Kündigungswelle in Sicht?

Slack statt Apple-Campus

04.05.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die Mitarbeiter von Apple sind mit der Return-to-Office-Politik des iPhone-Herstellers nicht zufrieden. Droht eine Kündigungswelle?
Statt auf dem Apple-Campus wollen sich viele Mitarbeiter weiter auf Slack treffen.
Statt auf dem Apple-Campus wollen sich viele Mitarbeiter weiter auf Slack treffen.
Foto: Benny Marty - shutterstock.com

Der Plan des Apple-Managements, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Laufe dieses Monats wieder an die Arbeit im Büro zu gewöhnen und Home-Office nur an zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen zu erlauben, stößt bei der Belegschaft auf wenig Gegenliebe. In einem offenen Brief an die Geschäftsleitung bittet die neu gegründete Gruppe Apple Together, "das strikte Regelwerk des Hybrid-Working-Piloten aufzugeben" und den Mitarbeitern mehr Vertrauen zu schenken.

Büroarbeit schadet der Diversität

Sie zur Rückkehr ins Office zu zwingen, würde die Diversität zerstören und Apple "jünger, weißer, männlicher, neuro-normativer und ohne körperliche Einschränkungen" machen, heißt es in dem Schreiben. So entschieden künftig Privilegien wie "am richtigen Ort geboren zu sein" oder "einen Ehepartner zu haben, der zu Hause bleibt" darüber, wer für Apple arbeiten kann, nicht wer am besten zur Company passt, so die Gruppe.

Anstatt das Problem mit Geld zu lösen und die Empfehlungsprämien zu erhöhen, um die Kollegen zu ersetzen, die wegen der Inflexibilität des Führungsteams gegangen sind", plädiert Apple Together für eine Fortführung des Remote-Work-Modells. So könne "jeder, der bei Apple arbeiten möchte, dies auch weiter tun".

Angst vor Kontrollverlust

Außerdem erklärten sie, die Entscheidung, die Mitarbeiter zurück ins Büro zu zitieren, sei nicht durch das "Bedürfnis nach persönlicher Kommunikation" motiviert, wie Tim Cook in seinem Brief an die Mitarbeiter schrieb. Das eigentliche Motiv sei vielmehr Furcht: "Furcht vor den Arbeitsmodellen der Zukunft, Furcht vor der Autonomie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie Furcht davor, die Kontrolle zu verlieren".

Ohnehin seien die in Tim Cooks erster Email mit dem Titel Returning to our Offices angeführten "Glücksgefühle, wenn man zufällig Kollegen trifft" angesichts der Silo-Struktur des Unternehmens und der vielen Büros weit hergeholt, so die Gruppe: Um Kontakte über funktionale Einheiten hinweg zu etablieren, die wichtig für Apple sind, brauche es nicht Glück, sondern Intention. Slack habe dies den vergangenen zwei Jahren sehr viel leichter gemacht, wenngleich das Management versucht habe, gemeinschaftliche Räume, in denen ein zufälliges Aufeinandertreffen möglich gewesen wäre, zu verhindern.

Wein predigen und Wasser trinken

Außerdem wiesen sie auf die Diskrepanz zwischen dem Marketing des Unternehmens gegenüber Kunden und der Behandlung der eigenen Mitarbeiter hin. "Wir erzählen all unseren Kunden, wie großartig unsere Produkte dezentrale Arbeit unterstützen, aber wir selbst können sie nicht für Remote Work verwenden", heißt es in dem Schreiben. "Wie können wir von unseren Kunden erwarten, dass sie uns ernst nehmen? Wie können wir verstehen, welche Probleme mit Remote Work in unseren Produkten gelöst werden müssen, wenn wir sie nicht selbst leben?"

Apple hatte im März angekündigt, dass die Mitarbeiter des Unternehmens ins Büro zurückkehren und ab dem 2. Mai mindestens zwei Tage pro Woche anwesend sein müssen. Ab dem 23. Mai plant das Unternehmen dann, zu einem hybriden Modell mit obligatorischen Bürotagen montags, dienstags und donnerstags überzugehen. CEO Tim Cook bezeichnete die Vorteile der persönlichen Zusammenarbeit als "unersetzlich", und in einer E-Mail sprach das Führungsteam über die Bedeutung "des Zufalls, der sich aus dem Zusammentreffen mit Kollegen ergibt" bei der persönlichen Arbeit.

Viele Apple-Mitarbeiter auf Jobsuche

Ob es in Folge der Return-to-Office-Politik von Apple zu einer Kündigungswelle kommt, ist noch nicht absehbar. Allerdings ergab eine nicht repräsentative Umfrage des anonymen sozialen Netzwerks Blind unter Apple-Mitarbeitern im April, dass 56 Prozent der Angestellten aktiv nach einer anderen Beschäftigung suchen würden. Wie Yahoo Finance berichtet, führten zwei Drittel der Wechselwilligen als Grund die Unzufriedenheit mit Apples Return-to-Office-Politik an. Mit 652 Antworten ist dies ein sehr kleiner Teil der Apple-Belegschaft. Außerdem sind verärgerte Mitarbeiter in der Regel eher bereit, sich an einer offenen Umfrage zu beteiligen, die für ihren Arbeitgeber ungünstig ausfallen könnte.