Yoga statt Burnout

So bleiben Mitarbeiter gesund und motiviert

08.01.2009
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Der Druck wächst weiter

Doch zunehmende Belastungen und ständiger Druck unterminieren selbst die Konstitution von robusten Naturen. "Das ist auch ein Thema für uns", sagt Walter Brinkmann, Betriebsratsvorsitzender von T-Systems, und ergänzt: "Die Situation wird sich weiter zuspitzen." Das Unternehmen beteiligt sich am Projekt "Diwa IT". Die T-Systems-Mitarbeiter wissen um die hohe Arbeitsbelastung und die Risiken. Brinkmann berichtet von zwei kürzlich unterzeichneten Vereinbarungen zum Thema Gesundheit, die diesem Aspekt einen höheren Stellenwert im Unternehmen einräumen sollen. Der Gewerkschaftsmann hat dafür die Unterstützung des Managements und der Personalabteilung: "Gerade Führungskräfte in der mittleren Ebene kennen das Problem oft aus dem eigenen Arbeitsalltag."

Brinkmann möchte im eigenen Unternehmen eine neue Diskussion über die steigende Arbeitsbelastung anregen. Da T-Systems-Mitarbeiter tariflich an die 34-Stunden-Woche gebunden sind, wachsen die Überstundenkonten von vielen. Zwar gibt es ein so genanntes Ampelsystem zum Abbau dieses Zeitkontingents, doch wenn Projekte kurz vor dem Abschluss stehen, müssen alle an Bord sein. "Wir empfehlen Kollegen und ganzen Teams, an ihre Vorgesetzten eine Überlastungsanzeige zu schicken, wenn das Arbeitspensum nicht zu erledigen ist." Schließlich kommt dem Arbeitgeber eine Sorgfaltspflicht gegenüber seinen Angestellten zu.

Arbeitsschutz nur auf dem Papier

Arbeits- und Gesundheitsschutz spielen für Wissensarbeiter keine große Rolle, Arbeitsschutzgesetze existieren oft nur auf dem Papier, denn IT-Mitarbeiter hantieren nicht mit gefährlichen Chemikalien. Für die Umsetzung und Kontrolle dieser Verordnungen fehlen das Personal und oft auch der Wille. "80 bis 90 Prozent der Unternehmen kümmern sich nicht darum, wie es um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter steht", schätzt Anja Gerlmaier, die am Institut Arbeit und Qualifikation das Projekt Diwa-IT leitet.

Kranksein wird zum Stigma

Doch gerade wer Höchstleistungen erwartet, sollte eine gewisse Sensibilität entwickeln und seinen Angestellten nicht zu viel zumuten. Eine andere Facette ist die Selbstausbeutung der Arbeitnehmer: Die Angst, als Niedrigleister gebrandmarkt zu werden, sei in der IT-Branche, die mit ihrem jugendlichen Image kokettiert, besonders verbreitet. Kranksein wird dann schnell zum Stigma. Deshalb beobachten beispielsweise Betriebsräte mit Sorge, wenn ihre Kollegen sich krank an den Schreibtisch schleppen oder lieber Stunden vom Gleitzeitkonto abbummeln, als zum Arzt zu gehen.