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SNI-Vorstand Pagé will den Comet-Erfolg wiederholen

02.08.1996

CW: Was hat sich nach Ihrem Eintritt bei Siemens-Nixdorf im Softwaregeschäft geändert?

Pagé: Wir hatten früher das für Hardware-Anbieter typische Verständnis vom Softwaregeschäft: Es wurde als Zusatz gesehen, um möglichst viele Boxen verkaufen zu können. Seit meinem Eintritt gibt es eine Geschäftseinheit, die allein den Auftrag hat, das Softwaregeschäft aufzubauen. Der Markt verlangt heute eine klare Fokussierung.

CW: Schreiben Sie mit Software inzwischen schwarze Zahlen?

Pagé: Nein. Nachdem wir diesen Bereich zusammengefaßt hatten, zeigte sich, daß der Softwareteil unseres Gesamtgeschäfts nicht profitabel ist. Ich habe mir vorgenommen, in einem Zeitraum von drei Jahren in die Gewinnzone zu kommen. Die erste Hürde dazu haben wir im letzten Jahr genommen.

CW: Welche Strategie verfolgen Sie dabei?

Pagé: In der Vergangenheit hatten wir für alle möglichen Geschäftsbereiche Lösungsangebote. Im ersten Jahr unserer Restrukturierung haben wir unser gesamtes Portfolio konsolidiert und bereinigt. Das war eine gewaltige Aufgabe. Der zweite Schritt ist es nun, dem Geschäft einen Kern, ein Herz zu geben.

CW: Haben Sie diesen Kern schon definiert?

Pagé: Ja. Das Haus SNI hat sich unter dem Paradigma User Centered Computing ein am Kunden orientiertes Ziel gesetzt: Wir wollen uns künftig aus allen Technologiekriegen heraushalten und uns primär auf den Nutzen in Form von Lösungen fokussieren. Die Anwender wissen genau, was sie haben wollen, und erwarten von den Herstellern die entsprechenden Technologien. Darauf reagieren wir. Die Diskussion, die jetzt zum Beispiel um Network- gegen Workplace-centric-Computing geführt wird, halten wir für absolut kontraproduktiv.

CW: Warum?

Pagé: Weil hier wieder die Technologieplattform zum entscheidenden Kriterium gemacht wird und absolute Wahrheiten verfochten werden. Das ist nach unserer Einschätzung nicht mehr das Thema. Künftig geht es allein darum, für den Anwender die Leistung des Netzwerks, das zweifellos im Mittelpunkt stehen wird, über unterschiedlichste Endgeräte zugänglich zu machen. Ein solches Endgerät wird künftig nicht nur der PC, sondern auch das Netzterminal, das Telefon, das Kassensystem, der Handheld-Computer oder das TV-Gerät sein.

CW: Letztendlich entscheiden aber Technologiefragen über den Erfolg eines Unternehmens - nicht zuletzt, weil auch die Börse den Wert eines Unternehmens danach bemißt, wie zukunftsorientiert sich seine Technologie darstellt.

Pagé: Natürlich denken wir uns auch technologische Innovationen aus. Doch unseren eigentlichen Auftrag sehen wir anders. Wir wollen Nutzleistung am Arbeitsplatz abliefern. Wir tun unseren Kunden keinen Gefallen, wenn wir sie gestern mit Unternehmensdatenmodellen, heute mit CASE-Tools und morgen mit Objektorientierung und Java als letzte Wahrheit überzeugen wollen.

CW: Formulieren denn SNI-Kunden ihre Anforderungen nicht über technische Funktionen?

Pagé: Unsere Kunden, die DV-Chefs und Vertreter der Fachbereiche, werden von ihren Abnehmern gefordert, Integration am Arbeitsplatz herzustellen. Das hat die Informationstechnologie in der Vergangenheit nicht als ihren Auftrag gesehen. Integration wurde nur vom System aus geleistet. Ein System galt als integriert, wenn es möglichst auf einem konsistenten Datenmodell basierte und in derselben Technologie implementiert war - es gibt auch heute noch massenhaft solche Systeme im Markt.

CW: Was ist an Ihrem Konzept anders?

