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Siemens wird radikal umgebaut - Gewinne steigen

25.07.2007
Der Siemens-Konzern setzt seinen radikalen Umbau mit dem Verkauf des Autozulieferers VDO und einem Milliarden-Zukauf in den USA unter dem neuen Chef Peter Löscher mit hohem Tempo fort.

"Alles in allem muss Siemens schneller, stärker fokussiert und weniger komplex werden", sagte Löscher am Mittwoch in München. Der Verkauf von VDO mit seinen 50.000 Mitarbeitern und die Stärkung des Zukunftsfeldes Medizintechnik durch den Kauf der US-Firma Dade Behring seien bereits Teil dieser Strategie. In den weiteren Umbau geht Siemens mit gehörigem Rückenwind. Umsatz und operatives Ergebnis legten im abgelaufenen Quartal deutlich zu.

Der Siemens-Aufsichtsrat segnete am Mittwoch die weit reichenden Portfolio-Veränderungen ab. VDO.wird für 11,4 Milliarden Euro an Conti verkauft. Ursprünglich war ein Börsengang von VDO geplant. Allerdings zahlt Conti nun deutlich mehr, als dabei nach Einschätzung von Analysten zu erzielen gewesen wäre. Im Gegenzug will Siemens rund sieben Milliarden Dollar für Dade Behring auf den Tisch legen. Das Unternehmen ist im Bereich der medizinischen Labordiagnostik aktiv. Im vergangenen Jahr hatte Siemens in diesem Feld bereits die Diagnostic Products Corp und Bayer Diagnostics erworben. Nun sei man "in der Position, die Nummer eins in der Labordiagnostik zu werden", hieß es in einer Mitteilung.

Geschäftlich ist Siemens weiterhin gut unterwegs. Im dritten Quartal 2006/07 (30. Juni) stiegen die Erlöse um acht Prozent auf 20,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis der Bereiche - für Siemens wichtigste Ertragskennziffer - legte um 22 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis der fortgeführten Bereiche sank unter dem Strich allerdings wegen einer Reihe von Sondereffekten deutlich auf 716 Millionen Euro.

Getrübt wurde die Bilanz durch Verluste beim Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks, in das Siemens seine Telekommunikationsaktivitäten eingebracht hatte. Siemens bezifferte das negative Beteiligungsergebnis auf 371 Millionen Euro. Der SBS-Nachfolgebereich SIS weist aktuell einen operativen Gewinn von 66 (Vorjahreszeit: minus 92) Millionen Euro aus. Allerdings ging hier der Free Cash Flow im Jahresvergleich von 158 Milionen Euro auf minus 64 Millionen Euro zurück.

Siemens wurde in den vergangenen Monaten von einem Schmiergeldskandal erschüttert. Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres seien Aufwendungen für externe Berater in Höhe von 188 Millionen Euro angefallen, teilte Siemens mit. Die Höhe der Gesamtbelastungen kann der Konzern noch nicht abschätzen. Es gebe bereits eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten, in denen "Schadenersatzansprüche in substanzieller oder unbestimmter Höhe" geltend gemacht würden.

Löscher ließ keinen Zweifel daran, dass er den radikalen Umbau fortsetzen will. "Im vierten Quartal werde ich mich auf fünf Themen konzentrieren: Compliance, Führungskultur und Organisationsstruktur, Geschäftsportfolio, starke Wachstumsmärkte sowie Innovationen", sagte er. Löscher hatte zum 1. Juli die Nachfolge von Klaus Kleinfeld angetreten, dessen Vertrag im Zuge der Schmiergeldaffäre nicht verlängert wurde. (dpa/tc)