Neue Lesegeräte von Omnikey, SCM, Utimaco und Kobil Systems

Smartcard-Reader werden intelligenter

15.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Während PC-Hersteller im letzten Jahr zum Teil dramatische Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, verzeichnete die Smartcard-Branche ein starkes Wachstum. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage nach Smartcard-Readern als Authentifikations-Tool gestiegen ist.

Laut Schätzungen der Marktforscher von Dataquest haben Smartcard-Hersteller, allen voran Gemplus aus Luxemburg und die New Yorker Firma Schlumberger, im vergangenen Jahr weltweit 628 Millionen Karten ausgeliefert und dabei 2,4 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Dies entspricht einer Umsatzsteigerung im Vergleich zu 1999 von 45 Prozent. Obwohl der Smartcard-Boom zum großen Teil durch den Bedarf an SIM-Karten zur Benutzeridentifizierung in den rund 400 Millionen weltweit verkauften GSM-Handys hervorgerufen wurde, ist damit zu rechnen, dass auch Anbieter von Smartcard-Lesegeräten von der Marktentwicklung profitieren werden. Die Hersteller sind deshalb bemüht, neue Produkte zu entwerfen, um sich ein Stück des Umsatzkuchens zu sichern.

Fingerabdruck auf Smartcard

So etwa die Omnikey AG aus Wiesbaden mit ihrem biometrischen Smartcard-Reader "Cardman Desktop Fingerprint 7120". Das Lesegerät verzichtet auf die Eingabe einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN) und verwendet statt dessen die juristisch akzeptierte Benutzer-Authentifizierung via Fingerabdruck. Anvisierte Zielgruppe sind vor allem PC-Hersteller, Banken und Versicherungen sowie Organisationen im Gesundheits- und Verwaltungsbereich. Diesen ermöglicht der Leser, die Sicherheit zu erhöhen und Kosten für Administration zu senken, da mit der Lösung vergessene Passwörter und PINs der Vergangenheit angehören.

Diese verursachen laut einer Studie der Analysten von Morgan Keegan & Co. in Unternehmen jährlich rund 100 bis 200 Dollar Kosten pro Benutzer. Aufgrund seiner offenen Architektur eignet sich das Kartenterminal laut Hersteller außerdem auch für OEMs und Anbieter von Biometrie-Lösungen. Solche Firmen können eigene Erkennungsalgorithmen für den Smartcard-Reader erstellen und über Standard-Schnittstellen wie Bio-API oder PC/SC in Applikationen integrieren. Der Cardman Desktop Fingerprint 7120 ist ab dem dritten Quartal verfügbar und soll rund 200 Mark kosten.

Ab sofort erhältlich ist ein ähnliches Produkt, das die Utimaco Safeware aus Oberursel gemeinsam mit dem finnischen Unternehmen Miotec Oy und der schwedischen Firma Precise Biometrics entwickelt hat. "Safeguard Biometrics 1.0" besteht aus einem kombinierten Fingerabdruck-Smartcard-Leser, einer dazugehörigen RSA-Smartcard, einer Software zur Erfassung von Fingerabdrücken sowie der biometrischen Logon-Erweiterung "Biogina". Im Zusammenspiel ermöglichen diese Elemente die biometrische Zugangskontrolle zum PC inklusive Single Signon (SSO) zum Betriebssystem sowie Arbeitsplatzsperre.

Auch die durch Übernahmen bilanziell geschwächte Firma SCM Microsystems könnte von dem grassierenden Smartcard-Boom profitieren und zurück in die schwarzen Zahlen kommen. Das Unternehmen stellt die Produktfamilie "SCx31" vor. Die Smartcard-Leser basieren auf dem neu entwickelten Single-Chip-Controller "STC II"und sollen sich bevorzugt für den Einsatz in E-Commerce-, Banking- und PKI-Systemen eignen. Dazu unterstützen die Geräte viele Schnittstellen und sind für Sicherheitsstandards wie EMV (Europay, Mastercard und Visa) oder PC/SC im Rahmen von Netzsicherheitssystemen auf Basis von PKI-Systemen einsetzbar. Flexible Softwaretreiber erlauben es dabei, bei Bedarf zwischen den Standards hin- und herzuschalten und somit einen Leser in unterschiedlichen Anwendungen zu verwenden. Außerdem garantiert ein integrierter Flash-Speicher laut Anbieter auch zukünftige Aufrüstung der Firmware und Applikationen. Die SCx31-Produktlinie ist mit USB- oder serieller Schnittstelle ausgestattet und wird ab Ende des zweiten Quartals an Großkunden und OEMs geliefert. Ab dem dritten Quartal soll die Massenauslieferung beginnen.

Leser für Handy-SIMs

Der Wormser Anbieter Kobil Systems hat eine neue Lösung vorgestellt, die zum Lesen und Schreiben aller gängigen Smartcards geeignet ist. In dem Paket "Handy Man" sind die Software "Chipcardedit" und das Lesegerät "Kaan Twin" enthalten. Dank einer speziellen Schublade kann der Twin normale Telefon-, Krankenversicherungs- oder Geldkarten sowie SIM-Module von Handys einlesen. Außerdem erhielt das Terminal "Kaan Professional" vom Zentralen Kreditausschuss des deutschen Kreditgewerbes (ZKA) die offizielle Bescheinigung, alle Voraussetzungen für Geldkartengeschäfte über das Internet zu besitzen. Dazu gehört unter anderem, dass dem Verbraucher über ein Display am Terminal der genaue Wert der Transaktion sowie der Empfänger der Summe angezeigt wird. Kaan Professional entspricht der HBCI-Sicherheitsstufe 3 und kann somit auch für Homebanking und digitale Signaturen benutzt werden.