Pagé: Für uns ist die einheitliche Arbeitsumgebung entscheidend. Unsere Kunden sagen uns: "Was Ihr im Hintergrund baut, bleibt Euer Geheimnis. Das interessiert uns nicht. Wir wollen einen Arbeitsplatz, an dem wir die Mainframe-Emulation genauso wie die Microsoft-Welt nutzen können." Unternehmen haben in der Regel verschiedenste Systeme implementiert, die sie nicht von heute auf morgen wegwerfen können. Andererseits können sie nicht der alten DV-Welt verhaftet bleiben. Ausgehend vom Arbeitsplatz gilt es also, eine heterogene Server-Landschaft zu integrieren.

CW: Ihre Vorstellungen gehen demnach in Richtung eines Universal Client?

Pagé: So ist es. Wenn wir unseren Benutzer erreichen wollen, sind wir gut beraten, zu sehen, was sich im Markt durchsetzt. Man braucht keine großen Marktstudien, um festzustellen, daß der Arbeitsplatzsektor von Microsoft beherrscht wird. Deshalb haben wir uns gesagt: Wir nehmen den Microsoft-PC mit seinen Möglichkeiten - insbesondere auf Basis von OLE oder Active-X - und führen Lösungen komponentenbasiert zusammen.

Aufbauend auf der Microsoft-Basistechnologie haben wir ein "Open Technology Framework" entwickelt, das den Implementierer einer aufgaben- oder branchenspezifischen Lösung von einem Großteil der technischen Programmierung entbindet und sämtliche technischen Aspekte des Betriebs abwickelt. Der Anwendungsentwickler vor Ort muß sich also nur noch um die betriebswirtschaftliche Logik kümmern. Das Framework ist Kernbestandteil unseres Comunity Application Framework, für das wir auf der CeBIT '96 einen Innovationspreis gewonnen haben - so etwas ist für SNI im Softwarebereich immerhin neu . . .

CW: Mit Microsoft-Werkzeugen entwickeln Sie die jeweiligen Lösungen, doch wie binden Sie die Server am Back-end ein?

Pagé: Auf der Server-Seite ist das Framework offen. Es bezieht alles mit ein, was es an Servern gibt. Dazu haben wir unsere Component-Link-Enabling-Technologie entwickelt, ein Rohrleitungssystem gewissermaßen, das die Integration bestehender heterogener Systeme erlaubt. Damit der Anwender eine integrierte Sicht am Arbeitsplatz erhält, müssen im Hintergrund über entsprechende Middleware die Verbindungen geschaffen werden.

CW: Wem verkaufen Sie denn nun was? Bedienen Sie die Softwarehäuser oder die Entwicklungsspezialisten in Unternehmen? Bieten Sie nach Intel-Vorbild eine Art Comunity-Inside für Entwickler an, die darauf basierend eigene Lösungen schreiben?

Pagé: All das ist richtig. Heute ist Comunity-OT-Framework eine Entwicklungsumgebung, die sich von anderen dadurch unterscheidet, daß sie auf Microsoft-Basistechnologie aufsetzt. Kernstück ist ein Data-Dictionary, aus dem man Datenelemente referenzieren und sich eine Benutzeroberfläche gestalten kann. Damit läßt sich dann schon ein ablauffähiger Rahmen erstellen, in den Business-Logik mit Hilfe des Frameworks integriert werden kann - danach steht die Anwendung beziehungsweise die Komponente. Das Framework ist also Kernbestandteil der Comunity-Palette - daneben bietet das Environment eine Reihe vorgefertigter Dienste, die über definierte Schnittstellen in Lösungen integriert werden können.

CW: Warum haben Sie diesen komponentenbasierten Ansatz gewählt?

Pagé: Auf der CeBIT habe ich mir ein Vertriebsunterstützungssystem angesehen. Das hatten die Entwickler von Grund auf neu geschrieben. Rund 80 Prozent der Funktionalität dieses Systems hätte man mit Basisdiensten abbilden können - wenn es sie denn gegeben hätte. Man hätte einen Mail-Dienst mit einer Anschlußmöglichkeit für einen mobilen Arbeitsplatz, einen Dokumentendienst etc. zusamenpacken können, ein bißchen individuelle Funktionalität daraufsetzen und fertig. Kostet einen Bruchteil von dem, was statt dessen entwickelt werden mußte, ist schneller fertig und stellt sicher, daß die einzelnen Dienstkomponenten mehrfach genutzt werden.

