Elf Prozent mehr Umsatz in den ersten fünf Monaten

SNI-Chef betont Wandel zur wissensbasierten Firma

21.03.1997

Mit den Geschäftsergebnissen seines Unternehmens will Schulmeyer belegen, wie weit und vor allem wie erfolgreich SNI auf dem von ihm eingeschlagenen Weg vorangekommen ist. Durch die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung fühlt er sich zudem in seiner Vision bestätigt, daß eine vernetzte, wissensbasierte Wirtschaft dem Wohlstand der ganzen oder doch zumindest der berufstätigen Bevölkerung nutzt.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 1995/96 hat Siemens-Nixdorf beim Auftragseingang um sieben Prozent auf 13,9 Milliarden Mark zugelegt. In diesem Zeitraum stieg der Umsatz um sechs Prozent auf 13,6 Milliarden Mark, so daß sich ein Überschuß von 52 Millionen Mark vor und 29 Millionen Mark nach Steuern ergab.

Als besonders positiv hebt Schulmeyer die Ergebnisse am Weltmarkt hervor. So stiegen die Auftragseingänge um 21 Prozent, nachdem im Vorjahr ein Plus von 13 Prozent erzielt worden war. In Europa steht Italien mit einer Zuwachsrate von 36 Prozent an der Spitze vor Österreich, wo um 25 Prozent mehr Orders erteilt wurden. In Fernost kann das Unternehmen mit Steigerungsraten von zum Teil über 100 Prozent aufwarten.

Allerdings sanken in diesem Jahr bis zum Februar 1997 die globalen Zuwachsraten gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum beim Auftragseingang um ein Prozent auf 13 Prozent und beim Umsatz um zwei Prozent auf elf Prozent.

Als Problem gilt vor allem der inländische Markt, der in den ersten fünf Monaten nur um elf Prozent anwuchs (Vorjahr: neun Prozent). Laut Schulmeyer geben deutsche Unternehmen deutlich weniger für Informationstechnik aus als die Firmen in anderen Industrienationen. In den USA sind es mit 2000 Dollar pro Beschäftigten rund doppelt soviel wie hier, aber auch die Firmen in Großbritannien und Frankreich liegen nach Erkenntnissen der IDC-Analysten vor denen in Deutschland.

Mit diesen Zahlen im Hintergrund wandte sich der SNI-Chef seinem eigentlichen Thema zu. "Wohlstand und soziale Entwicklung durch eine wissensbasierte Industrie" warb Schulmeyer für seine Vision. Die bislang angebotsbestimmte Wirtschaft werde dank weltweit vernetzter Systeme zur Nachfrageorientierung übergehen.

Eingeleitet werde dieser Wandel durch individuelle Lernprozesse, bei denen die Effizienz des einzelnen Mitarbeiters im Vordergrund stehe. Dies führe zu einer Neugestaltung sowohl von Geschäftsprozessen als auch von Jobs. Als Beispiel nannte der SNI-Chef, daß in seinem Unternehmen zwar 12000 Mitarbeiter abgebaut, dafür aber 8000 eingestellt wurden.

Die so entstehenden "High-Performance-Teams" würden ein integriertes Unternehmen mit neuen Strukturen schaffen. Im Falle von SNI sei die aus der zentralen DV stammende Mischung von Professional Services und Produktgeschäft abgeschafft worden.

Organisatorisch führe dieser Wandel von bürokratisch-hierarchischen Firmen über Matrix-Organisationen zu vernetzten Unternehmen. Letztere würden nur durch moderne IT-Techniken möglich. Insbesondere Intranet-Strukturen seien hier hilfreich. Schulmeyer beklagt, daß viele Unternehmen über solche Netze reden, ohne sie jedoch tatsächlich zu beherrschen. Ironischerweise hatten die SNI-Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Pressekonferenz keinen Zugriff auf ihr Netzwerk. Insgesamt stellte Schulmeyer sein Unternehmen als "Change Company" dar. So habe man in den vergangenen zwei Jahren elf von 16 Mitgliedern der Geschäftsführung neu ernannt. Außerdem seien acht neue Bereiche geschaffen und 20 Geschäftsfelder ausgegliedert worden. Die Folge seien ein Produktionszuwachs seit 1994 von jährlich 1,7 Milliarden Mark und eine Ergebnisverbesserung um 500 Millionen Mark gewesen.

Trotz der personellen Umschichtungen habe sich das neue Konzept auch bei den Mitarbeitern bewährt. In einer internen Umfrage hat sich der Zufriedenheitswert mit dem Arbeitgeber SNI um 96 Prozent auf 53 Prozent verbessert.