Zusammen mit Partnern

Snowflake hebt Gesundheits-Cloud aus der Taufe

22.03.2022
Von 
Anirban Ghoshal ist Senior Writer für Enterprise-Software, Datenbanken und Cloud-Infrastruktur bei unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld.
Seit langem wird vertikalen Cloud-Angeboten eine große Zukunft vorausgesagt. Nun unternimmt der Data-Cloud-Anbieter Snowflake zusammen mit Partnern einen weiteren Vorstoß.
Firmen- und institutionenübergreifende Zusammenarbeit in der Cloud - das verspricht Snowflake nun auch Kunden aus dem Gesundheitswesen.
Firmen- und institutionenübergreifende Zusammenarbeit in der Cloud - das verspricht Snowflake nun auch Kunden aus dem Gesundheitswesen.
Foto: PopTika - shutterstock.com

Snowflake hat die Healthcare & Life Sciences Data Cloud Platform zur gemeinsamen Nutzung von Daten im Gesundheitswesen auf den Markt gebracht. Sie kombiniert die eigenen via SaaS bereitgestellten Data-Warehouse- und Analytics-Angebote des Unternehmens mit einem Datenmarktplatz und Beratungsdiensten.

Die Plattform wurde als Reaktion auf die starke Belastung des Gesundheitswesens in aller Welt durch die Corona-Pandemie entwickelt. Sie bringt die Kernanwendungen von Snowflake mit diversen Diensten von Drittanbietern zusammen. So kommen Lösungen rund um maschinelles Lernen und KI von Technologiepartnern wie Alation, Dataiku, Amazon Web Services (AWS), H20.ai, ThoughtSpot, Health Catalyst, Strata und IQVIA dazu.

Snowflake integriert deren Lösungen auf seiner SaaS-Plattform, um die Zeit zu verkürzen, die Kunden für das Implementieren und Entwickeln neuer Anwendungen brauchen. User könnten in großem Umfang auf Daten aus verschiedensten Quellen zugreifen, um geschäftskritische Prozesse firmenübergreifend abzubilden und Einblicke in die eigene Organisation und die Zusammenarbeit mit Branchenpartnern zu gewinnen, sagt Todd Crosslin, Leiter des Bereichs Gesundheitswesen und Life Science bei Snowflake.

Plattform für das Gesundheitswesen bietet Datenmarktplatz

Mit der Plattform soll auch ein großer Datenmarktplatz etabliert werden. Hier arbeitet Snowflake mit Firmen wie Compile, Equifax, Invaitae, IQVIA, Precision X und SameSky Health zusammen. Kunden aus dem Gesundheitswesen sollen dort in die Lage versetzt werden, geschäftskritische Daten sicher auszutauschen. Herkömmliche Methoden zur gemeinsamen Datennutzung, die das Kopieren und Verschieben von Daten erfordern, würden damit überflüssig, heißt es.

Crosslin pickt einen der Partner als Beispiel heraus: "IQVIA sammelt Daten aus der ganzen Welt und vermarktet diese dann an globale Pharmaunternehmen. Jetzt hat IQVIA seine Daten über den Snowflake Data Marketplace verfügbar gemacht, da 20 der 30 weltweit führenden Pharmaunternehmen bei Snowflake vertreten sind. Diese Pharmaunternehmen können nun auf die Live-Daten von IQVIA zugreifen, statt sie zu kopieren", sagt der Snowflake-Manager.

Auch mit Management-Beratungen und Systemintegratoren ist Snowflake Partnerschaften eingegangen. Cognizant, Deloitte, Infosys, NTT DATA und phData stehen auf der Liste der Consultants. Von diesen Partnern können sich Kunden beraten lassen, um ihre Transformationsprozesse zu beschleunigen oder schneller zu Minimum Viable Products (MVPs) zu kommen, sagte Crosslin. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, die Systemintegratoren und Beratungspartner einzubinden.

Plattformen auch im Finanz- und Mediensektor

Die Bündelung der Snowflake-Dienste mit Produkten und Dienstleistungen von Drittanbietern ist eine der jüngsten Wachstumsinitiativen des Unternehmens. Doug Henschen, Principal Analyst bei Constellation Research, stellt fest: "Erste Angebote für eine gemeinsame Nutzung von Daten und der Aufbau eines Datenmarktplatzes bedeuteten 2021 eine neue Stoßrichtung für Snowflake." Wenn das Geschäftsmodell funktioniere, könne dieser Ansatz Snowflake weit über die Grenzen von Data Warehousing und Analytics hinaus tragen.

Das Gesundheitswesen ist bereits der dritte Markt, für den Snowflake eine branchenspezifische Cloud-Plattform anbietet. Zuvor hatte sich das Unternehmen bereits im Finanzdienstleistungs-Sektor und der Medienbranche entsprechend aufgestellt. Henschen hält das für eine clevere Geschäftsidee: "Das Versprechen einer branchenspezifischen Cloud und damit verbundenen Sharing- und Marktplatzfunktionen bedeutet aus Kundensicht, dass innovationsfördernde und wertsteigernde Partnerschaften ohne Reibungsverluste umgesetzt werden können."

Snowflake wolle Gebühren für die erleichterten Transaktionen kassieren. Das Unternehmen könne sich zu einem Standard für branchenspezifische Clouds entwickeln. Allerdings müsse Snowflake ständig neue Partner gewinnen, um seine Ziele zu erreichen.

Vertikale Clouds haben noch nicht abgehoben

Henschen stellt aber auch fest, dass Datenmarktplätze und die gemeinsame Nutzung von Daten in bestimmten Gruppen und Branchen kein neuer Trend sei. Es habe bereits etliche gescheiterte Versuche namhafter Anbieter gegeben. "Heute bieten unter anderem AWS und Microsoft Azure einen Datenaustausch an, aber ich höre nicht viel darüber", so der Analyst.

Snowflake-Mann Crosslin ist dennoch zuversichtlich, zumal die Zunahme an Compliance-Vorschriften und der Konsolidierungstrend im Gesundheitswesen den Erfolg der vertikalen Cloud-Datenplattform fördern würden. "Unsere Konformität mit regulatorischen Standards wie dem HIPAA (Health Insurance Portability and Accountability Act) stellt sicher, dass Snowflake-Kunden problemlos Daten untereinander austauschen können." (hv)