Unklar, was verschmolzen werden soll

Siemens und Motorola: Joint Venture?

05.10.2001
MÜNCHEN (CW) - Motorola Inc. und Siemens AG verhandeln einem Zeitungsbericht zufolge über die Gründung eines Joint Ventures. Die Verhandlungen befinden sich immer noch in einem unwägbaren Status. Unklar ist, ob die Unternehmen ihre Geschäftseinheiten für den Aufbau drahtloser Netze, die Handy-Sparten oder beide Geschäftsfelder zusammenlegen wollen.

Das Joint Venture könnte ein Unternehmen im Wert von rund 20 bis 25 Milliarden Dollar kreieren, schreibt das "Wall Street Journal" mit Bezug auf Personen, die den Verhandlungen sehr nahe stehen. Der Schachzug kommt zu einem Zeitpunkt, da auch andere Anbieter von Mobilfunktelefonen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben: Philips Electronics NV strukturierte sein Handy-Geschäft um. Am 1. Oktober 2001 ging zudem das Joint Venture an den Start, mit dem Sony Corp. und Ericsson ihre Handy-Sparten zusammenlegten.

Unternehmenssprecher sowohl von Motorola als auch von Siemens kommentierten die Informationen nicht. Motorola musste im abgelaufenen Geschäftsquartal zum ersten Mal seit 16 Jahren einen Vierteljahresverlust bekannt geben.

Siemens revidierte schon im April zur Halbjahresbilanz seine noch im Dezember 2000 rosig gefärbten Zukunftsprognosen. Außerdem haben beide Firmen kräftig in die Entwicklung von Infrastrukturkomponenten für die UMTS-Technologie investiert. Die Hard- und Softwarekomponenten für künftige Mobilfunktechnologien, also die Antennensysteme mit ihren Funkzellen, die Netzcomputer, Switching-Systeme zur Vermittlung von Gesprächen in andere Netze sowie die Serviceadministration inklusive der Abrechnungssysteme, und auch die Entwicklung von Software verschlingen Milliardenbeträge.

Einen Teil dieser Investitionen wollten sich Ericsson, Motorola, Siemens etc. von Netzbetreibern für die Nutzung der Mobilfunkinfrastruktur wieder zurückholen. Wegen der explodierenden Kosten haben diese Carrier und UMTS-Lizenzinhaber wie die Deutsche Telekom und Viag Intercom genauso wie Mobilcom und E-Plus aber Vereinbarungen getroffen, ihre UMTS-Netze gemeinsam zu betreiben. Durch diese Kooperationen von Konkurrenten fällt für die Ausrüster wie Siemens und Motorola Kundschaft weg. Da die Netzbetreiber zudem die Komponentenlieferanten gegeneinander ausspielen, geraten diese unter zunehmenden Druck und müssen ihre Umsatz- und Gewinnerwartungen erheblich reduzieren.