Six Sigma: Schwarzer Gürtel für Qualität

03.06.2005
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

„Idealerweise kommen die Black- Belt-Anwärter aus prozessorientierten Abteilungen wie Unternehmensentwicklung oder aus den Fachabteilungen, in denen sie Projekte leiten sollen“, weiß Geschäftsführer Lechner. Es gäbe keine formalen Voraussetzungen für die Six-Sigma-Ausbildung. „Aber es ist auf jeden Fall hilfreich, wenn die Black-Belt-Aspiranten ein Studium mitbringen und mit den Grundlagen der Statistik vertraut sind. Statistische Verfahren spielen bei Six Sigma eine zentrale Rolle.“

100.000 Euro Jahresgehalt für den Master

Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen gut für zertifizierte Methodenprofis. "Meine Mitarbeiter und ich werden regelmäßig von Headhuntern angerufen", freut sich Master Black Belt Lechner. Nach seiner Einschätzung lägen die Jahresgehälter für einen erfahrenen Master Black Belt in der Größenordung von 90.000 bis 100.000 Euro; der projekterfahrene Black Belt könne mit 70.000 bis 80.000 Euro verbessern lassen, zeigt das Beispiel Kautex-Textron. Der Automobil-Zulieferer aus Bonn hat flächendeckend Six Sigma eingeführt. "Wir haben 2003 den IT-Outsourcing-Partner gewechselt. Vorher kam alles aus einer Hand, jetzt sind der SAP-Betrieb und die Infrastruktur auf zwei Dienstleister aufgeteilt. Bei der Ausschreibung wurden die Service Levels von einem Black Belt definiert", so Kautex-CIO Christoph Hermes. "Auch der Dienstleister braucht Methodenkompetenz, und zwar nicht nur während der Ausschreibungsphase,

sondern vor allem im laufenden Betrieb. Outsourcing-Partner, die komplett nach Six Sigma arbeiten, findet man jedoch kaum am Markt."

Deutsche sind skeptisch

Hermes´ Lösung: Mitarbeiter des Outsourcing-Partners in Schlüsselpositionen erhielten eine an die Green-Belt-Ausbildung angelehnte Six-Sigma-Kurzschulung durch Fachleute seines Unternehmens. Seit dem Wechsel verzeichnet Kautex eine Verbesserung der Servicequalität um 20 Prozent und zusätzlich positive Kosteneffekte. In Zukunft will Kautex dafür sorgen, dass Six Sigma auch bei den Lieferanten und den wichtigsten Kunden eingesetzt wird. Das erste Kunden-Partner-Projekt hat das Unternehmen schon abgeschlossen. Im Vergleich zu den USA, wo etwa 1200 Unternehmen Six Sigma einsetzen, ist die Verbreitung in Deutschland mit etwa 200 Firmen noch gering. Schmieder: „Ich führe das auf die größere Skepsis gegenüber neuen Verfahren und Ideen zurück. Die Begeisterungsfähigkeit ist hier weniger ausgeprägt, und es wird stärker hinterfragt.“