Wir sind dabei, solche Dienste zu erstellen. Aktuell arbeiten wir an einem System, das sich Nedis nennt - eine Lösung für Automobilhändler, die bei Volkswagen und wahrscheinlich auch Daimler-Benz und BMW zum Einsatz kommen wird. Nedis deckt alle Vorgänge ab, von der Abwicklung eines Werkstattauftrags über den Autoverkauf bis hin zur Finanzierung. Über einen Car-Configurator kann sich der Kunde sogar noch beim Händler auf dem Bildschirm das Auto ansehen - in verschiedenen Farben etc.

CW: Aus Ihren Beschreibungen ist nicht das Massenprodukt erkennbar, mit dem Sie Ihre Comet-Kundenbasis bei Laune halten wollen.

Pagé: Wir haben mit unserem Framework eine Grundlage geschaffen, um die Implementierungsgeschwindigkeit stark zu erhöhen. Diesen Vorteil nutzen wir für die Re-Implementierung von Comet. Auf Basis des Frameworks werden wir und unsere Partner stark modularisierte Lösungen anbieten, die den Kunden dieselben Möglichkeiten bieten wie früher Comet.

Mit einer Installationszahl von schätzungsweise 20000 ist Comet noch immer ein starkes Produkt im Markt. Diese Kunden erwarten, daß wir sie in eine Zukunft führen, ohne daß sie dabei Einbußen im Komfort und der Flexibilität hinnehmen müssen.

CW: Wird Comet nur softwaretechnisch oder auch funktional erneuert?

Pagé: Es wird natürlich auch von der Funktionalität her überholt. Comet wird von Grund auf neu gemacht.

CW: Als Kunde könnte man jetzt sagen: Das haben wir von SNI schon so oft gehört. ALX war ein neues Produkt, doch die Funktionalität enttäuschte. Eine PPS-Komponente hat SNI gar nicht erst auf die Reihe gebracht. Deshalb wurde mit Baan kooperiert, aber diese Zusammenarbeit war nur von kurzer Dauer.

Pagé: Richtig...

CW: . . . die Werksvertretungen verkaufen alles mögliche, nur nicht ALX.

Pagé: Stimmt auch.

CW: Ich würde Ihnen nicht mehr vertrauen.

Pagé: Das könnte ich Ihnen nicht einmal übelnehmen. Einige der Dinge, die in diesem Zeitraum gelaufen sind, waren nicht besonders gradlinig. Es liegt jetzt an uns, diese Schlenker zu korrigieren und wieder eine Linie zu finden. Dazu haben wir für alle Kunden, die noch heute auf alten Comet-Ständen mit Quattro oder Targon sitzen, gerade eine zweistufige Migrationsstrategie in eine neue Welt fertig und den Partnern auch vorgestellt.

Mit dieser Vorgehensweise muß der Kunde nicht auf einen Schritt alles austauschen und investieren, sondern er kann sich den Weg unter Wahrung der Koexistenz aufteilen. Das Besondere dabei ist, daß er schon bei dem ersten Schritt das Problem Jahr 2000 gelöst bekommt. Darüber hinaus ist es für die Zukunft klar, daß wir uns in puncto Technologie auf das verlassen, was der Markt bietet, und nicht mehr alles selbst erfinden wollen.

CW: Sie spielen auf die Entwicklungsumgebung für ALX an?

Pagé: Genau, auf die Entwicklungsumgebung XSDE, die bekanntlich nicht den Weltmarkt erobern konnte. Mit diesen Dingen mußten wir aufhören und konsequent auf Standardtechnologien setzen. Damit haben wir auch schon Erfolg: Seit etwa einem Dreivierteljahr sind wir dabei, unsere Partner, die sich zwischenzeitlich in die unterschiedlichsten Richtungen entwickelt hatten, wieder für uns zu gewinnen. Auf einer gemeinsamen Basis - dem Comunity- Environment - werden wir mit ihnen zusammen Lösungen für die verschiedensten Branchen erstellen.

CW: Die Partner sollen also die Branchenlösungen entwickeln?

Pagé: Das haben sie schon immer getan. Sie sind auf vertikale Märkte spezialisiert und erhalten nun das Werkzeug, um ihre Kunden - bei akzeptablen Kosten - bedienen zu können.

