Starrheit der Sprachkonstrukte behindert die Modellerstellung:

Simulation wird häufig noch unterschätzt

23.08.1985

NÜRNBERG (CW) - Die computerunterstützte Simulation hat die Aufgabe, im Modellversuch das Verhalten eines Systems zu beobachten, um mögliche Probleme zu erkennen und zu lösen. Vor diesem Hintergrund veranstaltete die Dr. Städtler GmbH kürzlich ein Fachseminar zum Thema Angewandte Simulation .

Simulationssprachen bieten bei gutem Entwurf den Vorteil leichter Erlernbarkeit. Als Nachteil wird in Kauf genommen, daß die Sprachkonstrukte durch den Benutzer nicht ergänzt oder verändert werden können.

Die Starrheit der Sprachkonstrukte, so die Aussage eines Tagungsreferenten, behindere die Modellerstellung gravierend. Das gelte insbesondere für anspruchsvolle Modelle, die sehr detailgetreu nachgebildet werden müssen. Die Möglichkeit, der Simulationssprache benutzereigene, in einer höheren Programmiersprache abgefaßte Unterprogramme beizufügen, vermöge nicht alle Probleme zu lösen.

Ein Simulationspaket besteht demgegenüber aus einer Bibliothek von Unterprogrammen, die in einer höheren Programmiersprache geschrieben sind. Der Anwender hat daher direkten Zugang zur Quellfassung. Das bedeutet, daß er die in Form von Unterprogrammen vorliegenden Funktionen des Simulators überprüfen, erweitern oder verändern kann.

Um alle Vorteile eines Programmpaketes nutzen zu können, ist es allerdings erforderlich, daß der Benutzer die Basissprache, in der das Paket geschrieben ist, gut beherrscht.

Hieraus folgt, daß für abbildungstreue Modelluntersuchungen ein Experte auf dem Gebiet der Simulationstechnik erforderlich ist. Der Laienanwender beschränkt sich am besten auf eine einzige Sprache.

Erfahrungsgemäß zeigt sich, so führte der Referent weiter aus, daß der Auftraggeber, der eine Modelluntersuchung durchführen läßt, normalerweise nur unzureichende Kenntnis von den Problemen besitzt, die sich beim Aufbau eines abbildungstreuen Modells ergeben. So wird bereits der Aufwand für die Systemanalyse unterschätzt, der nötig ist, um die für den Modellaufbau erforderlichen Unterlagen bereitzustellen. Hierzu gehören zum Beispiel die genaue Kenntnis über die Wirkungs- und Arbeitsweise des zu untersuchenden realen Systems sowie Angaben über das Verhalten der einzelnen Komponenten. Eine realistische Aufwandsabschätzung wird davon ausgehen, daß mindestens 25 Prozent des Gesamtaufwandes für die Systemanalyse aufgebracht Worden müssen.

Die Kosten für die Modelluntersuchung müssen deutlich niedriger sein als der Betrag, der durch die verbesserte Organisation eingespart wird. Deshalb sind kostenaufwendige Modelluntersuchungen nur gerechtfertigt, wenn es sich um hohe Investitionen handelt und zu erwarten ist, daß sich durch eine besonders sorgfältig geplante Organisation tatsächlich eine Leistungssteigerung erreichen läßt.

Besonders gewarnt werden muß vor dem Vorgehen, das in der Praxis bedauerlicherweise das häufigste ist: Die Planung und der Entwurf der Anlage erfolgten zunächst ohne vorhergehende Modelluntersuchungen. Wenn sich bei der Realisierung Unzulänglichkeiten oder Engpässe ergeben haben, soll dann nachträglich ein Modell Abhilfe schaffen. Derartige Konzepte sind in der Regel mangelhaft vorbereitet, stehen unter hohem Zeitdruck und werden von unerfahrenen Mitarbeitern aufgebaut, die häufig nicht die besten, sondern nur die gerade verfügbaren Werkzeuge einsetzen.