"Hellblaues Auge" im Ausland geholt

Sinner Schrader kreuzt gegen den Wind

23.11.2001
FRANKFURT/M. (ajf) - Der Hamburger Internet-Dienstleister Sinner Schrader AG konnte sich im vergangenen Geschäftsjahr (Ende: 31. August) von weiten Teilen der Branchenkonkurrenz absetzen. Die Firma steigerte den Umsatz und schloss das operative Ergebnis im Plus ab.

Der Pro-forma-Gewinn auf Ebitda-Basis (vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisation) belief sich auf 500000 Euro. Zwar hatte der Profit im Vorjahr noch bei 3,6 Millionen Euro gelegen, im Vergleich zu Wettbewerbern à la Pixelpark oder Kabel New Media hielt sich Sinner Schrader jedoch relativ stabil. Allerdings geriet auch das Ergebnis der Hanseaten durch Forderungsausfälle, Kosten für die Internationalisierung sowie durch eine geringere Kapazitätsauslastung unter Druck. Nach einem Nettogewinn von zwei Millionen Euro im Vorjahr musste Sinner Schrader daher nun ein Nettominus von 3,5 Millionen Euro verbuchen.

Als Grund für die relative Stabilität im Vergleich zur finanziell arg gebeutelten Branche gab Firmengründer Oliver Sinner an, dass man im Gegensatz zur Konkurrenz die Internationalisierung behutsam und nicht zum Selbstzweck betrieben habe: "Es wäre naiv gewesen, zu glauben, dass die Anwenderunternehmen in Großbritannien und den USA nur auf Sinner Schrader gewartet hätten." Die Firma habe sich mit ihren vereinzelten Büros im Ausland daher auch nur ein "hellblaues Auge" geholt, so Sinner. Zudem seien Niederlassungen in London und Rotterdam, die im Rahmen von Projekten gegründet worden waren, inzwischen wieder geschlossen worden. Zwar sei das Thema Internationalisierung nicht ganz vom Tisch, gegenwärtig gebe es jedoch andere Prioritäten.

Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Sinner Schrader den Umsatz unter Einbeziehung der Ende 2000 übernommenen Firma Netmatic um 36 Prozent auf 19,7 Millionen Euro ausbauen. Knapp ein Drittel davon wird inzwischen mit Töchtern der Deutschen-Bank-Gruppe erzielt. Trotzdem spüren auch die Hamburger den Gegenwind der Rezession, denn potenzielle Kunden würden spätestens seit den Terroranschlägen des 11. September Projekte verschieben. Vorbeugen will Sinner Schrader mit einem finanziellen Polster von rund 29 Millionen Euro zum Bilanzstichtag. Zudem seien verschiedene Konkurrenten auf der Strecke geblieben, was den Wettbewerbsdruck mindere.