CW: Welche Aufgaben erledigt in diesem Szenario SNI?

Pagé: Wir entwickeln den Kern der Anwendung und übernehmen die Koordination, damit nicht fünf Partner am selben Thema arbeiten.

CW: Was gehört zu diesem Kern?

Pagé: Finanzbuchhaltung, Rechnungswesen, Vertriebssystem etc.

CW: PPS?

Pagé: Da verfolgen wir einen neuen Ansatz, den wir APM (Auftrags- Prozeß-Management) nennen. Der Mittelstand benötigt in der Regel kein PPS-System, das in der Tiefe der Stücklisten und der Fertigungstiefe so weit geht wie traditionelle PPS-Systeme. Häufig dreht es sich einfach darum, Dinge zusammenstellen zu können, zu kommissionieren - genau darauf zielt unser APM-Ansatz. Dieses Modul befindet sich in der Implementierung und hat als Prototyp auf der CeBIT '96 großes Interesse gefunden.

CW: Ist Visual Basic als Programmierumgebung stabil genug für ein solches Framework mit entsprechenden Branchenerweiterungen?

Pagé: Wir setzen auf Visual Basic 4 auf. Wenn Leute schlechte Erfahrungen mit Visual Basic gemacht haben, hatten sie meist frühere Versionen verwendet. Wesentlich ist für uns, daß wir die OLE- beziehungsweise Active-X-Technik nutzen. Wir bauen die Software nicht mehr als monolithische Programme, sondern objekt- beziehungsweise komponentenorientiert.

CW: Begeben Sie sich mit Ihrem Ansatz nicht in eine extreme Abhängigkeit von Microsoft?

Pagé: Auf der Arbeitsplatzebene gibt es dazu im Moment keine Alternative.

CW: Haben Sie sich auf der Server-Ebene auch auf bestimmte Anbieter festgelegt?

Pagé: Dort müssen wir offen sein, denn unser Ansatz ist es, eine Integrationsplattform für Neues und Bestehendes zu schaffen. Unser Szenario: Wir zerschlagen die heterogene Server-Welt in dem Sinne, daß wir den einzelnen Systemen die Benutzer-Schnittstelle und möglichst viel von der Infrastruktur wegnehmen, bis sie reduziert sind auf einen Dienst, den wir im Netz anbieten können. Beispielsweise war die Archivierung von Dokumenten früher ein System, jetzt wird sie zu einem Modul auf dem Server verschlankt, das Dokumente ablegen und verwalten kann.

Diese Dokumente werden über eine parametergetriebene Schnittstelle herausgeholt und angeboten. Wie sie dargestellt werden, ist damit noch nicht festgelegt. Ich habe die Freiheit, sie am Arbeitsplatz in eine Oberfläche einzuklinken, je nachdem, wie es dort Sinn macht. Die Integration erfolgt in diesem Konzept also am Arbeitsplatz.

CW: Jedem Server wird demnach eine bestimmte Aufgabe zugewiesen?

Pagé: Richtig, zum Beispiel Dokumentenarchivierung und - Management, Directory-Dienste, Mailing-Dienste, EDI-Dienste, CTI etc. All diese Services sind in sich komplex, lassen sich aber zum Zweck der Integration an einer simplen Schnittstelle zusammenführen. Genauso verhält es sich mit den betriebswirtschaftlichen Diensten. Auch die sind letztlich Makrofunktionen mit eigener Datenhaltung. Es geht also nicht darum, daß auf der Datenhaltungsseite irgend etwas integriert würde. Wir müssen uns daran gewöhnen, daß wir an einem Arbeitsplatz Dienste zusammenführen müssen, die an unterschiedlichen Stellen im Netz abgewickelt werden. Deswegen glauben wir an Komponenten.

CW: Die Datenhaltung kann demnach überall im Netz erfolgen?

Pagé: Ja, wir sprechen in diesem Zusammenhang von einer flachen Integration am Arbeitsplatz. Diese steht im Gegensatz zur tiefen Integration, die eine gemeinsame Datenverwaltung erfordern würde.

CW: Ihr Ansatz steht demnach einem SAP-Ansatz diametral entgegen?

