Work-Happiness-Report 2022

So bleiben Beschäftigte im Unternehmen

27.07.2022
Von 


Tobias Hagenau, Co-Gründer und CEO von awork, ist Experte für Teamorganisation, Freude bei der Arbeit und New Work.

 
Freude bei der Arbeit ist in der heutigen Zeit der Schlüssel, um im War of Talent zu bestehen und langfristig erfolgreich zu sein. Doch was genau macht Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen glücklich in ihrem Job?
Was macht Arbeitnehmer glücklich?
Was macht Arbeitnehmer glücklich?
Foto: epic_pic - shutterstock.com

Arbeit nimmt einen wesentlichen Teil unseres Lebens ein. Wir widmen ihr nicht nur unsere körperliche, sondern vor allem geistige Energie. Dabei ist das Verständnis von Arbeit als alleiniges Mittel zum Zweck, um den Lebensunterhalt zu sichern, lange überholt. Gerade bei der jungen Generation der (Post-)Millennials und Gen Z steht eine Sache ganz besonders im Fokus: Freude an der Arbeit.

Dieser Paradigmenwechsel geht allerdings gleichermaßen mit neuen Herausforderungen der Arbeitgeber einher. Diese sind heute mehr denn je gefordert, die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten in den Fokus zu rücken und eine reibungslose Zusammenarbeit im Team gezielt zu fördern, denn gut funktionierende Teams sind in der heutigen Arbeitswelt ein wichtiger Erfolgsfaktor, um im War for Talents zu bestehen. Wer es hier verpasst zu handeln, wird sich früher oder später mit einer Abwanderung seiner Leute konfrontiert sehen.

Ein deutlicher Trend in diese Richtung ist bereits seit einiger Zeit erkennbar. In diesem Zusammenhang wird auch von der Great Resignation, also der großen Kündigungswelle, gesprochen. Waren derartige Entwicklungen zunächst vor allem in den USA zu beobachten, so zeigen aktuelle Zahlen – etwa der Gallup Studie, dass die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer in Deutschland erstmals höher ist als in den Vereinigten Staaten – ein klares Warnsignal an alle Unternehmen.

Ähnliche Entwicklungen zeigt auch die Studie des Hamburger Workmanagement-Anbieters awork in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Appinio. Den Ergebnissen zufolge planen zwei von drei Befragten den Job zu wechseln, um glücklicher zu sein. Vor diesem Hintergrund lautet die große Frage: Wie können es Arbeitgeber schaffen, ihre Teams zufriedener zu machen und - darauf aufbauend - die Mitarbeiter langfristig im Unternehmen zu halten?

Work-Happiness-Report: 5 Tipps, um Mitarbeiter zu begeistern

Der aktuelle Work-Happiness-Report von awork und Appinio liefert hier Antworten und zeigt, was Unternehmen konkret tun können:

1. Wertschätzende, klare Führung

In puncto Freude bei der Arbeit spielt die Führungskultur eine entscheidende Rolle. Laut den Ergebnissen des Work-Happiness-Reports zählt schlechtes Führungsverhalten zu den größten Stressfaktoren im Job. Bleibt die Frage, wie man ein zufriedenes Team führt. Hier ist der mit Abstand wichtigste Faktor aus Sicht der Befragten entgegengebrachte Anerkennung und Wertschätzung (61 Prozent ).

Dahinter folgen klare Ziele (47 Prozent), im Sinne einer deutlichen Kommunikation, wo genau die Reise hingehen soll, sowie klare Anweisungen (45 Prozent). Wer glaubt, dass unbegrenzter Spielraum und Freiheiten glücklich machen, irrt sich. Es geht vielmehr darum, die Mitarbeiter in partizipativer Art und Weise einzubinden, bei gleichzeitiger Vorgabe einer grundlegenden "Marschrichtung".

2. Work-Life-Integration statt Work-Life-Balance

Die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben ist für 88 Prozent der Befragten der zentrale Faktor für mehr Freude im Job. Vereinbarkeit versteht sich jedoch nicht als strikte Trennung zwischen Arbeit und Privatem, im Sinne der klassischen Work-Life-Balance. 29 Prozent wünschen sich stattdessen, dass Berufs- und Privatleben gut integrierbar sind und lassen die Grenzen sogar bewusst verschwimmen.

