Mobile World Congress

Smartphones und PCs kommen sich näher

15.02.2011
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Moderne Dualcore-Chipsets wie die OMAP5-Plattform von Texas Instruments (TI) treiben die Verschmelzung von Mobile- und Desktop-Computing voran.
Foto: Breitenwirkung/Sümer Cetin

Noch gar nicht so lang ist es her, da mussten sich Nutzer von Smartphones mit einer eher mittelmäßigen Performance zufrieden geben - sowohl, was die verfügbare Bandbreite aber auch die Rechenleistung ihrer Devices anbelangte. Während UMTS und HSDPA in Sachen Connectivity Besserung brachten und LTE mit Bandbreiten von 40 Mbit/s oder mehr schon bald etliche Festnetznutzer neidisch werden lässt, zieht auch die Hardwareleistung konsequent an. Nachdem erst vor kurzer Zeit die 1-Gigahertz-Schwelle überschritten wurde, stehen bereits die ersten Smartphones mit Dual-Core-CPUs vor der Marktreife. Nicht mehr lange, so deuten es die auf dem Mobile World Congress (MWC) neu vorgestellten Chipsets an, könnten sich die beiden Kategorien Mobile- und Desktop-Computing technisch so nahe kommen, dass sie sogar verschmelzen.

Ein Beispiel dafür ist die OMAP5-Plattform, die der Chiphersteller Texas Instruments (TI) vorstellt. Mit einem Dualcore-Prozessor mit bis zu 2 Gigahertz Taktung pro Kern und vier bis acht Gigabyte Arbeitsspeicher dringt der Chipsatz in Bereiche vor, die vor nicht allzu langer Zeit auch einem herkömmlichen PC gut zu Gesicht gestanden hatten. Auch auf der Grafikseite tut sich einiges - neben 3D werden bis zu vier Kameras unterstützt, gleichzeitig ermöglicht das Gesamtpaket neue Bedienungsmöglichkeiten wie die interaktive Projektion, also eine Art erweiterte Gestensteuerung.

Die neue Plattform werde zum Game-Changer, prophezeit Brian Carlson, OMAP Product Line Manager bei Texas Instruments. Mit der verfügbaren Rechenleistung, die Videoschnitt und Ähnliches auf dem Gerät erlaube, wandle sich das Verhalten der mobilen Nutzer vom primären Konsum von Inhalten zur Content-Erstellung. Aber auch an Business-Anwender sei gedacht, da die Plattform den Betrieb mehrerer paralleler Betriebssysteme erlaube. Die Virtualisierung erfolge dabei hardwarebasiert, erklärt Carlson, denkbar seien dabei verschiedenste Nutzungsszenarien bis hin zu getrennten Profilen für Business und Privat, die isoliert in einer Sandbox laufen. Als weitere Sicherheitsmaßnahme nennt der TI-Manager M-Shield, eine Firewall-Technik im Chipsatz, die dafür sorgt, dass nur vertrauenswürdige Anwendungen ausgeführt werden dürfen.

Bedenken, dass der Nutzer den Leistungszuwachs und die neuen Features mit einer kürzeren Laufzeit oder gar kiloschweren Akkus bezahlen muss, zerstreut Carlson: Dank effektivem Prozessing, reduzierter Taktung und dem Umstieg von 45- auf 29-Nanometer-Technologie in der Fertigung verbrauche die neue Plattform im Vergleich zum Vorgänger OMAP4 beim Web-Browsing 60 Prozent weniger Strom - bei vergleichbarer User-Experience. Will man die volle 2-Gigahertz-Leistung werde immer noch 15 Prozent weniger verbraucht.

Wohin sich die mobilen Endgeräte entwickeln könnten, deutet das Motorola Atrix an. Das Smartphone kann nicht nur autark genutzt werden, sondern wird in Verbindung mit einer Docking-Station zur Multimedia- oder Arbeits-Station für zuhause. An eine Bildschirm-Tastatur-Combo angeflanscht, hat der Nutzer ein voll funktionsfähiges Notebook. Damit nicht genug, steht in beiden Fällen über Citrix Receiver ein Windows-7-Desktop bereit.

Während das Atrix bereits im März in den USA auf den Markt kommt, lassen die Geräte der nächsten Generation noch etwas auf sich warten: Carlson geht davon aus, dass zu Weihnachten 2012 die ersten Geräte auf Basis von OMAP5 auf den Markt kommen.