Auch kleinere und mittlere Systeme brauchen erstklassige Printer

SNI setzt HPs Druckersprache in neuen Hochleistungsdruckern ein

05.02.1993

Neben der Druckersprache IPDS (Intelligent Printer Data Stream), die IBM besonders fuer Rechenzentren entwickelt hat, setzte sich vor allem PCL (Printer Command Language) von Hewlett-Packard (HP) weltweit durch, vorwiegend fuer PCs bis zu mittleren Systemen und damit fuer die Drucker in Bueroanwendungen. Ehemalige Mainframe- Aufgaben koennen Anwender mittlerweile von kleineren, ebenso leistungsfaehigen Systemen kostenguenstiger loesen lassen. Mit den wachsenden Moeglichkeiten dieser mittleren Computersysteme, zum Beispiel auch im Unix- und Sinix-Sektor, stieg der Bedarf an besseren Druckern fuer PCL-Anwendungen. Die Kosten pro ausgedruckte Seite sollten sinken.

Bisher konnten im Hochleistungsbereich nahezu ausschliesslich IBM- kompatible Drucker eingesetzt werden, entweder durch einen direkten Kanalanschluss oder, vor allem bei Nicht-IBM-Systemen, ueber spezielle Codekonverter beziehungsweise mit eigenen Softwaretreibern. Die Funktionalitaet ist dabei allerdings teilweise eingeschraenkt, was insbesondere in der PCL-Welt kaum mehr akzeptabel ist.

Druckeranbindung ueber SCSI-Schnittstelle

Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) entwickelte deshalb PCL-kompatible Drucker. Sie konnte dabei gemaess einer Lizenzvereinbarung mit Hewlett-Packard die Original-PCL-Struktur verwenden. Der Einzelblatt-Drucker "2050" und der Endlosdrucker "2090" verfuegen ueber eine PCL4-Implementation. Der 2050 druckt bis zum Format DIN A3 pro Minute 50 Seiten, der 2090 bewaeltigt 100 Seiten pro Minute (Endlosblatt mit 13 Zoll Druckbreite, je nach Applikation auch erweiterbar auf 17 Zoll). Demnaechst soll der Drucker "2140" zur Verfuegung stehen, der dem 2090 gleicht, aber um 40 Prozent schneller ist.

SNI ist uebrigens weltweit der erste Lizenznehmer der PCL-Sprache von HP. Im Gegensatz zu anderen Druckern, die die PCL-Sprache nur emulieren, ist damit die volle PCL-Kompatibilitaet durch HP bestaetigt. Anwender, die ihre Applikationen bisher auf einem HP- Laserjet ausgedruckt haben, koennen sie nun ohne weiteres auf den SNI-Hochgeschwindigkeitsdruckern ausgeben.

Eine der vielen Voraussetzungen dafuer ist, dass die Geraete neben der 240-dpi-Aufloesung fuer die IBM-Welt nun auch 300 dpi bieten. Zum Anschliessen der Drucker an die Systeme dient ein schnelles und leistungsfaehiges Small Computer System Interface (SCSI).

Schnelle Anwendungen auch fuer Massendruck

Im Production printing dominieren bisher noch die IBM-kompatiblen Drucker. Aber der PCL-Markt waechst bei den Geschwindigkeitsanforderungen in diesem Bereich ueberproportional. Mit dem Trend zu Unix und zur Vernetzung von Workstations und PCs lassen sich Anwendungen, die bisher nur auf den grossen Mainframes verarbeitet und gedruckt werden konnten, nun auch auf kleinere Systeme portieren.

Zahlreiche Software-Tools dienen dazu, alle Arten von Dokumenten nach dem WYSIWYG-Prinzip zu gestalten. Bisher waren die Anwender aber auf relativ langsame Drucker beschraenkt.

Einzige Alternative war die Verwendung von vorgedruckten Formularen mit schnellen Zeilendruckern, mit all den Nachteilen, die damit verbunden sind: kostenintensives Vordrucken, Lagerhaltung sowie Materialverluste bei Aenderungen des Formulartexts.

Mittlerweile sind schnelle und kostenguenstige Hochleistungsdrucker auf dem Markt. Firmenlogos, Briefe, Bestellpapiere, Lieferscheine, Rechnungen, Versicherungspolicen, Lager- und beliebige andere Listen, Reklame- und Postwurfsendungen sowie Handbuecher sind nur einige Beispiele fuer die vielen Moeglichkeiten, nun auch mit hohem Volumen kostenguenstig unter PCL zu drucken. Die Investitionen der PCL-Anwender sind auch bei noch wachsendem Druckbedarf gesichert.

Ein weiterer Hemmschuh fuer die Portierung der PCL-Anwendungen auf schnelle Drucker war bisher die eingeschraenkte Druckqualitaet, vor allem bei Geschaeftspost, personalisierten Briefen und Handbuechern, die immer mit dem Image des Absenders verbunden sind. Hoechste Druckqualitaet, wie sie die User vom HP-Laserjet gewohnt sind, gibt es nun auch bei den hohen Geschwindigkeiten. Dazu traegt vor allem die neue LED-Technologie bei, die den Laser in den neuen Druckern abloest. Gleichmaessigkeit der Punktgroesse und -form, Einhaltung der Punktposition bei Laengs- und Querlinien sowie Lichtgenauigkeit sind mit der LED-Technik sicherer zu realisieren.