Der Trend geht also immer mehr in Richtung Work-Life-Integration, sprich dahin, Arbeit- und Privatleben auf ganz natürliche Weise miteinander zu vereinen. Denn letztendlich ist die Arbeit ein zentraler Bestandteil unseres Lebens. Unternehmen sollten es den eigenen Mitarbeitenden dahingehend einräumen, sich ihren Arbeitstag flexibel einzuteilen, denn schlussendlich zählt lediglich, dass Aufgaben und anstehende To Do's erledigt werden. Das klassische "Nine-to-Five"-Modell und damit einhergehende, strikt vorgegebene Arbeitszeiten entsprechen nicht mehr dem aktuellen Zeitgeist und New Work Gedanken der Arbeitswelt von morgen.

3. Erhöhung der Flexibilität

In Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben steht auch der Wunsch nach mehr Flexibilität, insbesondere in Gestalt von flexiblen Arbeitsmodellen. Gerade Corona hat hier zu einem Wandel geführt, mussten doch die meisten Arbeitnehmenden während der vergangenen zwei Jahre größtenteils aus dem Home-Office arbeiten.

Auch nach der Aufhebung der Home-Office-Pflicht präferieren viele Arbeitnehmende ein hybrides Modell. Unternehmen, die das Glück ihrer Mitarbeitenden in den Fokus stellen wollen, tun also gut daran, flexible Arbeitszeit und -platzmodelle anzubieten. Diese sollten die individuellen Lebensumstände und Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigen, anstatt ein "Zurück ins Büro" als fixe Regelung vorzuschreiben.

4. Spannende Arbeitsinhalte

Bei der Entscheidung für oder gegen einen Job spielen heute mehr denn je interessante Projekte und Arbeitsinhalte eine wichtige Rolle. Rund 75 Prozent der Befragten sehen es als wichtigstes Kriterium, dass sie in ihrem Job an etwas arbeiten, das ihnen Freude bereitet. Arbeiten nur des Geldes wegen hat bei den meisten, gerade jungen Menschen ausgedient. An dessen Stelle treten Sinnhaftigkeit und das Streben nach erfüllenden Aufgaben, die das persönliche Wachstum fördern.

Allerdings lassen sich hier deutliche Unterschiede zwischen den Generationen erkennen. Während nur 21 Prozent der 55 bis 65-Jährigen für mehr Freude im Job zu Gehaltseinbußen bereit sind, fällt der Anteil bei der jungen Generation deutlich höher aus: Ganze 59 Prozent der 18 bis 24-Jährigen würden ein niedrigeres Gehalt in Kauf nehmen, um glücklicher bei der Arbeit zu sein. Unternehmen sollten es ihren Mitarbeiter vor diesem Hintergrund ermöglichen, Inhalte aktiv mitzugestalten, um so individuelle Fähigkeiten und Interessen zu adressieren.

Auch regelmäßiges Feedback ist ein wichtiger Faktor, um einerseits eine gelebte Feedbackkultur zu etablieren und andererseits die Mitarbeiter bei ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Dies bedeutet auch, dass etwa ein gewisses Budget in Personalentwicklungsmaßnahmen gesteckt werden sollte.

5. Vereinfachter Übergang zu digitaler Arbeit

Wir arbeiten in immer asynchroner werdenden Teams – und nur digitale Lösungen können dieses asynchrone Arbeiten ermöglichen. Bedeutet: Arbeitsabläufe müssen sowohl im Home-Office als auch im Büro abruf- und bearbeitbar sein, sodass jeder Mitarbeitende bestenfalls zu jeder Zeit und von überall aus auf sämtliche Materialien zugreifen kann.

Besonders wichtig ist es hier jeden Mitarbeitenden, unabhängig von seiner digitalen Affinität, abzuholen und Lösungen so einfach wie möglich zugänglich zu machen. Basis hierfür bilden vor allem Tools, die innerhalb eines Unternehmens zur Kommunikation, Organisation und Dokumentation eingesetzt werden.

Diese digitalen Helfer sorgen nicht nur dafür, eine Grundstruktur in Arbeitsabläufe und -prozesse zu bringen, sondern ermöglichen es mithilfe von Features wie Kanban-Boards, Gantt-Charts oder geteilten Kalendern auch, Ressourcen, Kapazitäten und Projekte langfristig zu planen. (hk/mp)