Umstrukturierung geht auf Kosten der Mitarbeiter:

Siemens verringert High-Tech-Arbeitsplätze

21.10.1988

Eine bedauerliche technische Panne: In der Messeausgaben-Hektik wurde in der letzten CW ein Vorspann doppelt abgedruckt und dafür einer weggelassen. Wir bringen hier den dadurch verfälschten Artikel nochmals in voller Länge - mit dem richtigen Vorspann.

Bis zu 4000 Arbeitsplätze wird die Siemens AG im Großraum München nach Berechnungen der IG Metall abbauen. Bis Jahresende 1988 will der Konzern - so die Recherchen der Gewerkschaft - die Zahl der Beschäftigten in der bayerischen Landeshauptstadt auf rund 45 000 verringern. Bis Dezember ginge die Zahl der Arbeitsplätze seit 1986 um 7000 zurück.

"Die ganze Misere ist nicht neu, sondern ein Resultat von Managementfehlern", stellt Harald Flassbeck, erster Bevoll-mächtigter der Münchner IG-Metall-Verwaltungsstelle, fest. Noch vor drei Jahren sei im Unternehmensbereich Kommunikation mit einem Wachstum von 15 Prozent gerechnet worden, jetzt habe man diese Erwartungen in Richtung Null zurückgeschraubt. Offensichtlich solle aus der Belegschaft herausgeholt werden, was in einer falschen Markteinschätzung und Markstrategie versäumt worden sei.

Nach Meinung der Gewerkschafter sind von den Personal-einsparungen bei Siemens vor allem geringer qualifizierte und ältere Arbeitnehmer betroffen. Dabei könne die Bezeichnung "älter" bereits auf 45jährige zutreffen, erläuterte Rudi Mooshammer, Mitglied des Gesamtbetriebsrates und stellvertretender Aufsichts-ratsvorsitzender im Konzern.

Zu den weiteren Sparmaßnahmen gehört nach Vermutungen der IG Metall die bundesweite Reduzierung der Ausbildung um 15 Prozent.

Umstrukturierungen im Konzern seien nötig, um Produkte am Weltmarkt verkaufen zu können. So begründet Joachim Hübner aus dem Zentralbereich Personal die, wie er betonte, noch nicht im Detail festgelegten Pläne.

Die von der IG Metall geschätzten Zahlen dementierte er entschieden. Seinen Aussagen zufolge sind von den erst im Oktober 1989 anstehenden Personalbewegungen nur etwa 2000 Mitarbeiter betroffen. Die Unternehmensleitung würde sich dabei um eine Umschichtung der Arbeitsplätze bemühen und auf Entlassungen - so weit es möglich sei - verzichten. Bei Kündigungen oder altersbedingtem Ausscheiden aus dem Unternehmen würden jedoch Arbeitsplätze nicht wieder besetzt werden.