Yoga statt Burnout

So bleiben Mitarbeiter gesund und motiviert

08.01.2009
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Yoga oder Marathon?

SAP beteiligt sich ebenfalls an dem Forschungsprojekt. Das Unternehmen offeriert seinen rund 15 000 Mitarbeitern in Deutschland seit vielen Jahren Kurse zur Work-Life-Balance und zum Gesundheits-Management. Der Betriebsarzt Werner Bachmaier, stellvertretend verantwortlich für Health und Diversity bei SAP in Walldorf, erhofft sich vom Diwa-IT-Projekt weitere Impulse für das hauseigene Gesundheits-Management. "Die Arbeitsbelastung steigt. Wir merken, dass die Kollegen stärker unter Druck stehen. Vom Forschungsprojekt versprechen wir uns, dass wir konkrete Zahlen bekommen und unsere Argumente untermauern können."

Der Mediziner weiß, dass Krankmeldungen alleine wenig über die Gesundheitsrisiken der Mitarbeiter aussagen. Seit elf Jahren investiert das Unternehmen in präventive Maßnahmen, Sportangebote und die medizinische Versorgung. Prävention spielt im SAP-Gesundheitskonzept eine wichtige Rolle. Das Angebot reicht von Yoga-Kursen über Fitnessstudio und Lauftreff bis zum Marathontraining. Krisenintervention und Konflikt-Management finden sich ebenso im umfangreichen Programm. Bachmaier möchte zwar keine Zahlen nennen, doch "die Kosten bleiben im Rahmen".

Überschaubare Kosten

Mitarbeiter und Unternehmen teilen sich bisher je nach Angebot die Kursgebühren für das Sportprogramm. Über die Vertrauensarbeitszeit ist es beispielsweise möglich, während des Arbeitstags einen Kurs zu besuchen, wenn es das Projekt zulässt. "Einige Kollegen bieten innerhalb der SAP ehrenamtlich Kurse an. Wir achten allerdings darauf, dass jemand, der beispielsweise einen Yoga-Kurs leiten möchte, auch eine entsprechende Ausbildung mitbringt."

Walter Brinkmann, T-Systems "Gerade das mittlere Management kennt die Überlastung aus dem eigenen Alltag."
Walter Brinkmann, T-Systems "Gerade das mittlere Management kennt die Überlastung aus dem eigenen Alltag."

Den Führungskräften kommt eine wichtige Rolle zu: Sie sollen Risiken erkennen, Probleme ansprechen und ihre Mitarbeiter auf die Hilfs- und Beratungsangebote im Unternehmen aufmerksam machen. Bachmaier möchte noch stärker auf Prävention setzen, obwohl der Krankenstand im Unternehmen unter dem Durchschnitt anderer Firmen liegt. Ob der momentane Sparkurs auch Einschnitte im Gesundheits-Management bringt - dazu will man sich in Walldorf nicht äußern.

ITler wollen stolz auf sich sein

Die Belastungen der IT-Beschäftigten nehmen seit Jahren zu. Manche datieren den Wandel auf das Jahr 2000, als die New-Economy-Euphorie in einem Desaster endete. Doch das große Arbeitspensum sei keineswegs alleine verantwortlich. "Die Handlungsmöglichkeiten der Beschäftigten haben sich reduziert, die Sinnhaftigkeit der Arbeit fehlt vielen, und das wirkt sich auf die Motivation aus", so Gerlmaier.

Die Arbeitspsychologin erforscht seit vielen Jahren die schwierigen Arbeitsbedingungen von Wissensarbeitern speziell im IT-Sektor. Aus vielen Befragungen weiß sie, dass gerade für IT-Fachkräfte die Identifkation mit ihrer Arbeit besonders wichtig ist. Wenn die eigene Abteilung aber permanent umstrukturiert wird, engagierte Fachkräfte gleichzeitig in 15 Projekten mitarbeiten sollen, von ihnen am Wochenende noch Rufbereitschaft für Notfälle erwartet wird und sie keineswegs sicher sein können, ob sie nach der nächsten Fusion nicht trotzdem auf der Straße stehen, dann bleibt selbst beim motiviertesten Kollegen der Elan auf der Strecke.

Gewohnheitstiere leben gesund

"Ständig unter Druck, ständig unterwegs - das macht krank. Wir sind Gewohnheitstiere und bevorzugen im Arbeitsleben Routine", berichtet Gerlmaier über Ergebnisse der Gesundheitsforschung. Gymnastikkurse und Ernährungsberatung allein lösen das Problem nicht. "Meine Empfehlung lautet: An beiden Schrauben drehen. Unternehmen und jeder Einzelne müssen darauf achten, dass die Leistungsfähigkeit erhalten bleibt", rät die Wissenschaftlerin.