Hausautomation in Eigenregie

Smartes Heim im Eigenbau nachrüsten

24.07.2015
Von Markus Mizgalski

Welche Systeme gibt es?

Der Markt an Hausautomations-Systemen ist mittlerweile vollkommen unübersichtlich. Das liegt auch daran, dass einige Anbieter nur Teile entwickeln und dann über Schnittstellen die Anbindung anderer Geräte realisieren. In Teilen trifft das beispielsweise auf HomePilot von Rademacher zu, weil beispielsweise deren Heizkörper-Stellmotoren aus dem gleichen Portfolio an Z-Wave-Komponenten stammen, auf das auch andere Firmen zugriefen. Übrigens basiert auch devolos Home Control auf Z-Wave.

Viele Anbieter beschränken sich zudem auf die Bedienung von Steckdosen, Dimmern und Schalter. Neben devolo gehören beispielsweise auch iComfort, Home Easy oder Kopp Free Control in diese Kategorie. Hier lohnt es sich ebenso wie bei den Angeboten diverserer Energieversorger, genau hinzuschauen, was da tatsächlich für ein System hinter steckt. RWE Smarthome beispielsweise in eine zwar recht umfangreiche, aber dennoch in sich geschlossene Lösung, die man nicht einmal mit Tricks dazu bekommt, sich anderen Geräten zu öffnen.

Das hat übrigens weniger mit der Geschäftstüchtigkeit von RWE zu tun als mehr mit den Sicherheitsanforderungen an die Funkübertragung, die höher gesteckt sind als bei der Homematic. Deshalb nutzen trotz gleichem Hersteller beide Systeme schlichtweg inkompatible Funkprotokolle.

Funkschaltsystem 20

Das FS20 ist so etwas wie die Mutter alle Nachrüstsysteme. Verbreitet wurde und wird es vor allem von den beiden großen Elektronik-Versendern Conrad und noch viel stärker von ELV. Es ist kompatibel zu den FHT80-Heizkörper-Regelungen und es existiert ein extrem umfangreiches Sortiment an Sensoren, Schaltern und Aktoren sowohl für den Innen- als auch den Außenbereich. Das FS20 kann via Zentrale bedient werden, aber auch mit Fernbedienungen sowohl mobil als auch in Form von Festeinbauten.

Es gibt Diagnose-Displays, Repeater zur Reichweiten-Verlängerung, Mehrkanal-Schaltmodule, Bewegungsmelder, Hygrostaten und vieles mehr. Der große Vorteil des FS20 ist der günstige Preis, aber das System hat zwei ganz große Nachteile: Es arbeitet nur unidirektional, also eventuell nicht immer ganz zuverlässig. Und die Anbindung an Netzwerk und Internet ist nur über einen als Server zwischengeschalteten PC oder eine andere Plattform möglich, auf der der FHEM-Server läuft. Zudem ist die Einrichtung nicht immer intuitiv, besonders dann nicht, wenn FHEM zum Einsatz kommen soll.

Die günstigste Lösung ist die FS20, aber sie arbeitet leider ohne bidirektionale Kommunikation und damit nicht immer ganz zuverlässig.
Die günstigste Lösung ist die FS20, aber sie arbeitet leider ohne bidirektionale Kommunikation und damit nicht immer ganz zuverlässig.

Homematic

Das Homematic-System ist in Sachen Preis-/Leistung und Funktionsumfang momentan kaum zu übertreffen. Es arbeitet bidirektional, kann komplett über eine netzwerkfähige Zentrale verwaltet werden, ist leidlich gut einzurichten, und bietet eine Vielzahl von Aktoren, Sensoren und zusätzlichen Fernbedienungen. So gibt es beispielsweise sogar ein elektronisches Türschloss oder auch Fensterantriebe zum automatischen Kippen von Flügelfenstern.

Mit dem Mediola Gateway kann die Homematic noch um die Bedienung von Unterhaltungselektronik oder auch Fremdkomponenten erweitert werden, über einen speziellen Dongle, CUL (CC1101 USB Lite) genannt, können auch FS20-Komponenten eingebunden werden. Außerdem ist die Kombination mit verkabelten Homematic-Bausteinen möglich. Nachteile der Anlage sind zum einen die nicht immer ganz edle Haptik der Komponenten und zum anderen die Apps, bei denen noch Luft nach oben ist.

