H-Jumbo für Schweizerische Kreditanstalt zu langsam - Entscheidung für Amdahl:

SKA schiebt IBM 3081 auf die Reservebank

25.06.1982

ZÜRICH - Die Schweizerische Kreditanstalt (SKA) in Zürich hat einen Auftrag für ein drittes IBM-System 3081 auf unbegrenzte Zeit "aufgeschoben" und letzt als Übergangslösung einen Amdahl-Prozessor 470V/8 installiert. Wegen der mangelnden Geschwindigkeit des IBM-Rechners mußten die Schweizer Banker gar ihre DV-Konzeption ändern: Während ursprünglich ab Mitte nächsten Jahres drei 3081-K-Maschinen die SKA-Anwendungen bewältigen sollten, will sich das Züricher DV-Team jetzt mit nur zwei 3081 K begnügen, muß aber zwei Amdahl 5800 hinzunehmen.

Die Schweizerische Kreditanstalt - seit über 25 Jahren IBM-Kunde - arbeitet bereits seit längerem mit zwei 3033-U-Systemen und zwei Amdahl-Anlagen 470V/8. Eine im Dezember 1981 installierte 3081 Modell D läuft derzeit noch im Versuchsbetrieb unter TSO (Time Sharing Option) und soll im Juli unter IMS online in Produktion gehen. Nachdem die Züricher Bankleute nach umfangreichen Tests feststellten, daß der IBM-Jumbo im Batch-Betrieb nicht schneller lief als der bereits eingesetzte V/8-Prozessor bei gleicher Peripherie, sehen sie eigenen Angaben zufolge nunmehr dem Online-Einsatz mit Skepsis entgegen.

Zwar loben die SKA-Datenverarbeiter die hohe Verfügbarkeit der 3081, machen aber auch keinen Hehl aus ihren Durchsatzschwierigkeiten. Da sie mit einem "total integrierten" Banking-System operierten, sei die Geschwindigkeit des Rechners maßgeblich für den reibungslosen Ablauf ihrer Anwendung. Vor allem die Laufzeit eines Jobs spiele eine wesentliche Rolle, denn die Tagesendverarbeitung müsse relativ schnell noch vor dem jeweils nächsten Tag abgewickelt werden.

DV-Manager Otto Bach begründet die geringe Geschwindigkeit des IBM-Rechners für die Aufgaben der Kreditanstalt insbesondere mit dem Fehlen der 3380-Disks: "Stünden uns die angekündigten Platten bereits zur Verfügung, würde unser 3081-Resultat vieleicht etwas anders aussehen." Aber leider könne der Marktführer noch nicht liefern, bedauert der DV-Profi.

Daß das Geschwindigkeitsproblem der 3081 aber auch am Channel-Design liegt, konnte die Schweizer DV-Crew jedoch schon kurz nach der Inbetriebnahme feststellen. Nachdem die COMPUTERWOCHE über generelle Performance-Schwächen in der SKA-Anwendung berichtete (CW Nr. 7 vom 12. Februar 82, Seite 1), mußten dem Vernehmen nach gar Spezialisten aus der US-Zentrale des Marktführers anrücken, um die Nutzbarkeit der Kanäle zu erweitern. Nach einigen Softwareänderungen sei die Maschine zwar schneller geworden, hätte aber nicht die von den Eidgenossen erhoffte Geschwindigkeit erreicht.

Wie auch die Bayerischen Motorenwerke in München (siehe CW Nr. 22 vom 28. Mai 82, Seite 1 "BMW läßt Auftrag für zweite 3081 D platzen") wollen die SKA-Manager ihre Anwendung künftig mit der als Single-Prozessor konzipierten Amdahl 5860 bewältigen, von der sie sich eine höhere Geschwindigkeit erhoffen als vom Doppelprozessor 3081. Zudem verfüge bereits die V/8 über 32 Kanäle, während auf der 3081 D erst 24 erhältlich seien. Dennoch betrachten die Züricher DV-Mannen den jetzt installierten Amdahl-Rechner nur als Übergangslösung. Wie verlautet wollten sie ursprünglich in 1983 nur drei Systeme in Betrieb nehmen und ein viertes in 1984 dazustellen. Inzwischen habe man aber festgestellt, daß bereits ein Jahr früher vier Anlagen erforderlich seien, um die Bankapplikation zu bewältigen. Die "vorläufige" Lösung beinhalte zwei Amdahl 5860 und zwei 3081 K.

Durch diese Konstellation will das SKA-Team testen, welches von den beiden Systemen das bessere ist. Erweise sich die 3081 als die bessere Maschine, so beabsichtige man, auch den dritten 3081-Prozessor abzunehmen. Dieser Vergleich werde vor allem unter Berücksichtigung der XA-Kompatibilität erfolgen.

Seine Entscheidung für das Jumbo-Quartett begründet DV-Chef Bach jedoch nicht nur mit der "unsicheren Leistung" der 3081 D, sondern auch mit der immens gewachsenen SKA-Anwendung.