Großkonzerne beteiligen sich je zur Hälfte am Joint-venture im PCM-Geschäft:

Siemens und BASF ziehen jetzt an einem Strang

07.11.1986

FRANKFURT/MÜNCHEN (CW) Die Allianz zwischen dem Elektrogiganten und dem Chemieriesen Ist besiegelt. Die neue Tochtergesellschaft der Siemens AG und der BASF AG für den PCM-Markt ist gegründet.

Das neue Unternehmen ist laut gemeinsamer Erklärung der "Eltern" größter Anbieter kompatibler Rechnersysteme in Europa. Noch dieses Jahr soll das bislang namenlose Kind getauft werden. Einwände des Kartellamts erwarten BASF und Siemens nicht.

Mit 80 Millionen Mark Stammkapital ausgestattet, wird das Joint-venture am 1. Januar an den Start gehen. Während man sich bei der finanziellen Beteiligung auf eine Fifty-fifty-Lösung einigte, zeigen sich bei der Arbeitsteilung im Vorstand die unterschiedlichen Schwerpunkte des Engagements bei der neuen Gesellschaft. Die BASF hat die Kontrolle über Vertrieb und Technik, und sie stellt den Vorsitzenden der Führungscrew. Auf Siemens entfallen abgesehen von der kaufmännischen Leitung - untergeordnete Positionen. So wird Rolf Brillinger den Vorsitz der Geschäftsleitung übernehmen; ebenfalls von der BASF werden Hans Dieter Jonescheit und Ramon Gil in das Gremium delegiert, ersterer als Vetriebsgeschäftsführer, der auch das Marketing unter sich hat, letzterer leitet den Bereich Technik. Die Siemensianer in der Geschäftsführung sind Horst Kinzius-Franken (Finanzchef und Stellvertreter von Brillinger), Detlef Jaeschke und Hans Sterr (Generalbevollmächtigte Direktoren für den Vertrieb beziehungsweise den technischen Kundendienst im Inland).

Mehr als die Hälfte des Umsatzes von "über einer Milliarde Mark", der 1987 erwirtschaftet werden soll, will die neue Firma im Inland erzielen. Die Aussage deutet darauf hin, daß ein Zuwachs nicht fest eingeplant wird: Im letzten Jahr hatte der BASF-Geschäftsbereich Datentechnik mit Geräten 600 Millionen Mark umgesetzt, zu denen sich Siemens-Einnahmen im betroffenen Mainframebereich (ohne BS2000-Rechner) von etwa einer halben Milliarde addieren. Allerdings verkündete der BASF-Unternehmensbereichsleiter Informationssysteme, Professor Manfred Heckle, sein Haus verzeichne in diesem Jahr bisher ein Plus von 25 Prozent bei kompatiblen Systemen. Dies wäre ein Indiz für einen drastischen Umsatzrückgang bei Siemens seit Bekanntwerden der Lizenzquerelen des Lieferanten Fujitsu mit der IBM.

Der zweite DV-Umsatzträger der Ludwigshafener, die Speichermedien, bleibt in der Chemie-Muttergesellschaft beheimatet. Von insgesamt 1000 Mitarbeitern des neuen Unternehmens ist die Rede; der Anteil der BASF an der Belegschaft dürfte bei 800 Arbeitnehmern liegen, von denen 400 im Ausland beschäftigt sind.

In ersten Reaktionen in der Branche auf das Zustandekommen der Fusion der beiden PCM-Geschäftsbereiche zweifelten Insider verstärkt die Überlebenschancen des Mitbewerbers NAS auf dem deutschen Markt an. Auswirkungen auf Nixdorf hingegen gelten als weniger wahrscheinlich, bezogen die Paderborner doch ohnehin ihre Hitachi-Rechner aus Ludwigshafen.