IT in Hollywood

So bekommen Sie den Special-Effects-Oscar

20.02.2009
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Sicherheit

6. Ein Hacker braucht maximal zwei Versuche, um ein geheimes Regierungspasswort zu erraten.

Dass Namen von Haustieren oder Familienangehörigen und generische Alltagsbegriffe wie "password", "1234" oder "f***you" als Passwort nicht taugen, sollte allgemein bekannt sein. Dass aber selbst streng zugangsgesicherte US-Regierungsrechner, der Haupt-Server des russischen Geheimdienstes und Eingabekonsolen nuklearer Sprengkörperzünder aus Nahost mit Passwörtern geschützt sind, die jeder Möchtegern-Nerd binnen Sekunden durch bloßes Erraten oder einfachste Brute-Force-Taktik knacken kann, ist in Hollywood ein Muss! Der auf Nervenkitzel programmierte Regisseur muss so nicht zu viel Film an eine ewig lange, monotone Try-and-Error-Try-and-Error-Szene verschwenden und damit unnötig Spannung herausnehmen. Sonst kommt womöglich im Kinosaal doch noch diese allseits beliebte Zuschauerfrage auf: "Wie viele Versuche braucht der Blödi denn noch, bis er die doofe Tür endlich aufbekommt?"

7. Wenn ein verschlüsselter Datenträger eingelegt wird, poppt augenblicklich die Passwortabfrage auf.

Genau das ist der Sinn von verschlüsselten Containern und Partitionen: Jeder soll sofort mitbekommen, dass und wo codierte Informationen nur darauf warten, entschlüsselt zu werden. Denn wozu sollte man Daten sonst wohl chiffrieren? Etwa um sie zu verstecken? So ein Unsinn…

8. Viren lassen sich mit dem Befehl "UPLOAD VIRUS" im gesamten Land verbreiten.

Wenn sich schon ein hart arbeitender Cyberkrimineller die Mühe macht, einen tollen Trojaner, Wurm oder sonst wie gearteten Virus zu schreiben, dann möge der sich anschließend doch bitteschön augenblicklich und mühelos überall dort verbreiten und einnisten, wo er auch hingehört. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder Virenschreiber (der sein Werk nur durch viele Stunden hartes Codings vollenden konnte) womöglich erst noch ein paar Zeilen Java, C# oder SQL lernen müsste, um seine neue Errungenschaft unters Volk zu bringen?

9. High-End-Rechner explodieren sehr schnell und immer kurz bevor das gesamte Gebäude in die Luft fliegt.

Schon ein falscher Tastendruck kann die Apokalypse auslösen. Quelle: Gerd Altmann / www.pixelio.de
Schon ein falscher Tastendruck kann die Apokalypse auslösen. Quelle: Gerd Altmann / www.pixelio.de
Foto: Gerd Altmann / Pixelio.de

Komplizierte Computersysteme und Server-Räume haben immer so auszusehen, als entstammten sie den Sechziger Jahren - meterhohe Techniktürme, laut vor sich hinratternder Großrechner, die immer schon mit einer Festplatte im Nirvana stehen. Ein falscher Befehl, und die schönen Schaltkreise sind am längsten welche gewesen. Doch damit nicht genug: Für die bestmögliche Dramaturgie sind sie nicht nur mit Explosions-Countdowns (samt über die Lautsprecheranlage auditiv vernehmbarer Ansagerin Marke "Selbstzerstörung in 30 Sekunden") zu versehen, sondern auch so geschickt mit dem umliegenden Gebäude zu verschalten, dass garantiert kein Ziegel überlebt. Es gilt das alte Prinzip "Wenn schon, dann richtig!"

10. Abspeichern ist überflüssig - bei Programmende sind die Daten eh immer auf dem letzten Stand, bei Absturz sind sie grundsätzlich komplett verloren.

Von Textverarbeitungs-Software kennt man die nützliche Funktion des automatischen Zwischenspeicherns, von einigen anderen Applikationen auch. Häufig müssen diese zunächst aktiviert oder die voreingestellten Speicher-Intervalle zumindest angepasst werden. Nicht so im Film: Entweder sind bearbeitete Files grundsätzlich auf dem neuesten Stand, wenn Änderungen zuvor nicht gespeichert wurden oder sie sind komplett gelöscht und nicht wiederherstellbar, wenn der Rechner während der Bearbeitung abstürzt respektive von außerhalb mit krimineller Energie attackiert wird. Als Alternative mag da das Handschriftliche sinnvoll erscheinen - es wirkt aber längst nicht so modern und ist daher nur im konspirativen Agenten-Notfall einzusetzen, weil Notizzettel später publikumswirksam verbrannt werden können.

Die Themen Konvergenz und Vernetzung greifen weiter um sich - unsere Tipps, wie Sie sie ideal für Ihre filmischen Zwecke einsetzen, gibt’s auf der nächsten Seite.