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"Smartphones machen LTE unverzichtbar"

05.07.2010
Von pte pte
Die 4G-Mobilfunktechnologie LTE war zuletzt unter anderem durch den Streit um die Digitale Divende in aller Munde.
Blick in ein LTE-Versuchsfahrzeug (Foto: T-Mobile)
Blick in ein LTE-Versuchsfahrzeug (Foto: T-Mobile)
Foto: Telekom AG

Im Interview mit pressetext beleuchtet Dietmar Appeltauer, Leiter der Subregion Central Eastern Europe beim Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks, das Interesse an LTE und die Tatsache, dass Smartphones LTE unverzichtbar machen.

pressetext: 2009 war LTE noch als Zukunftstechnologie in aller Munde. Wie präsentiert sich die neue Mobilfunkgeneration heute?

Appeltauer: Die Standardisierung ist fertig und die Einführung geht zügig voran. Die USA und Japan sind Vorreiter, aber auch Europa ist voll dabei. Wir haben bereits 14 kommerzielle LTE-Deals. Die GSM-Association prognostiziert, dass bis Jahresende 22 Netze in Betrieb sein werden. Der echte Massen-Roll-out wird wohl 2011 beziehungsweise 2012 starten.

Wie wichtig ist eine derart schnelle Einführung?

Appeltauer: Der Endkunde will einfach tolle Geräte, die eine schnelle Verbindung haben. Welche Technologie wirklich dahinter steht, ist ihm egal. Gerade die Nutzung von Smartphones wird immer mehr ansteigen und damit auch die Netzauslastung. Das macht neue Technologien wie LTE unverzichtbar.

Wird der Bedarf dabei eher von Endkunden oder von Business-Kunden vorangetrieben?

Appeltauer: Durch einen Mix aus beidem. Gerade Jugendliche nutzen das Web intensiv und das zunehmend auch vom Smartphone aus. Zudem kann sich kein mobil Arbeitender mehr vorstellen, nicht in Sekundenschnelle Zugriff E-Mails oder Navigationsdienste zu haben.

LTE soll ältere Technologien auch bei der Sprachtelefonie ablösen. Wäre somit nicht die Neunutzung der 900-Gigahetz-Bandes eine gangbare technologische Alternative?

Appeltauer: Dieses Spectrum Refarming ist sicher ein wichtiges Thema. Die existierende Netze bestehen ja teils schon gut 18 bis 20 Jahre und werden daher erneuert. Unsere Flexi-Basisstationen bieten den Vorteil, sowohl existente Funkstandards als auch LTE zu unterstützen. Sobald der Mobilfunkanbieter auf LTE umsteigen will, genügt ein simples Software-Upgrade. Das ist kosteneffizient und zukunftssicher.

Bei HSPA-Ausbaustufen wird auch schon davon gesprochen, LTE-Geschwindigkeiten zu erreichen. Bietet sich das als mittelfristige Alternative an?

Appeltauer: Das ist durchaus ein wichtiges Thema. Welche Technologie vernünftiger ist, hängt von den Zielen des Betreibers und dem Zustand der Netze ab. Wer ein gutes 3G-Netz hat, kann mit der LTE-Einführung bedarfsorientiert zuwarten. Aber in manchen CEE-Ländern gibt es nur 2G-Netze. Da ist es sicher günstiger, direkt mit LTE durchzustarten.

Wie groß ist derzeit das Interesse an der LTE-Technologie?

Appeltauer: Wie oft in der Telekommunikationswelt ist Skandinavien ein Vorreiter. NSN baut beispielsweise das LTE-Netz für Telia Sonera in Schweden und Norwegen. In Mittel- und Osteuropa besteht vielfach Interesse an Trials, um zumindest erste Erfahrungen zu sammeln.

Wie wird sich der Mobilfunkmarkt Ihrer Ansicht nach weiter entwickeln?

Appeltauer: Kombinierte Fixed-Mobile-Betrieber gewinnen eigentlich überall wieder an Stärke. Mit einer Tarifschlacht alleine kann man Kunden auf Dauer nicht halten. Dagegen sind Angebote 'aus einer Hand' mit Mobilfunk plus Festnetz über VDSL oder Glasfaser und Zusatzangeboten wie IPTV, konvergenter Telefonie im Kommen. Diese bieten nämlich einen echten Mehrwert.

Und wie sieht es mit der Mobilfunktechnologie aus? Was kommt nach LTE?

Appeltauer: Die Standardisierungsgruppen sind bereits daran sich zu überlegen, was nach LTE kommt. Wir sind aktiv an der Entwicklung von LTE Advanced beteiligt, welche neben höheren Transferraten auch bessere Qualität und Netzabdeckung am Rande der Zelle dank Relaying-Technologie bietet. Trotzdem gilt: Es gibt immer eine lange Vorlaufzeit, bis die Standards ausgereift sind und auch die praktische Umsetzung funktioniert.

pressetext: Vielen Dank für das Gespräch. (pte)