Bitcoin erklärt

So funktioniert Blockchain

22.02.2018
Von 


Sandra Rueß hat Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Business Engineering studiert und arbeitet als Business Consultant beim Beratungs- und Softwarehaus doubleSlash. Ihre Fachgebiete sind Datenmanagement, Billing und Payment sowie vernetzte Dienste - insbesondere im Automotive Bereich. Außerdem prüft sie den Einsatz und die Chancen von Blockchain für konkrete Anwendungsfälle bei Unternehmen.

So kam es zum Bitcoin-Blockchain-Fork

Bei der Erzeugung eines neuen Blocks kann es passieren, dass mehrere Miner gleichzeitig neue Blöcke finden. Die Blockchain verzweigt dann für kurze Zeit in mehrere mögliche Fortsetzungen, die miteinander konkurrieren. Eine sogenannte Fork (englisch "Gabelung") liegt vor. Existieren mehrere Fortsetzungsstränge, docken die Miner so lange an deren Enden an, bis ein Strang länger ist. Der Block mit den meisten Unterstützern setzt sich schließlich durch. Die längste Kette wird von allen Knoten als die gültige akzeptiert, da hinter ihr der größte Rechenaufwand steht.

Gabelungen entstehen auch dann, wenn der Code der Blockchain geändert wird, aber nicht alle Miner und Teilnehmer des Netzwerks den neuen Regeln folgen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn Uneinigkeit bei der Lockerung oder Verschärfung der Regeln für die Verifizierung eines Blocks herrscht. Im ungünstigsten Fall folgt ein Teil der Community einem eigenen Konzept und nimmt eine Abspaltung von der ursprünglichen Blockchain in Kauf. Werden anschließend beide Stränge aufrechterhalten, erhält man als Ergebnis zwei Blockchains, die jeweils nach ihren eigenen Regeln funktionieren.

Anfang August 2017 wurde eine solche Spaltung der Bitcoin Blockchain bewusst erzwungen: eine sogenannte User Activated Fork (UAF). Damit wurde eine alternative Kette erzeugt: Bitcoin Cash. Der Abspaltung ging ein jahrelanger Streit um die Erhöhung der maximalen Blockgröße von Bitcoin voraus. Eine Gruppe von Minern, Entwicklern, Investoren und Bitcoin-Nutzern wollte die technische Beschränkung der Blockgröße auf maximal ein Megabyte nicht mehr akzeptieren. Denn die Größe des Blocks limitiert, wie viele Transaktionen pro Sekunde durchgeführt werden können. Laut Bitcoin-Protokoll sind dies aktuell sieben Transaktionen pro Sekunde.

Angesichts des enormen Wachstums des Netzwerks und der steigenden Anzahl an Transaktionen ist das ein Problem. Da jedoch lediglich ein Teil der Community die weitreichenden Code-Änderungen befürwortete, war die Spaltung so gut wie sicher. Bitcoin Cash wurde als Kopie der Bitcoin Blockchain abgespalten. Mit der Aufrechterhaltung dieser Kette wird ein Software-Update umgesetzt, das die Blockgröße auf acht Megabyte erhöhen soll. Damit können zukünftig mehr Transaktionen pro Sekunde durchgeführt werden. Ob Bitcoin und Bitcoin Cash langfristig koexistieren können, muss sich zeigen.

Die ewige Blockchain

Gemäß klassischem Bitcoin-Protokoll wird etwa alle zehn Minuten ein neuer Block erstellt und der Kette hinzugefügt. Ist das geschehen, gelten die im neuen Block dokumentierten Transaktionen als formal bestätigt. Der "new hash" wird nun zum Anknüpfungspunkt für die Erzeugung des nächsten Blocks. Nach vier bis sechs Bestätigungen - also neu hinzugefügten Blöcken - gelten Bitcoin-Transaktionen in der Praxis als unveränderbar und sind damit Teil der "ewigen" Blockchain.

Durch die aufeinander aufbauende Speicherung von Daten in einer Blockchain ist eine nachträgliche Änderung nicht möglich, ohne die Integrität des Gesamtsystems zu beschädigen. Würde ein Angreifer versuchen, eine Transaktion zu manipulieren, indem er einen bereits bestehenden Block in der Kette ändert, so müsste er auch den gespeicherten Hash verändern. Eine Überprüfung des Blocks mit der Hashing-Funktion würde den Block sogleich als Fälschung entlarven, da der veränderte Hash nicht mit dem in der Blockchain übereinstimmt. Da jeder Hash eines Blocks dazu genutzt wird, auch den Hash des nächsten Blocks in der Blockchain zu generieren, würde eine Manipulation sich auch auf alle folgenden Hashes auswirken. Das macht die Manipulation von Daten in der Blockchain beinahe unmöglich. Ein Angreifer müsste mehr als 50 Prozent der Rechenleistung des gesamten Netzwerks erbringen, um schneller Blöcke zu erzeugen als die restlichen Teilnehmer und so die Blockchain zu manipulieren.

Inzwischen gibt es bereits Blockchain-Anwendungen, die Smart Contracts ermöglichen. Smart Contracts sind Programme, die von allen Knoten der Blockchain ausgeführt werden (auch: Chaincode genannt). Basierend auf dem "Wenn-Dann-Prinzip", führen diese Programme entsprechende Maßnahmen des Vertrages aus, die an bestimmte Vertragsbedingungen geknüpft sind. Die Vertragspartner interagieren direkt über die Blockchain. Vermittler wie Notare, Anwälte, Börsen oder Banken werden nicht mehr benötigt. Über Smart Contracts lässt sich auch verbindliche, intermaschinelle Kommunikation via IoT realisieren - etwa, wenn in eine Mautstrecke eingefahren wird und das Auto direkt über die Blockchain bezahlt.

Das Blockchain-Prinzip dürfte also völlig neuen, digital gestützten Geschäftsmodellen den Weg ebnen. (fm)