaltig gestärkt wird. (pg)