Energiewende und IT

Smart Grids fordern die Firmen-IT

20.10.2011
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Management-Systeme optimieren den internen IT-Energiebedarf

Anbieter von infrastrukturnahen IT-Management-Lösungen haben inzwischen erkannt, dass die Energieoptimierung der IT-Infrastruktur ein möglicherweise lohnendes Geschäftsthema ist. Manche Hersteller beschränken ihre Optimierungsbemühungen bislang auf den Kernbereich IT, beispielsweise Hewlett-Packard, wo man sogar vom Smart Grid im Rechenzentrum spricht. Softwareanbieter, die in diese Richtung agieren, sind etwa Nlyte oder 1E, beide relativ neu auf dem deutschen Markt. Hier wird das gezielte Energie-Management der IT-Systeme vor allem als Teil des allgemeinen IT-Managements und seiner umfassenden Optimierung verstanden.

Andere versuchen, ihre Lösungen zu einem weitreichenden Umgebungs-Management auszubauen, indem sie Schnittstellen auch zu anderen Systemen im Gebäude integrieren, beispielsweise Heizung, Kühlung oder Lüftung. Diesen Weg gehen Anbieter wie APC by Schneider, Rittal sowie der deutsch-amerikanische Newcomer Joulex, der beispielsweise mit Cisco und der Deutschen Telekom kooperiert. Ziel ist immer ein intelligentes, sensorengespicktes Gebäude, in dem Ineffizienzen wie zu stark laufende Lüfter und unausgelastete Server schnellstmöglich entdeckt und behoben werden - zum Beispiel auch durch Lastverlagerung und Abschalten gerade nicht benötigter Komponenten.

Bislang sehen die Lösungen noch kein Energie-Management vor, das sich an den flexiblen Tarifen der Stromerzeuger orientiert. Es ist aber absehbar, dass sich dies ändern wird, denn infolge der Energiewende wird der Verbrauch auf jeden Fall in Spitzenzeiten teurer werden. Der intelligente Bezug von Strom kann erhebliche Kosten sparen.

Foto: BT

Erste Versuche für ein aktives Energie-Management gab es schon vor drei Jahren. Damals experimentierte British Telecom (BT) damit, IT-Standorte zeitweise vom Stromnetz zu nehmen und stattdessen mit internen Dieselgeneratoren zu versorgen. Der Provider hoffte darauf, die Lastspitzen im gesamten Energienetz durch geschickte Energiesteuerung zu kappen und damit das Zuschalten ineffizienter Kraftwerke vermeiden zu können. "Damit würde man trotz des Verbrauchs von Diesel-Betriebsstoffen bis zu 40-mal weniger Kohlendioxid erzeugen", schildert Bernd Lieven, Abteilungsleiter für Energie-Management und -beschaffung bei BT, die Kalkulation des Providers.

Doch BT stellte das Vorhaben wieder ein, es brachte nicht die gewünschten Ergebnisse, und der Anbieter fürchtete um Netzverfügbarkeit und -zuverlässigkeit. Mit Hilfe verbesserter Technik startet Lieven derzeit einen zweiten Versuch. Neue Verfahren sollen einen reibungslosen Umschaltvorgang bei unveränderter Sicherheit und Zuverlässigkeit gewährleisten. Die Energiequellen betreibt BT zum Teil selbst: Auf den Dächern der US-amerikanischen Niederlassung in El Segundo bei Los Angeles wird photovoltaisch Solarenergie erzeugt und in Adastral Park in Großbritannien Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt.