Klassische Personalsuche versagt

So finden Sie Spezialisten

28.06.2011
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

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Werden die Anforderungen an den künftigen Stelleninhaber nicht glasklar formuliert, dann können sie auch nicht in die Stellenausschreibung einfließen. Die Folge: Es bewerben sich, wenn überhaupt, die falschen Kandidaten. Außerdem kann im Personalauswahlverfahren die Eignung der Bewerber nur bedingt geprüft werden, weil geeignete Parameter hierfür fehlen. Also werden oft die falschen Kandidaten ausgewählt. Entsprechend häufig trennen sich bereits nach wenigen Monaten die Wege des Unternehmens und des neuen Mitarbeiters wieder - und die Personalsuche beginnt erneut.

Deshalb sollten Unternehmen, gerade wenn sie hoch qualifizierte Spezialisten suchen, die in ihrer Organisation eine Schlüsselfunktion haben, erwägen, einen Personalberater als Unterstützer beim Definieren des Anforderungsprofils hinzuzuziehen - und zwar einen Berater, der ebenfalls spezialisiert ist. Zum Beispiel auf ihre Branche oder die relevante Berufsgruppe.

Seine Aufgabe beim Formulieren des Anforderungsprofils besteht im Wesentlichen darin zu fragen. Zum Beispiel: Was macht der Spezialist genau in Ihrem Unternehmen? Mit wem muss er kooperieren? Über welche persönlichen Eigenschaften sollte er verfügen? Alles scheinbar banale Fragen. Und genau hier liegt die Gefahr. Oft geben sich die Unternehmen vorschnell mit Worthülsen wie "umsetzungsstark" oder "teamfähig" zufrieden, statt zum Beispiel nachzufragen: Was bedeutet es konkret, dass der neue Controller "ein Stratege" sein soll? Soll er das Controlling neu strukturieren? Oder soll er bei der Arbeit auch die langfristigen Ziele des Unternehmens im Auge haben? Oder sollen von ihm auch Veränderungsimpulse für das Gesamtunternehmen ausgehen. Oder soll er ... ?

Oft können die Firmeninternen solche (Rück-)Fragen spontan nicht beantworten. Dann hilft zuweilen die Frage weiter: Beschreiben Sie mal Ihren Traumkandidaten? Wie würde er sich in der Situation x oder y verhalten? Und beschreiben Sie mal den Kandidaten, den Sie keinesfalls einstellen würden? Wie würde er sich in denselben Situationen verhalten? Wenn man Firmeninterne dies fragt, dann fangen sie oft plötzlich an zu sprudeln und binnen weniger Minuten liegt das Rohmaterial auf dem Tisch, aus dem abgeleitet werden kann, über welche Fähigkeiten und Eigenschaften der künftige Stelleninhaber verfügen sollte.