Britischer Software-Anbieter attestiert Mängel

Sind Compaq-PCs fit für das Jahr 2000?

19.06.1998

Auslöser der Vorwürfe von Prove it 2000, einem Anbieter von Softwarewerkzeugen für den Übergang ins nächste Jahrhundert, war eine Produktanzeige Compaqs in einer britischen Tageszeitung. Der Hersteller hatte unter anderem mit der Jahr-2000-Fähigkeit seiner PCs geworben. Prove-it-CEO Richard Coppel argumentiert, Compaq habe bei seinen Jahr-2000-Tests Verfahren angewandt, die die Echtzeituhr (Real Time Clock = RTC) der Rechner außer acht ließen. Deshalb sei keiner der von dem Hersteller angebotenen PCs wirklich gegen Störungen nach dem Jahrhundertwechsel gefeit. Nach Berichten des englischen Brancheninformationsdienstes "Client Server News" hat Prove it daraufhin Beschwerde bei der britischen Werbeaufsichtsbehörde eingereicht.

Compaq hält dem entgegen, man habe Kunden bereits in einem 1997 veröffentlichten und im Januar 1998 aktualisierten White Paper über mögliche Probleme mit der RTC beim Jahrhundertwechsel aufgeklärt. Allerdings würden seriöse Programmierer ohnehin keine Software entwickeln, die das Datum direkt von der RTC statt über das BIOS oder das Betriebssystem abfragen. Insofern habe man das Recht, mit der Jahr-2000-Fähigkeit zu werben. Compaq-PCs würden von dem unabhängigen Unternehmen NSTL getestet, das auch die Überprüfung von Hardware anderer großer Hersteller wie Hewlett-Packard oder Dell vornehme.

Coppel läßt diese Argumentation nicht gelten. Es existierten Anwendungen in den Bereichen Fertigung, Prozesskontrolle oder medizinische Überwachung, wo die millisekundengenaue Zeitnahme der Echtzeituhr dringend benötigt werde. Fehlfunktionen könnten hier gravierende Schäden verursachen. IBM beispielsweise habe nach Tests mit Prove-it-Programmen Mängel an den eigenen PCs erkannt und diese mit Hilfe der angebotenen Methode behoben. Compaq dagegen habe ein entsprechendes Angebot ignoriert.