Transformation der Thüga

So digitalisiert Thüga CIO Suckert Stadtwerke

25.09.2017
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Eine eigene Stabsstelle für IT und Digitalisierung treibt die Transformation derThüga -Gruppe voran. Der Konzern ist an rund hundert kommunalen Energie- und Wasserversorgern beteiligt. CIO Annette Suckert operiert mit Wir-Gefühl und Wimmelbildern.
  • CIO Annette Suckert muss die Balance zwischen Standardisierung und individuellen Entscheidungen der Partnerunternehmen wahren
  • Suckert hat ein internes Digitalisierungsportal für die Gruppe eingerichtet
  • Die CIO engagiert sich im BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) und hat an einem Digitalisierungs-Reifegradmodell des Verband mitgewirkt
Annette Suckert ist CIO der Thüga und hat dort die Stabsstelle "IT und Digitalisierung" gegründet.
Annette Suckert ist CIO der Thüga und hat dort die Stabsstelle "IT und Digitalisierung" gegründet.
Foto: Annette Suckert, Thüga

Der LKW auf der kurvigen Landstraße, der Koch, der seinen Pudding präsentiert, der vollbepackte Dampfer - und immer die "Warum?"-Frage. Zu sehen ist das alles auf einem großen Wimmelbild, das eine Zeichnerin eigens für die Thüga AG kreiert hat. Das Bild gibt das Projekt "Stadtwerke Digitalisierungsstrategie" wider. Annette Suckert, CIO der Aktiengesellschaft, hat das Projekt im Sommer 2016 angestoßen.

Die Thüga AG ist als Beteiligungs- und Fachberatungsgesellschaft bundesweit an rund hundert Unternehmen der kommunalen Energie- und Wasserwirtschaft beteiligt. Mehrheitlich gehören diese Unternehmen den Städten und Gemeinden. "Digitalisierung führt zu Veränderungen der Energiewirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette", weiß Suckert, "das betrifft sowohl große Energiekonzerne als eben auch Stadtwerke und Regionalversorger." Konsequenz für die Thüga: sie gründete eine Stabsstelle für "IT und Digitalisierung". Suckert wollte ein gemeinsames Vorgehen statt bisheriger isolierter Einzelaktionen.

Die CIO zielte einerseits auf einen standardisierten Ansatz ab. Bestimmte Punkte gelten übergreifend für alle Stadtwerke und so lassen sich Synergien realisieren. Andererseits wollte sie jedem einzelnen Unternehmen genug Raum für individuelle Entscheidungen lassen.

CIO Annette Suckert hat das Digitalisierungsprojekt der Thüga von einer Zeichnerin ins Bild setzen lassen.
CIO Annette Suckert hat das Digitalisierungsprojekt der Thüga von einer Zeichnerin ins Bild setzen lassen.
Foto: Thüga

Im Spätsommer vorigen Jahres trommelte Suckert für ein erstes Digitalisierungssymposium alle interessierten Partnerunternehmen zusammen. "Hier ging es zunächst einmal darum, das Projekt 'Stadtwerke Digitalisierungsstrategie' zu vermarkten und ein 'Wir-Gefühl' zu erzeugen", berichtet sie. Daher wurde auf der Veranstaltung viel über Digitalisierung an sich und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung diskutiert. Und es entstand das "Wimmelbild", das nicht nur nett anzusehen ist, sondern seitdem als Leitmotiv jeden weiteren Infotag begleitet.

Um jedem Stadtwerk seine Digitalisierungsstrategie zu ermöglichen, entwickelt das Projektteam strategische Leitsätze rund um Wertschöpfung, Mitarbeiter, Projektmanagement und andere Themen. Alle Beteiligten legen ihre jeweiligen Schwerpunkte auf folgenden vier Ebenen fest: digitale Kundenbeziehungen, digitale Produkte und Leistungen, digitaler Stadtwerksbetrieb und digitale Fähigkeiten. Daraus leiten sich Ziele ab sowie die Roadmap für ihre Umsetzung.

Dafür veranstaltet Suckert zweimal zwei Tage lang Workshops beim jeweiligen Stadtwerk. Zur Unterstützung hat sie ein Beratungsunternehmen mit ins Boot geholt. Gemeinsam mit den Fachbereichen klärte die CIO folgende Fragen: Wo macht eine zentrale Lösung Sinn? Was setzt die Thüga gemeinsam mit den Stadtwerken um? Wo können Stadtwerke im Verbund gemeinsame Produkte entwickeln?

Zum kompletten Projektteam zählten zwischen zehn und zwanzig Leuten, davon ein Kern aus drei bis vier Mitarbeitern von Thüga und Beraterfirma sowie mehrere Kollegen aus dem jeweiligen Stadtwerk. Darunter sind Geschäftsführer, Hauptabteilungsleiter und operative Mitarbeiter.

Das Digitalisierungsprojekt geht jetzt in die zweite Runde

Kommunikation, Vernetzung und Erfahrungsaustausch waren der CIO von Anfang an wichtig. Dafür hat sie ein internes Digitalisierungsportal für die Gruppe eingerichtet. Ihre Rolle als Projektverantwortliche sieht Suckert durch zwei Punkte geprägt: "Zum einen verknüpfe ich die Themen der Digitalisierung mit den spezifischen Herausforderungen der kommunalen Energieversorger.

Zum anderen verknüpfe ich die Stadtwerke mit den spezifischen Fachabteilungen der Thüga, so dass wir die Bedürfnisse der Stadtwerke durch innovative Angebote und Lösungen unterstützen können." Dabei profitiert Suckert von ihrem Werdegang: die Technische Fachwirtin hat in Freiburg als CIO beim Energieversorger Badenova und dann als Geschäftsführerin der E-MAKS gearbeitet, einem Dienstleister für Energie-Management, Abrechnung und Kundenservice.

Mittlerweile läuft die zweite Welle des Digitalisierungsprojektes. Und der Kreis wächst. Die Unternehmen, die von Anfang an dabei waren, gehen jetzt in die nächste Rund und legen ihre Ziele für 2018 fest. Die, die neu dazukommen, profitieren von den bisherigen Erfahrungen. Einige Partnerunternehmen haben schon eingeschlagen, andere überlegen noch. "Ich führe permanent Gespräche", berichtet Suckert.

Sie beobachtet sehr genau, wie sich der digitale Reifegrad der Thüga-Gruppe entwickelt. Dazu wendet sie ein Maturity-Modell des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) an. Dass das was taugt, weiß sie: Die CIO sitzt in einem der Fachausschüsse des Verbandes und in der Arbeitsgruppe Digitalisierung, sie hat an dem Modell mitgewirkt. Suckert erklärt: "Das Thema Digitalisierung liegt mir am Herzen!"