Kommerzielle Angebote einer Non-Profit-Organisation

Sita-Netz der Fluggesellschaften soll etablierten Carriern einheizen

06.09.1996

Die Sita-Gruppe hat sich, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, über mittlerweile annähernd 50 Jahre eine Infrastruktur aufgebaut, die in fast alle Länder der Erde hineinreicht. Der dazu notwendige finanzielle, administrative und technische Kraftakt ist unter normalen Marktbedingungen kaum möglich. Auch die Sita-Gruppe unterliegt nicht den Gesetzen des Marktes, denn sie ist eine nichtkommerzielle Organisation. Sämtliche internationalen Fluggesellschaften sind zahlende Mitglieder der Gesellschaft, die als Gegenleistung die komplette Kommunikation zwischen den Airlines übernimmt.

An dieser Non-Profit-Struktur hat sich im wesentlichen bis dato nichts geändert. Doch die gemeinnützige Organisation hat das Potential des internationalen TK-Marktes entdeckt - und öffnet das Netz parallel zum Airline-Betrieb seit 1991 auch kommerziellen Diensten. Dazu gründete Sita das Unternehmen Scitor, das hierzulande einen Sitz in Eschborn unterhält. Auf der Suche nach neuen Kunden, die ihre internationale Kommunikation einem Dienstleister überantworten möchten, hat Scitor einige Köder ausgelegt.

Neben der internationalen und nationalen Präsenz - in Deutschland gibt es beispielsweise Knoten - sind dies vor allem technische Details. So ist das unterhaltene Netz Multiprotokoll-fähig. Es transportiert das von den Fluggesellschaften geschätze X.25- Protokoll genauso wie SNA-, IP-, ISDN- oder PPP-Daten. Innerhalb der Scitor-Kundschaft, so zeigen die Erfahrungen der ersten fünf Jahre, ist jedoch Frame Relay der Star, denn rund 80 Prozent des kommerziellen Kundenverkehrs basieren auf dem X.25-Abkömmling.

Diesen Verkehr routet Scitor unter Verwendung einer einheitlichen Plattform um den Globus, für die Northern Telcom sämtliches Hardware-Equipment liefert. Bedenken, sich von einem Lieferanten abhängig zu machen, stehen dem Carrier zufolge die Vorteile dieser Strategie gegenüber. So lassen sich aufgrund der nahtlosen Struktur die Netze durchgehend unter einer Plattform verwalten.

Dieses Feature ist nicht nur für den Betreiber des Netzes gedacht. Scitor liefert den Kunden bei Bedarf das Management- und Monitoring-Werkzeug "Sita Vision", mit dem sich Leistungsdaten und Statistiken des Sita-Netzwerkes online jederzeit abrufen lassen.

Zu den kontrollierbaren Kommunikationswegen werden demnächst auch Leitungen gehören, auf denen Sprache übertragen wird. Seit Januar dieses Jahres läuft der interne Betrieb zur Übermittlung akustischer Signale. Im Herbst soll das Angebot in 47 Ländern vertrieben werden. Sprache ist Teil der Value-Added-Services, mit denen sich Scitor der Kundschaft empfehlen will. Dazu kommen unter anderem Supportdienste in 150 Ländern, Services wie die komplette Installation der IT an entfernten Niederlassungen, aber auch Kommunikationsmöglichkeiten wie EDI und Messaging.