Risiko 5: Steuerung
Der Provider übernimmt vom Anwender die komplette IT einschließlich der Steuerung.
Bewertung:
Wer die Steuerung eines Sourcing Deals aus der Hand gibt, darf sich nicht wundern, wenn der Provider dies als Gelddruckmaschine betrachtet.
Fallbeispiel:
Der Vorstand eines Unternehmens mit mehr als 50.000 Mitarbeitern hatte die "herausragende" Idee, die komplette IT an einen Provider zu verkaufen und die Leistungen dann wieder einzukaufen. Leider stellte sich heraus, dass er auch das komplette IT-Management mit verkauft hatte. Die Folge war, dass eine Kontrolle der Leistungen und eine passende Steuerung des Providers nicht möglich waren.
Empfehlung:
Geben Sie niemals die Steuerung eines Sourcing Deals aus der Hand.
- So vermeiden sie faule Deals:
Es gibt Provider, die um jeden Preis einen Sourcing-Deal gewinnen wollen. So werden Verträge mit erstaunlich geringen Kosten abgeschlossen. Ein gutes Angebot? - Punkt 1:
Prüfen sie nachträgliche Preissenkungen nach Ablauf der regulären Preisverhandlungen besonders sorgfältig. Lassen sie sich nur dann darauf ein, wenn sie die Folgen mit hoher Sicherheit abschätzen können. In der Regel sind solche Angebote nicht seriös und kosten sie über die Laufzeit mehr Geld als sie sparen. - Punkt 2:
Definieren Sie alle Services und Service Level sehr sorgfältig bis ins Detail und vollständig. Verlassen Sie sich nicht auf Versprechungen, man könne das ja in der Migrationsphase erledigen. Das kann nur zu ihrem Nachteil sein, da nachträgliche Preisanpassungen nach oben die unweigerliche Folge sind - und sie können kaum etwas dagegen tun. - Punkt 3:
Während der Vertragsverhandlungen sollten Kontaktanbahnungen des Providers zur Geschäftsleitung unterbunden werden. Sie untergraben die Autorität der Verhandlungsführung und bringen schlechte Verhandlungsergebnisse, da die Geschäftsleitung die Details nicht kennt. - Punkt 4:
Holen sie sich juristische und fachliche Hilfe bei der Ausschreibung und den Vertragsverhandlungen. Nur so sind sie ein gleichwertiger Verhandlungspartner und können der Expertise des Providers auf Augenhöhe gegenübertreten. - Punkt 5:
Vereinbaren sie Benchmarks. Damit haben sie während der Vertragslaufzeit ein probates Mittel in der Hand, um den Provider zu angemessenen Preisen und hoher Qualität zu zwingen. - Punkt 6:
Vereinbaren Sie geeignete Maßnahmen bei Service Level Abweichungen. Das können Zahlungen bei Schlechtleistungen oder auch die teilweise oder vollständige Vertragsauflösung sein. Nur so sind sie in der Lage, den Provider zur Einhaltung der vereinbarten Service Level zu zwingen. - Punkt 7:
Geben sie niemals die Steuerung des Deals aus der Hand, weder in den Vertragsverhandlungen noch während der Vertragslaufzeit. Auch wenn IT-Personal zum Provider übergeht, müssen sie über geeignetes Management verfügen, um die Arbeit des Providers kontrollieren zu können. Manche Anbieter locken damit, auch die Steuerung der IT zu übernehmen. Das ist dann so, als ob sich der Provider seine eigene Rechnung schreibt.