Fuer komplexere Druckanwendungen mit Bildern und Grafiken, wie sie etwa im Publishing-Bereich in der PCL-Welt weit verbreitet sind, sollte die Moeglichkeit bestehen, aus drei verschiedenen Eingabefaechern unterschiedliche Papiere, zum Beispiel auch eingefaerbte Blaetter, in einem Druckvorgang zu mischen. Das vereinfacht das Drucken von auch aesthetisch ansprechenden Handbuechern. Diese Option ist etwa beim Einzelblatt-Drucker 2050 vorgesehen.

Fuer den qualitativ guten Massendruck von Postversendern, Versicherungen, Banken, Behoerden sowie Dienstleistungsbetrieben wie Energie- und Wasserversorgungs-Unternehmen laesst sich der Endlosdrucker 2090 einsetzen. Um hierbei die Nominalgeschwindigkeit einzuhalten, wurde ein spezielles elektronisches Overlay entwickelt. In einem Grafikspeicher, der von 16 MB auf 64 MB erweiterbar ist, koennen verschiedene Schriftarten und mehrere ganzseitige Formulare in Rasterform gespeichert werden. Dies ist ein Novum in der PCL-Welt.

Bei einfacheren Anwendungen im typischen Produktionsbereich, also fuer den Druck von Aufstellungen und Listen insbesondere aus Datenbanken sowie fuer entwicklungstechnische Aufgaben wie das Drucken von grossen Seitenmengen, bei dem es in erster Linie auf niedrigste Kosten ankommt, wird etwa der Endlosdrucker 2140 eingesetzt. Mit der Two-up-Funktion, bei der zwei DIN-A4-Seiten applikationsgesteuert nebeneinander gedruckt werden koennen, spart der Anwender nicht nur durch die hohe Geschwindigkeit, sondern zusaetzlich durch die niedrigeren Servicekosten, die hier nicht pro Blatt, sondern pro Fuss Papierlaenge berechnet werden. Diese Moeglichkeiten eroeffnen Firmen die PCL-Welt.

An alle PCL-Drucker koennen Papiervor- und -nachverarbeitungs- Geraete angeschlossen werden. Dabei sind besonders fuer den Massendruck eingangsseitig der Anschluss der Rolle und ausgangsseitig die Nutzung von Schneide-, Sortier-, Falt- und Kuvertieranlagen arbeitssparende Loesungen. Diese Zusatzgeraete lassen sich ueber ein Interface des Druckers synchronisieren.

Fuer die SNI-Drucker wurde ferner eine Remote-Diagnose entwickelt, die es der Serviceorganisation ermoeglicht, bei auftretenden Problemen telefonisch eine Diagnose zu stellen. Viele Fehler koennen dadurch schnell lokalisiert und teilweise behoben werden, ohne dass der Anwender auf das Erscheinen eines Technikers warten muss.

Die PCL-Hochleistungsdrucker wurden in der ersten Haelfte des Jahres 1992 eingefuehrt. Vom kleinsten Laserjet bis zum schnellsten Endlosdrucker kann die gleiche Sprache verwendet und koennen die gleichen Anwendungen gedruckt werden.

Die neuen PCL-Endlosdrucker vertreibt HP in ihrer proprietaeren HP3000-Systemwelt. Seit Herbst 1992 bieten die Boeblinger aber auch die Unix-Familie HP9000 mit einem Anschluss fuer die PCL-Drucker an.

Andere Hersteller, insbesondere von Unix-Systemen, haben angekuendigt, die PCL-Sprache fuer Hochleistungsgeraete zu unterstuetzen. Im mittleren Computer-Leistungsbereich, der das am staerksten wachsende Marktsegment in der Branche ist, duerfte die PCL-Sprache in naher Zukunft dominieren.

Auch SNI wird mit seiner Sinix-Linie die PCL-Drucker anbieten. Es ist geplant, in der ersten Haelfte des Jahres 1993 erste Sinix- Anlagen mit PCL-Spool und -Treiber zu installieren. Die Version wurde fuer Sinix 5.41 entwickelt, ist aber auf andere Unix-Systeme portierbar, wenn auch mit Modifikationen.

Damit eroeffnet sich ein breites Feld von PCL-Anwendungen. Denn neben der Loesung, bei der ein Unix-Sinix-System als Einzelstation ein oder zwei Drucker betreibt, koennen Druckaufgaben auch in grossen Netzen realisiert werden. In diesem Fall uebernimmt das System die Server-Aufgaben einschliesslich der Spooling-Funktion. Der Server ist ueber ein LAN oder WAN mit vielen Clients verbunden. Druckvorlagen koennen nun an beliebiger Stelle in einer Firma oder in weit voneinander entfernten Labors und Bueros erarbeitet werden. Danach werden sie ueber die Datenverbindung zum Server geschickt und dort kostenguenstig und mit hohem Volumen ausgedruckt.

Fuer die Anwender von PCL-Systemen einerseits und Netzen andererseits ergeben sich damit noch kostenguenstigere Loesungen. Dabei koennen in grossen Netzen mit mehreren Druckstationen die Server fuer eine gleichmaessige Auslastung der Drucker und damit rascheste Erledigung der Auftraege sorgen.

*Walter Veitl ist Vertriebsleiter fuer die Hochleistungsdrucker- Abteilung OEM-Vertrieb USA bei der SNI AG in Poing.

Abb: Hochleistungsdruck mit PCL in Unix-Sinix-Netzen