Hybride Storage-Lösungen

Sinnvoll in der Wolke speichern

18.06.2016
Von 


Achim Herber ist seit 2012 Executive Vice President Deutschland & UK bei COMPAREX. Zuvor war er Vorstand der DATALOG AG, die 2012 von der COMPAREX AG übernommen wurde. Der studierte Diplom-Kaufmann verfügt über langjährige Berufserfahrung in der IT-Branche, die er im In- und Ausland sammelte. Auf computerwoche.de schreibt er über die Themen Softwarelizenzierung, Cloud, Compliance und Microsoft.

 

 

 

 
Daten in die Cloud auszulagern, spart Kosten und erhöht die verfügbare Speicherkapazität. Weil das aber nicht in allen Fällen aufgeht, sollten sich Unternehmen genau überlegen, ob der Schritt in die Hybrid Cloud für sie sinnvoll ist.

In Deutschland liegt es im Trend, auf Hybrid-Cloud-Modelle zu setzen. Hierbei stellt das eigene Rechenzentrum einen Teil der IT-Ressourcen und -Services bereit. Ein Public-Cloud-Anbieter liefert den anderen Part.

Storage in der Hybrid Cloud bringt Vorteile. Unternehmen sollten jedoch vor dem Umstieg ihre lokale IT-Landschaft auf Tauglichkeit prüfen.
Storage in der Hybrid Cloud bringt Vorteile. Unternehmen sollten jedoch vor dem Umstieg ihre lokale IT-Landschaft auf Tauglichkeit prüfen.
Foto: welcomia - shutterstock.com

Das Anwenderunternehmen belässt den Großteil seiner Daten auf einem lokalen Storage und lagert die nicht oder wenig genutzten Daten in die Cloud aus. Auf diese Weise kann die Unternehmens-IT den Anwendern enorme Storage-Kapazitäten in sehr kurzer Zeit zur Verfügung stellen. Zudem ist das Speichern dieser ungenutzten Daten in der Cloud günstiger als den Storage selbst vorzuhalten. Das Verwalten der Storage Appliance über die Cloud macht zudem von einem komplizierten lokalen Management-Toolset unabhängig.

Abwägen von Kostenvorteilen und Nutzen

Allerdings sollte Unternehmen, bevor sie in die Hybrid Cloud wechseln, einen genauen Kosten-Nutzen-Vergleich vornehmen. Besonderes Augenmerk verdienen Themen wie Anbindung und Ausfallsicherheit. Warum? Wenn eine Firma Backup-Systeme oder Storage-Lösungen in die Cloud auslagert, braucht sie zwingend eine sehr gute Internetverbindung. Sonst lassen sich Daten aus einem Backup nur schwer in kürzester Zeit wiederherstellen.

Unternehmen müssen daher im Vorfeld klären, welche Wiederherstellungs- oder Backup-Zeiten sie benötigen, um ausfallsicher zu arbeiten. Dauert die Widerherstellung unerträglich lange, wenden sich die vermeintlichen Vorteile eines kostengünstigen Backup-Speichers ins Negative.

Wofür sich eine hybride Infrastruktur eignet

Die Hybrid Cloud führt jedoch in vielen Fällen zu einer Kostenersparnis - und oft auch zu einer besseren Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Datensicherheit. Für einen Langzeit-Backup ist sie die perfekte Lösung. Nur mit großem Aufwand wären die Daten im eigenen Rechenzentrum so langfristig verfügbar und sicher zu halten.
Aber auch Unternehmen, die mehrere Standorte weltweit besitzen, haben Vorteile durch Hybrid-Cloud-Strukturen. Ihre Mitarbeiter können so auf die notwendigen Daten zugreifen sowie gemeinsam bearbeiten. Und das geschieht in der Regel über ein Cloud-Rechenzentrum in der Nähe.

In die Cloud wandern automatisch die archivierten Backups wie Monatssicherung oder Jahressicherung, denn hierauf greift man üblicherweise nur selten zu. Lokal halten Festplattenspeicher das aktuelle Working-Set an Daten vor. Dies sorgt für eine gute Recovery Time Objective (RTO), der Wiederanlauf-Dauer. Am häufigsten wird schließlich auf die aktuellsten Sicherungen zugegriffen.

Ein weiterer Use-Case ist der klassische Filer. Mit ihm liegt das aktuelle Working-Set an Daten für schnelle Antwortzeiten auf dem lokalen Storage. Dieses wird zusätzlich komprimiert und dedupliziert. Die tendenziell immer weniger genutzten Daten kommen automatisch und verschlüsselt in die Cloud. Auch Archive lassen sich so realisieren.

Nicht sinnvoll für den Cloud-Einstieg

Es gibt aber Ausnahmen, bei denen die bekannten Vorteile nicht funktionieren.
Für Unternehmen mit veralteter Infrastruktur ist eine hybride Cloud-Lösung keine Möglichkeit der Datenverwaltung. Die Systeme sind oft nicht kompatibel und bringen Schnittstellenprobleme mit sich. Hier sollte der Fokus zunächst darauf liegen, das eigene Rechenzentrum zu modernisieren. Der sofortige Umstieg in eine Hybrid Cloud ist sehr schwierig.

Prinzipiell eignet sich die Hybrid Cloud nicht für Unternehmen, die hochkritische und schützenswerte Daten verwalten. Aber auch bei Datenbanksystemen, die unheimlich hohe Lasten erzeugen, ist eine solche Lösung nicht angebracht. So kann man eigentlich nicht empfehlen, das ERP-System des Unternehmens im eigenen Hause zu hosten und die SQL-Datenbank in die Cloud zu verlagern - aufgrund der Leistungsmerkmale oder der Kosten.

Allerdings kann ein hybrid-betriebener SQL-Server im Katastrophenfall das Geschäft retten, auch wenn es dann etwas langsamer zugeht. Es gilt also genau abzuwägen, welche der Unternehmensanwendungen für eine hybride Lösung in Frage kommen. In manchen Fällen eignen sich reine Cloud- oder Inhouse-Alternativen besser.