Siemens zieht IT-Tochter in den Konzern

16.10.2006
Die Siemens IT-Solutions and Services (SIS) soll sich auf vier Felder konzentrieren: Outsourcing, IT-Betrieb für Siemens, Softwareentwicklung und IT-Ergänzung von Siemens-Lösungen.

Formal gegründet wird die SIS zum Januar 2007. "Damit ist der Verkauf der SBS vom Tisch", erklärte Kleinfeld in einer Telefonkonferenz. Er sieht vor allem in dem vergrößerten Volumen, das SIS bewältigen soll, und in der Konzentration auf die Siemens-Branchen wichtige Stellhebel. Außerdem profitiere der neue Bereich von der Möglichkeit, in Billiglohnländern Software entwickeln zu lassen.

Offshore bietet Chancen

Besonders die ebenfalls in der SIS aufgehende indische Siemens Information Systems Ltd. eröffne diese Chancen. "Der Rückgriff auf diese Lowcost-Standorte für die Abwicklung großer Kundenprojekte wirkt sich natürlich auf den Kundennutzen aus", nannte Kleinfeld die Vorteile auch für die deutschen Mitarbeiter der SIS. " Das erhöht die Kundenbindung und dadurch langfristig auch die Profitabilität". Außerdem geht er davon aus, dass sich durch größere Offshore-Anteile das Preisniveau verändert und so mehr Projekte gewonnen werden können. Allerdings denkt Kleinfeld "eher nicht" daran, Kernbestandteile der SBS nach Indien zu verlagern.

"IT-Know-how ist einer der Schlüssel für den Erfolg des Siemens-Konzerns", sagte Kleinfeld. "Daher bündeln wir die IT-Lösungs- und Softwarekompetenz." SIS konzentriere sich auf vier Arbeitsfelder. Durch den "Schulterschluss" mit Siemens setzen Kleinfeld und der neu gekürte SIS-Chef Christoph Kollatz darauf, die Lösungspalette der Siemens-Geschäftsbereiche durch IT-Kompetenz zu ergänzen.

SISan der kurzen Leine?

Die beiden redeten viel von einem gemeinsamen Auftritt von SIS und Siemens, erklärten aber nicht, ob die neu geformte Geschäftseinheit selbst verstärkt am Markt auftreten oder ihre Kompetenz vorzugsweise den anderen Siemens-Bereichen andienen will. Die letztgenannte Variante erscheint wahrscheinlicher, weil schon jetzt der Vertrieb der SBS zum Teil vom Siemens-Regionalvertrieb verantwortet wird.

In der Konferenz betonten die Manager, dass sie das Outsourcing-Geschäft wie bisher weiterführen wollen. Außerdem übernimmt SIS wie zuvor bereits SBS den Betrieb der gesamten internen Siemens-IT. Das vierte Feld, das der neue Bereich beackern soll, ist die Entwicklung von Software, die in anderen Siemens-Produkten eingesetzt wird. Auch hier setzen die Konzernarchitekten stark auf preiswerte Offshore-Kapazitäten.

Kleinfeld hob nochmals hervor, dass die Spar- und Margenziele der SBS auch für SIS gelten. Einen weiteren Stellenabau schloss er zwar nicht aus, verwies aber auch darauf, dass er keine zusätzlichen Restrukturierungskosten sehe. Damit dürfte auf absehbare Zeit keine Reduzierung der Belegschaft über das geplante und angekündigte Maß hinaus anstehen. Allerdings sei der Abschluss des Ergänzungstarifvertrags auch mit den SBS-Mitarbeitern enorm wichtig. "Es handelt sich hier um ein Dienstleistungsgeschäft, und dessen Profitabilität wird sehr stark von den Personalkosten beeinflusst", sagte Kleinfeld.

10 000 Mitarbeiter mehr

Der neue Bereich SIS steht für etwa fünf Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt rund 43000 Mitarbeiter. Zu den 33000 SBS-Mitarbeitern kommt noch das Personal vier weiterer IT- und Softwarehäuser des Konzerns hinzu. Zu SIS hinzustoßen sollen Program and System Engineering (PSE) aus Wien, die indische Siemens Information Systems Ltd. (SISL), die griechische Development Innovation and Projects (DIP) sowie das Schweizer Business Innovation Center (BIC). (ciw)