Pagé: Wenn Sie so wollen, ja. Wir werden es nicht mehr schaffen, alles, was der Konsument braucht, von einem Hersteller in einem Guß zu bekommen - im Netz schon gar nicht. Das gilt auch für Microsoft. Da wir auf eine heterogene Server-Landschaft zielen, kann uns Microsoft nicht allein die Werkzeuge liefern, mit der sich die jeweilige Funktionalität auf einzelne Server laden läßt. In Kürze werden wir deshalb die Kooperation mit einem weiteren großen amerikanischen Technologie-Provider bekanntgeben.

CW: Welche Funktionen werden auf der Server-Ebene konkret benötigt?

Pagé: Es geht darum, Dienste auf einem Server zu implementieren - im Microsoft-Umfeld können wir das mit Hilfe von Visual Basic und Back Office. Aber wie funktioniert das auf einem Mainframe oder in einer Unix-Umgebung? Was geschieht, wenn große Anwendungen zu re- engineeren sind, damit wir die Integration am Arbeitsplatz sicherstellen können? Auf diese Fragen brauchen wir Antworten. Wenn wir dem Kunden eine Evolutionsstrategie vorschlagen, müssen wir ihn auch dort unterstützen können, wo er heute ist.

CW: Windows NT ist demnach für Sie nicht das Maß aller Dinge?

Pagé: Man muß die Entwicklung realistisch sehen. Eine Bank wird heute ein großes Buchungssystem nicht auf einen NT Server übertragen und das Ganze mit Visual Basic implementieren. Wir müssen dem Kunden in seiner gegebenen Situation helfen und ihm Perspektiven bieten. Diese mögen mit Microsoft zu tun haben - das aber ist noch nicht sicher, denn der Markt wandelt sich schnell.

Wenn mir im Oktober jemand gesagt hätte, im November steht die Welt auf dem Kopf, hätte ich nur gelacht. Aber es ist passiert - nicht mehr und nicht weniger bedeutet das Auftauchen von Java. Eine Welt, die bis dahin definiert existierte und jedem verständlich war, wurde plötzlich eingerissen. Microsoft hat darauf bewundernswert schnell reagiert. Wenn Sie heute die neue Windows-Oberfläche betrachten, werden Sie feststellen, daß sie wie eine Web-Page aussieht.

CW: Zurück zu Ihren Softwareplänen: Wie wird denn nun das Produkt heißen, mit dem Sie Ihre Comet-Basis beglücken wollen?

Pagé: Comet - auf der Basis von Comunity neu implementiert. Die resultierenden betriebswirtschaftlichen Lösungen werden individuelle Handelsnamen haben - wie das Kfz-Händler-System Nedis. Im November bringen wir den ersten Comunity-Katalog heraus. Er beinhaltet natürlich das Open Technology Framework, eine Vielzahl von Basisdiensten und erste betriebswirtschaftliche Funktionen. Das System für den Autohandel ist ja auch ein Konglomerat einzeln abrufbarer Services, die katalogisiert werden und sich ebenfalls für andere Aufgaben nutzen lassen.

CW: Warum geben Sie Ihr Framework auch für Wettbewerber frei?

Pagé: Teil unserer Strategie ist es, möglichst viele Firmen einzuladen, auf Basis des Frameworks Dienste zu entwickeln. Uns geht es darum, Verbreitung zu finden.

CW: Werden Sie Ihren Partnern jetzt verbieten, andere Softwareprodukte als Comet zu verkaufen?

Pagé: Nein. Das dürfen und können wir nicht, das würde auch den Wettbewerb verzerren. Bill Gates wird die Schlacht um Java auch nicht gewinnen, wenn er irgend jemandem etwas verbietet.

CW: SNI macht auch mit der Einführung von SAP-Software Geschäfte. Gibt es jetzt Konkurrenz im eigenen Haus?

Pagé: Wir zielen mit der Comet-Lösung ganz klar auf ein anderes Marktsegment als mit R/3. Es gibt nun einmal Anwender, die für SAP erreichbar sind, und andere, die SAP nicht erreicht, weil sie zu klein sind. Unsere Comet-Kunden haben über viele Jahre Standhaftigkeit bewiesen - nämlich aus der Erfahrung, daß sie mit Comet über ein einfach zu handhabendes und leistungsfähiges System verfügen.