FS20– oder auch EnOcean-Komponenten können mittels eines Funkmoduls (CUL) an die Homematic gebunden werden, was allerdings viel Bastelei ist.
FS20– oder auch EnOcean-Komponenten können mittels eines Funkmoduls (CUL) an die Homematic gebunden werden, was allerdings viel Bastelei ist.

Eaton xComfort

In Sachen Verarbeitung etwas hochwertiger präsentiert sich das xComfort-Konzept von Eaton. Auch hier ist das Programm an Zentralen, Fernbedienungen, Aktoren und Sensoren sehr umfangreich, wenngleich man ein paar Sachen, die es für die Homematic gibt, bei Eaton vergeblich sucht, etwa einen Fensterantrieb. Der Nachteil der xComfort-Komponenten ist zweifellos ihr relativ hoher Preis. Alleine die Zentrale kostet rund 500 Euro, zudem gibt es noch ein zentrales Bedienterminal für die Wandmontage, das nicht unbedingt dafür vorgesehen ist, dass man es selber programmiert. Dieses Teil kostet etwa 1.500 Euro, die Programmiereinheit für Selbstprogrammierung nochmals 150 Euro.

Während bei der FS20 der Stellmotor für die Heizung und der Thermostat noch getrennt waren, bilden sie inzwischen bei den meisten Systemen eine Einheit, was die Bedienung vereinfacht.
Während bei der FS20 der Stellmotor für die Heizung und der Thermostat noch getrennt waren, bilden sie inzwischen bei den meisten Systemen eine Einheit, was die Bedienung vereinfacht.

Siemens Synco Living

Auch Siemens hat mit dem Synco Living-System eine Lösung im Programm, die sowohl als Funk- als auch leitungsbasierte Steuerung (auf Basis des KNX-Standards) fungiert. Ähnlich wie bei Eaton gibt es für Synco Living zahlreiche Aktoren und Sensoren; vieles ist allerdings nur bedingt für die Selbstmontage gedacht, weil hier auch die Steuerung einer Heizungsanlage beispielsweise integriert werden kann.

Komfortabler ist es prinzipiell, die gesamte Technik über die Zentrale zu bedienen. Wobei der Komfort auch mit der Qualität der Bedienoberfläche – hier bei der Homematic CCU1 – steht und fällt.
Komfortabler ist es prinzipiell, die gesamte Technik über die Zentrale zu bedienen. Wobei der Komfort auch mit der Qualität der Bedienoberfläche – hier bei der Homematic CCU1 – steht und fällt.

Fazit

Ein Hausautomation- System legt man sich nicht mal eben im Vorbeigehen zu. Denn auch, wenn hier bei manchen Lösungen von „günstig“ die Rede ist, so wird man je nach Ausbaugrad dennoch schnell 1.000 Euro oder und mehr los. Deshalb empfiehlt es sich, gut zu planen, ein kleines Pflichtenheft zu erstellen und sich dann ausgiebig darüber zu informieren, welches System dem eigenen Anforderungsprofil am besten gerecht wird.

So ist die App von Eaton beispielsweise recht komfortabel während die Drittanbieter-Lösungen für die Homematic oft durch kryptischen Gerätebezeichnungen etwas unübersichtlich werden
So ist die App von Eaton beispielsweise recht komfortabel während die Drittanbieter-Lösungen für die Homematic oft durch kryptischen Gerätebezeichnungen etwas unübersichtlich werden

Und dabei sollte man auch berücksichtigen, ob man eventuell willens ist, die bislang verbauten Steckdosen und Schalter zu tauschen, weil die, die zu der vorgesehenen Steuerung gehören, leider vom Design überhaupt nicht passen. Denn auch so etwas muss man auf dem Schirm haben, will man sich nicht die nächsten Jahre jedes Mal ärgern, oder noch einmal kräftig Geld nachschießen.

Noch mehr als bei der Zentrale kommt es bei Apps auf gute Funktionalität an. Und die variiert angesichts der Vielfalt von verschiedenen Apps ganz erheblich, selbst, wenn sie alle für ein und dasselbe System sind.
Noch mehr als bei der Zentrale kommt es bei Apps auf gute Funktionalität an. Und die variiert angesichts der Vielfalt von verschiedenen Apps ganz erheblich, selbst, wenn sie alle für ein und dasselbe System sind.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von der PC-Welt. (mhr)